Rhein-Berg – Durchziehende Wölfe hat es im Königsforst schon einige gegeben. Jetzt aber verdichten sich Hinweise, dass ein Wolf auch für länger bleiben könnte. Schäfermeister Thomas Stumpf vermutet, dass in Rösrath bereits seit mehreren Wochen ein Wolf ansässig ist. Im Naturschutzbeirat des Kreises berichtete er von Spuren „exakt an denselben Stellen wie vor fünf Jahren“.
Damals waren zwei seiner Ziegen bei Rösrath-Menzlingen von einem Wolf gerissen worden. Im April 2016 war das der erste Wolfsnachweis im Rheinisch-Bergischen Kreis gewesen. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht Stumpf auch von Hinweisen aus dem Kupfersiefer Tal, ein Seitental des Sülztals im Süden von Rösrath.
Hund oder Wolf? Gen-Analyse soll Klarheit bringen
Der zuständige Wolfsberater Dietmar Birkhahn bestätigt, dass es nach dem jüngsten Wolfskotnachweis aus dem Königsforst (auf Bergisch Gladbacher Stadtgebiet) weitere mutmaßliche Wolfskotfunde aus der Region gebe. Allerdings stehe bei diesen noch die Gen-Analyse aus, so dass man noch nicht sicher sagen könne, ob sie tatsächlich von einem Wolf stammten. Auch gebe es ein Video und Fotos, aber auch deren Qualität sei zu schlecht, als dass sich sicher sagen ließe, dass darauf ein Wolf zu sehen sei oder ob es sich nicht doch um einen Hund handele, so Wolfsberater Birkhahn. Möglich sei auch, dass sich ein Wolf für einige Wochen oder auch für ein halbes Jahr in einem Gebiet aufhalte, dann aber weiterziehe, ohne ein Revier zu besetzen. So sei dies auch bei der 2019 mehrfach in einem Waldgebiet bei Engelskirchen nachgewiesenen Wölfin gewesen.
Wie berichtet hatte das zuständige Landesumweltamt Mitte Juni veröffentlicht, dass eine am 29. April auf Bergisch Gladbacher Stadtgebiet im Königsforst gefundene Losung (Kot) sicher von einem Wolf stamme. Einem einzelnen Tier ließe sich das Genmaterial aus den Exkrementen allerdings damals nicht zuordnen. „Bei Regen zersetzt sich das sehr schnell“, hatte Birkhahn damals erläutert.
Wolfsniederlassung in Königsforst nicht auszuschließen
Grundsätzlich hatte der Wolfsberater schon da nicht ausgeschlossen, dass sich ein Wolf dauerhaft im Königsforst und Umgebung niederlassen könne. Langfristig sei sogar damit zu rechnen, dass sich der Wolf auch in bislang nicht besetzten Revieren wie dem Königsforst oder dem Wald bei Engelskirchen niederlasse, in denen bislang vor allem durchziehende Tiere nachgewiesen worden waren. Die Reviere würden in der Regel von weiblichen Tiere ausgesucht, die dann auf den passenden Rüden warten würden, um ein Rudel zu gründen, so Birkhahn. Insbesondere darauf gebe es allerdings bislang keine Hinweise, so der für das Lanuv tätige Wolfsberater am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Am Donnerstagabend hatte sich Birkhahn mit seinen Kollegen aus der Umgebung in einer Videokonferenz ausgetauscht – auch wegen der „Bewegung“, die sich derzeit wie berichtet rund um das Leuscheider Rudel im „Wolfsgebiet Oberbergisches Land“ erkennen lässt. Ergebnis: „Wir müssen die Ergebnisse der jüngsten Funde abwarten, bevor wir hoffentlich etwas Sichereres sagen können“, so der Wolfsberater.
Da ein großer Teil von Rhein-Berg zur Pufferzone des 2020 ausgewiesenen „Wolfsgebiets Oberbergisches Land“ gehört, können Halter von Nutztieren bei der Anschaffung von Schutzmaterial wie wolfsfesten Zäunen oder Herdenschutzhunden finanzielle Unterstützung erhalten. Förderanträge können an die Bezirksregierung Köln gestellt werden.