Overath – Unter anderem in Overath ist ein Dokumentarfilm gedreht worden, der nächstes Jahr wahrscheinlich in der ARD und ausgewählten Kinos zu sehen sein wird. „Ganz – Die wahre Geschichte des VW Käfers“ wird der Film heißen, nach Josef Ganz, dessen Konstruktionen wesentlichen Anteil an der Geschichte des VW Käfers hatten, auch wenn dies bereits zu seinen Lebzeiten bestritten wurde – von den damals herrschenden Nationalsozialisten.
Der Overather Produzent des Filmes, Carl-Ludwig Rettinger, erzählt mit großer Begeisterung von der dramatischen und absurden Geschichte, die sich um das einstige Kultauto der Deutschen rankt. Denn der Wiener Josef Ganz (1898 – 1967), der auch im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, war nicht nur ein hervorragender Ingenieur, sondern auch ein scharfzüngiger Journalist.
Die Autos zu seiner Zeit, die nur für die ganz Reichen gebaut wurden, kritisierte Ganz. Es seien im Grunde immer noch Kutschen, zu groß, zu gefährlich und vor allem zu teuer für die normalen Menschen. Ganz träumte von einem Auto, das nicht mehr als 1000 Reichsmark kosten sollte.
Ganz baute den „Maikäfer“
Zuerst baute Ganz den „Maikäfer“. 1933 stellte Ganz seinen Prototyp „Standard Superior“ auf der „Internationalen Automobil Ausstellung“ (IAA) in Berlin vor und fand einen begeisterten Ausstellungsbesucher, der dieses Auto für die ganz normalen Leute unbedingt in großem Umfang gebaut sehen wollte: Adolf Hitler.
Das Problem für Josef Ganz lag auf der Hand, denn er war Jude. Rettinger: „Ganz wurde unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und saß im Gefängnis. Und ihm wurde nahegelegt, dass er seine Patente rausrückt.“ Das aber habe Ganz nicht getan. In der Anfangszeit des Nationalsozialismus war die Justiz noch nicht sofort komplett gleichgeschaltet, deshalb konnte Ganz freikommen und in die Schweiz gehen.
Doch dann seien ihm die Patente doch entzogen worden. „Einfach so. Gleichzeitig wird Ferdinand Porsche damit beauftragt, einen Volkswagen zu entwickeln“, so Rettinger. Doch das grundlegende Konzept des VW Käfers stamme von Josef Ganz. „Aber nach wie vor ist es nicht offizielle Schreibweise von VW, dass im Prinzip der Mastermind hinter dem Käfer Josef Ganz war.“
Rente im letzten Lebensjahr zugestanden
Sein ganzes Leben habe Ganz versucht, zunächst aus der Schweiz und später von Australien aus, eine Anerkennung dafür zu bekommen. Erst in seinem letzten Lebensjahr gestand ihm VW-Direktor Heinrich Nordhoff eine Rente zu, zu spät für Ganz, der verarmt 1967 starb. Ein entscheidender Grund für Rettinger, sich mit Herzblut an dieses Filmprojekt zu begeben: „Ich fand es so wichtig, dass man diesen Josef Ganz zurückholt in die Geschichtsschreibung.“
Der Film wird von Rettingers Firma „Lichtblick Film“ gemeinsam mit einer holländischen Firma produziert. Auftraggeber sind der WDR und ein holländischer Sender, finanziert wird das Projekt unter anderem von der Filmförderung NRW und einer holländischen Filmförderung. Der Niederländer Paul Schilperoord hatte die ganze Geschichte in seinem Buch aufgedeckt.
Unterstützung hatte er von dem Groß-Neffen von Ganz, Lorenz Schmid. Voraussichtlich wird „Ganz“ seinen ersten großen Auftritt auf der Berlinale Anfang 2019 haben.