Bergisch Gladbach – Sie ist glatt und eben, breit und übersichtlich – die Fußgängerzone in Bergisch Gladbach. Angesichts dieser guten Streckeneigenschaften fällt es den meisten Radfahrern schwer, auf der Hauptstraße ihr Fahrrad zu schieben. Doch so wollen es Rat und Verwaltung der Stadt. Das Radfahren in der Fußgängerzone wird und wurde vielfach diskutiert, bleibt aber verboten. Nicht nur die Stadt Köln mit ihrem Vorstoß, das Radeln auf den Einkaufsmeilen Schildergasse und Hohe Straße zumindest nach Geschäftsschluss zu erlauben, auch das Mobilitätskonzept, an dem die Stadt zurzeit arbeitet, bringt Bewegung in das Thema.
„Die Verbesserung der Radfahrsituation in Bergisch Gladbach ist ein großes Anliegen der Stadt“, versichert Martin Rölen, Sprecher der Stadtverwaltung. Der Ausbau des Radwegenetzes sei ein wichtiger Teil des Mobilitätskonzeptes. An der Beratung würden die Bürger im Laufe dieses Jahres beteiligt. Rölen: „Dann wird die Frage, ob die Fußgängerzone für Radfahrer freigegeben werden soll, sicher erneut auf dem Prüfstand stehen.“
Vielen Radlern in der Stadt und Sven Bersch ist das nur recht. „Die Öffnung der Fußgängerzone ist für uns der wichtigstes Punkt beim Ausbau des Radwegenetzes in Bergisch Gladbach“, betont der Kreisvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Der Verein fordert eine Öffnung rund um die Uhr, nicht nur abends, wenn die Geschäfte geschlossen sind. „Die Hauptstraße ist neu ausgebaut und bietet an, dass sich Fußgänger und Radler dort bewegen“, erklärt Bersch. Zum Aspekt der Sicherheit für die Fußgänger stellt er klar: „Der Radfahrer ist Gast in einer Fußgängerzone, muss langsam fahren, und hat die Verantwortung, darauf zu achten, dass er Kinder und Erwachsene nicht behindert oder gar gefährdet.“ Fußgänger sollen sich frei bewegen können.
Bedenken in puncto Sicherheit
Und das klappt bereits in einigen Städten. „Immer mehr Städte geben ihre Fußgängerzone für Radfahrer frei. Denn davon profitieren auch die Geschäfte und machen höhere Umsätze“, sagt Bersch. Ein Beispiel dafür, wie gut es klappen kann, sei die Stadt Brühl im Rhein-Erft-Kreis. In den 80er-Jahren begann man dort den Radverkehr intensiv zu fördern. Unter anderem wurde die Fußgängerzone für Radfahrer geöffnet.
In Bergisch Gladbach überwiegen seit langem die Bedenken in puncto Sicherheit für die Fußgänger. „Dieses Problem besteht auch nach Geschäftsschluss“, sagt Rölen. Er räumt ein, dass die alternativen Radfahrstrecken Stationsstraße und An der Gohrsmühle nicht ideal seien. „Doch wenn wir die Fußgängerzone für bestimmte Zeiten zum Radfahren öffnen, kann es passieren, dass die Radler diese Zeiten nicht einhalten. Das ist in anderen Städten passiert“, erklärt der Pressesprecher. Der Verkehrsausschuss bekräftigte das Radfahrverbot in der Fußgängerzone zuletzt im Februar 2012 mit deutlicher Stimmenmehrheit.
Unfallsituation unauffällig
Wenn sich die Stadt für die Öffnung für Radfahrer entscheidet, ist die Kreispolizei Rhein-Berg beim Abstimmungsverfahren mit im Boot. „Wir lehnen das nicht pauschal ab. Die Schloßstraße in Bensberg zu öffnen haben wir unterstützt. Die Unfallsituation ist seitdem dort unauffällig“, berichtet Ulrich Schramm, Leiter der Verkehrsunfallprävention. Auffällig ist dagegen die Unfallsituation mit Radfahrern entlang der Straße An der Gohrsmühle – eine der Alternativstrecken zur Hauptstraße. Schramm: „Zwischen Driescher Kreisel und Stadthaus sind viele Radler entgegen der Fahrtrichtung unterwegs. Damit rechnen die Autofahrer nicht. Aber das Verhalten der Radfahrer macht deutlich, dass hier ein klares Bedürfnis besteht, unkompliziert in die Innenstadt zu kommen.“ Bevor die Polizei eine Freigabe der Hauptstraße für Radler unterstützen würde, müsste der Übergang in den Driescher Kreisel entschärft werden, so Schramm. Denn die Stelle sei heute schon problematisch. „Grundsätzlich ist die Fußgängerzone gut ausgebaut. Um Radfahrer zuzulassen, käme es darauf an, wie die Stadt es realisieren will“, sagt Schramm zu einer möglichen Öffnung.