Sämtliche Autobahnauffahrten blockieren Landwirte und Spediteure seit dem frühen Morgen (8.1.) fast komplett. Bummelfahrten bremsen den Verkehr.
Liveblog zum BauerprotestLandwirte bremsen Rhein-Berg aus – Misteimer für Politik
15.27 Uhr: Polizei zieht positive Bilanz der Proteste in Rhein-Berg
Obgleich deutlich mehr Protestierende unterwegs waren, als vorab erwartet – Polizeisprecher Christian Tholl zog am Nachmittag auf Nachfrage der Redaktion eine positive Bilanz: Es sei alles friedlich verlaufen, es habe keine Straftat geahndet werden müssen – „alles unproblematisch“.
13 Uhr: Alle Misteimer sind abgeben, Landwirte sehen Aktion als Erfolg
„Wir sind überall nett empfangen worden“, sagt Kreislandwirt Peter Lautz, nachdem an der Kreisgeschäftsstelle der CDU auch der letzte Mistkübel samt Petition abgegeben worden ist. Hier hat sie ein Bundespolitiker entgegen genommen: Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke, Mitglied der Opposition im Bundestag. Er zeigt sich entsprechend offen für die Forderungen der Protestierenden.
Bei der FDP hat Kreisgeschäftsführerin Elke Matt die protestierenden Landwirte empfangen, bei der SPD war es die Landtagsabgeordnete Tülay Durdu. Kreislandwirt Lautz wertet die Aktion mit rund 120 Traktoren, Spediteuren, Handwerkern und anderen Unterstützern als Erfolg. „Ob wir wirklich erfolgreich waren, wird sich zeigen, wenn die Politik in Berlin auch wirklich zurückrudert“, sagt Lautz. Plakate mit Aufschriften wie „Weg mit der Ampel“ sieht er nicht als wörtlich zu nehmende Forderung. „Uns kommt es nur darauf an, dass die geplanten Änderungen, was uns angeht, komplett zurückgenommen werden“, so Lautz, der selbst CDU-Politiker ist.
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Mit rechten Trittbrettfahrern wolle man nichts zu tun habe, sagt Lautz. „Da waren wir immer schon ganz deutlich. Uns geht es um die Sache und keineswegs darum, einen Umsturz zu organisieren.“
11.40 Uhr: Erster Misteimer bei den Grünen abgegeben
Die Mitarbeiterin des Grünen Bundestagsabgeordneten Maik Außendorf, Elisabeth Watzlawek, hat den ersten Misteimer der Landwirte in der Kreisgeschäftsstelle der Grünen in Empfang genommen. Außendorf selbst habe Termine, heißt es vor Ort. Kreislandwirt Peter Lautz ist dennoch froh, dass er die Petition von Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft abgeben kann und zugesagt wird, sie an die entscheidenden Stellen in Berlin weiterzuleiten.
Unter dem Titel „5 vor 12!“ fordern die Verbände von Land- und Forstwirtschaft sowie Gartenbau vor allem, dass die Agrardieselregelung unverändert fortgeführt wird.
10.55 Uhr: Hupen und Warten in der Bergisch Gladbacher Stadtmitte
Über die Reuterstraße hat der Protestzug die Parteizentrale der Grünen an der Paffrather Straße erreicht. Traktor- und Lkw-Hupen sind in der gesamten Stadtmitte zu hören. Auf einer Reihe von Straßen geht jetzt nichts mehr.
10.30 Uhr: Der Protestzug setzt sich Richtung Innenstadt in Bewegung
Gleich dürfte auf den Straßen in der Gladbacher Stadtmitte nur noch wenig gehen. Der Protestzug der Landwirte und ihrer Unterstützer hat sich vom Hebborner Hof aus in Bewegung gesetzt.
Gleich an der Kreuzung von Odenthaler Straße und Bundesstraße 506 (Hebborner Kreuz) stehen Kinder mit Erzieherinnen am Straßenrand und erwarten die Fahrzeugkolonne.
9.45 Uhr: Eier und Kartoffeln für wartende Autofahrer
Für die Politiker der Berliner Ampelkoalition und der CDU-Opposition im Bundestag hat Landwirt Markus Freihoff aus Kürten-Bechen Mistkübel mit der Aufschrift Nachhaltigkeit mitgebracht. Die Autofahrer, die wegen des Protestzugs zu den Parteizentralen in der Bergisch Gladbacher Innenstadt warten müssen, sollen Eier und Kartoffeln bekommen.
9.30 Uhr: Protestzug formiert sich in Hebborn
Auf dem Hebborner Hof von Kreislandwirt Peter Lautz formiert sich ein Protestzug von Landwirten, Spediteuren, Handwerkern und anderen Unterstützern des bundesweites Protestes. Gemeinsam soll es gleich zu den Parteizentralen von Grünen, FDP, SPD und CDU gehen. Dort wollen die Landwirte Mistkübel abliefern.
Noch verzögert sich allerdings die Abfahrt, da noch auf einen Konvoi aus Richtung Wermelskirchen gewartet wird.
9.00 Uhr: A4 ist nur noch einspurig
Auf der A4 in Richtung Köln geht's im Bergischen nur noch einspurig voran. Der Grund: Landwirte und Transportunternehmer bremsen auf einer Spur den Verkehr stark aus. Es kommt zu langen Staus hinter der Kolonne der Protestierenden.
8.30 Uhr: Sternfahrt nach Bergisch Gladbach
Vielerorts wie in Kürten-Bechen, Overath und Wermelskirchen formieren sich Konvois von Traktoren und anderen Protestierende, um in einer Sternfahrt nach Bergisch Gladbacher zu fahren. Dort ist der Hebborner Hof von Kreislandwirt Peter Lautz der Treffpunkt.
7 Uhr: Verpflegung für Demonstranten
Mitarbeiter der Landmetzgerei Schmidt aus Vilkerath bauen ein Zelt an der A4-Auffahrt Overath auf. Sie unterstützen den Protest der Landwirte. Milchviehhalter Thomas Wester freut sich: „Selten, dass man so viel Unterstützung bekommt.“
6.30 Uhr: Bummelfahrt auf der Bundesstraße
Nur noch im Schneckentempo geht's voran, als mehrere Traktoren sich in Schrittgeschwindigkeit in den Verkehr auf der Bundesstraße 484 in Overath einfädeln – und für „Entschleunigung“ sorgen.
6.15 Uhr: A4-Auffahrt Overath
„Macht weiter so“, ruft ein Autofahrer aus dem geöffneten Fenster und reckt den Daumen in die Höhe. Dabei hat er gerade mehr als eine Viertelstunde warten müssen, bis er über die fast komplett mit Traktoren und Lastwagen blockierte Abbiegespur auf die Autobahn Richtung Köln fahren konnte. Ein anderer ruft zu den im Schneetreiben stehenden Landwirten am Straßenrand hinüber: „Ihr seid die Geilsten!“
Die Unterstützung für die Landwirte, die unter anderem gegen den schrittweisen Wegfall der Agrardieselunterstützung demonstrieren, ist groß. Seit dem frühen Morgen blockieren Landwirte und Speditionen nahezu sämtliche Auffahrten auf die Autobahnen A1 , A3 und A4 im Rheinisch-Bergischen Kreis zumindest teilweise. Nur einzeln werden die Autos durchgelassen. Dabei ist das Protestprogramm erst einmal ein mildes. „Heute heißt die Devise erstmal Entschleunigung“, sagt Landwirt Thomas Wester. „Das Wichtigste ist, dass man uns erstmal sieht.“
„Wir kämpfen ja nicht für eine 35-Stunden- oder sogar Vier-Tage-Woche“, sagt Landwirt Christian Heider. „Bei vielen geht es tatsächlich um die Existenz – obwohl wir immer mindestens 60 Stunden die Woche arbeiten und in der Ernte auch regelmäßig 16 am Tag.“
Mehr als 9000 Euro an Mehrkosten im Monat mache für ihn allein die Mauterhöhung aus, sagt Transportunternehmer Martin Stinn. Der Overather Spediteur hat acht Lastwagen: „Bislang waren das 8000 bis 11.000 Euro Maut im Monat, jetzt sind es mehr als 20.000 Euro“, rechnet er vor. „Wir können das vielleicht noch an die Kunden weitergeben, die Milchwagenfahrer aber mit ihren langjährigen Verträgen mit den Molkereien, müssen das erstmal selbst tragen“, erklärt er, warum er sich dem Protest angeschlossen hat.
Landwirt Stephan Frank aus Overath-Kombach hat die Demonstration in der Sülz-und Aggerstadt angemeldet. „Im Moment haben einige Kollegen noch im Stall zu tun, aber nachher werden wir allein 30 Schlepper haben“, sagt er. Am Vormittag soll es zu einer Sternfahrt nach Bergisch Gladbach gehen.