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Gefesselt und geknebeltOpfer schildern Martyrium – brutaler Überfall im eigenen Haus

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Ein Spezialeinsatzkommando verhinderte Ende Juli mit seinem Zugriff in Schlebusch einen weiteren Überfall.

Leichlingen – Es war dem 89-jährigen Rentner anzusehen, welche Anstrengung es ihn kostete, vor der 14. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts auszusagen.

Mühsam beherrscht, stockend, aber mit fester Stimme schilderte der Zeuge, wie drei der fünf Angeklagten im vergangenen Juni frühmorgens in sein Haus in Dierath eingedrungen waren, ihn und seine Ehefrau gefesselt, geknebelt, bedroht und geschlagen hatten.

Der 23-jährige Robin R. aus Opladen (alle Namen geändert) muss sich dabei besonders brutal und menschenverachtend aufgeführt haben.

Sie habe „im ganzen Leben nicht so einen Horror erlebt“, beschrieb auch die 83-jährige Ehefrau die Szenen, die sich damals abgespielt hatten. Der hochaggressive Wortführer, bei dem es sich um Robin R. handelte, habe immer wieder nach dem Safe und der Münzsammlung gefragt, wobei es in dem Haus zwar tatsächlich einen Safe, aber keine Münzsammlung gab.

„Wir kennen euer Haus genau“, „Wir töten euch alle“, „Wir brennen alles nieder“, habe der junge Mann mehrmals angedroht, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Die Frau wurde so heftig geschlagen, dass sie eine stark blutende Platzwunde im Gesicht, Blutergüsse und Schürfwunden davontrug.

Noch viel schlimmer erging es ihrem Mann. Er wurde derart mit Faustschlägen traktiert, dass er eine Linsenverschiebung im rechten Auge erlitt, die operativ behandelt werden musste. In Lebensgefahr schwebte der 89-Jährige vorübergehend aufgrund einer Hirnblutung, nachdem Robin R. ihn die Treppe zum Keller hinabgestoßen hatte, wo er einen zweiten Safe vermutete.

Erst am Tag seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wurde außerdem eine Stichwunde im rechten Oberschenkel entdeckt. Wann und von wem ihm die zugefügt worden war, konnte der Zeuge allerdings nicht sagen, weil er schon nach den ersten Schlägen stark benommen und zeitweise wohl auch bewusstlos gewesen sei.

Schmuck im Wert von rund 21.000 Euro erbeutet

Etwa eine Dreiviertelstunde hielten die Täter sich im Haus des Ehepaars auf, dann flüchteten sie mit Schmuck im Wert von rund 21 000 Euro und mehr als 600 Euro Bargeld.

Es dauerte danach noch eine Weile, bis sich der 89-Jährige seiner Fesseln entledigen, die Haustür öffnen und um Hilfe rufen konnte. Sekunden später eilte ein benachbartes Ehepaar, beides Kripobeamte, herbei, alarmierte die Kollegen und nahm sich der schwer verletzten Raubopfer in fürsorglichster Weise an, wie die Rentner in ihren Aussagen dankbar betonten. Davon, dass auch nur einer der drei Täter unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, war den Opfern nichts aufgefallen.

Schlechter Traum

Genau das wollen Robin R. und seine Mittäter aber für sich reklamieren. Der 23-Jährige gab gestern eine geständnisähnliche Erklärung ab, in der er einräumte, ein paar Mal „mit der flachen Hand nachgeholfen“ und den 89-Jährigen auch „am Kragen gepackt und ein bisschen durchgeschüttelt“ zu haben.

Im Übrigen sei der ganze Überfall für ihn „wie ein schlechter Traum gewesen“. Kirsten Prömse, die Vorsitzende Richterin, wies ihn und die anderen Angeklagten in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass die Kammer keineswegs alles glauben müsse, was ihr erzählt werde.

Der Prozess wird am Donnerstag nach Aschermittwoch fortgesetzt.

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