Bergisch Gladbach – Die Regionale scheint vorbei zu sein: Hieß nicht ein entscheidender Baustein des ambitionierten Projektes zur City-Neugestaltung „Stadtkulturgarten“? Wurde nicht zur Begründung dieser Neuaufstellung der östlichen Innenstadt stets auf die Vielzahl der Kultureinrichtungen zwischen Markt und Gnadenkirche verwiesen, vom Bergische Löwen über VHS und Forum bis zum Kulturhaus Zanders?
Doch hinter den Kulissen fand ein eher unkultiviertes, um nicht glatt zu sagen hemdsärmeliges Feilschen statt um den Erhalt genau dieses Endpunktes der Kulturmeile. Die Stadt hatte nämlich zum 31. Juli 2010 die Mietverträge für die Stiftung Zanders und den Altenberger-Dom-Verein (ADV), die im ehemaligen Stadtpalais der Familie untergebracht sind, ersatzlos auslaufen lassen – „Zu teuer! Zu hohe Nebenkosten!“ Außerdem wolle man die Kosten für den ADV nicht mehr länger tragen, der gehöre doch ohnehin nach Odenthal.
Inzwischen ist die Kuh vom Eis: Seit Anfang Juli gilt – nach zwei Jahren, in denen die Stadt lediglich die Nebenkosten überwiesen hat – ein neuer Mietvertrag. Die Kosten, bisher laut Auskunft der Stadt im fünfstelligen Bereich, haben sich für den Kämmerer halbiert. Eingesprungen ist der Hausherr selbst, Hans Wolfgang Zanders, der nicht besonders amüsiert ist, dass sein Anteil als Sponsor und Mäzen quasi mittels Daumenschrauben erhöht worden ist. „Ich habe zwischendurch auch mal daran gedacht, das Haus zu verkaufen“, gibt er zu, räumt aber auch ein, dass es schwierig ist, eine andere Nutzung für das Baudenkmal zu finden. Altenwohnung oder Hospiz waren angedacht, aber die Umbaukosten wären erheblich.
Auch die Stadt dachte nach über neue Räume für die Stiftung, zu deren Trägern sie neben Familie und Firma Zanders (heute Metsä Board) sowie dem Landschaftsverband gehört, denn laut Stiftungsver
trag von 1977 ist sie für die „angemessene Unterbringung“ zuständig (die Personalkosten etwa für die halbe Archivstelle trägt die Firma). Wie tief man da eventuell die Latte legen kann, wurde in der Verwaltung ausgiebig ausgelotet.
Vorschläge, die auch von Bürgermeister Lutz Urbach nicht als adäquat angesehen wurden, waren etwa die Unterbringung in einem Bensberger Bunker oder die Einlagerung der Archivbestände in den Depots des Landschaftsverbandes in Oberhausen. In die engere Wahl kam immerhin das ehemalige Bürogebäude der Firma Krantz-TKT an der Straße Am Stadion und schließlich Räume im Werk Gohrsmühle, die Stiftungs-Vorstand und Ex-Zanders-Manager Heinz Halfwassen auftun konnte.
Die Heimkehr der Archive an die Gohrsmühle schien Anfang des Jahres die wahrscheinlichste Lösung, doch dann zog Hans Wolfgang Zanders die Notbremse. „Die Stiftung hat drei Aufgaben: Sammeln, Dokumentieren, Repräsentieren – und insbesondere das letztere kann man doch nicht im Hinterhaus oder Keller eines Verwaltungsgebäudes im Industriegebiet. Kultur muss sichtbar sein im öffentlichen Raum“, kommentiert er seine Entscheidung, bei der Miete erheblich nachzugeben. Man einigte sich auf dem Mietniveau, das auf dem Fabrikgelände gefordert worden wäre – dafür bleiben Stiftung und ADV in den großbürgerliche Räumen an der Hauptstraße beheimatet. Am kommenden Sonntag zum Kultur- und Stadtfest werden sich die Einrichtungen mit einer Offenen Tür präsentieren – zur Feier ihrer Wiedergeburt im 35. Jahr des Bestehens.