Rhein-Berg – „Wir werden den Sachverhalt aufgrund dieser Informationslage im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hinterfragen und hoffen alsbald eine Klärung von dort zu erhalten.“ So äußerte sich der Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Dr. Karlheinz Großgarten, am Samstag in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, zu dem im Bergisch Gladbacher Impfzentrum verfügten Stopp für die Verwendung von Spezialspritzen zur Gewinnung von sieben statt sechs Impfdosen aus einer Biontech/Pfizer-Impfstoffampulle.
Wie berichtet hatte der Leitende Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer die Impfung mit diesen sogenannten Zero-Residual-Spritzen, in die anders als bei konventionellen Spritzen nicht mehr Impfstoff aufgezogen wird, als nachher auch verimpft wird, einstellen müssen, weil offenbar im Gesundheitsministerium noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Verwendung der Spritzen bestand, ohne die aber eine zuverlässige Gewinnung einer siebten Impfstoffdosis aus einer Ampulle laut Meyer nicht möglich ist.
Ministerium hatte Gewinnung von siebter Impfdosis aus einer Ampulle genehmigt
Genau diese Gewinnung einer siebten Impfstoffdosis aber hatte das Ministerium aber zunächst vor zehn Tagen mündlich sowie per E-Mail und in der vergangenen Woche auch noch einmal per Erlass explizit erlaubt. Nach Informationen dieser Zeitung fehlte dabei aber noch eine Stellungnahme des pharmakologischen Leiters. Laut Erlass des Landes sind Pharmazeuten beziehungsweise Apotheker für die Aufbereitung des Impfstoffs in den Impfzentren zuständig.
Auf der Basis der Erlaubnis aus dem NRW-Gesundheitsministeriums, dass eine siebte Impfdosis aus einer Biontech/Pfizer-Impfstoffampulle gewonnen werden darf, hatte der Rheinisch-Bergische Kreis vergangene Woche 25.000 Zero-Residual-Spritzen für das Bergisch Gladbacher Impfzentrum geordert. Am Freitag mussten dann auf Geheiß aus dem Ministeriums wieder die konventionellen Spritzen verwendet werden, mit denen sich laut Impfarzt Meyer nur selten eine siebte Impfdosis aus einer Impfstoffampulle gewinnen lässt, weil mit jeder aufgezogenen Spritze wegen des in ihr enthaltenen Totraumvolumens mehr Impfstoff aus der Ampulle entnommen wird, als am Ende verimpft wird.
Im Kreishaus wollte man den aus Düsseldorf verfügten Verwendungsstopp für die Non-residual-Spritzen vorerst nicht kommentieren. Insider gehen allerdings nach Informationen dieser Zeitung davon aus, dass sich das Problem Anfang der kommenden Woche noch mit dem Gesundheitsministerium klären lässt.
Leitender Impfarzt kann Stopp nicht nachvollziehen
Sollte dies nicht möglich sein, dürfte es laut Impfarzt Meyer nicht gelingen, kontinuierlich die per Erlass erlaubten sieben Impfdosen pro Impfstoffampulle, sogenannte Vial, zu gewinnen. „Gerade angesichts der derzeit noch bestehenden Impfstoffknappheit kann ich das nicht nachvollziehen“, sagt Mediziner Meyer und zitiert einen Kollegen: „Wer langsam impft, sollte sich schämen.“