- Der Vorschlag für einen Umzug der Stadtverwaltung in ein Bürogebäude auf dem Zanders-Gelände an der Gohrsmühle wird rege diskutiert.
- Der Bürgermeister hält an seinen Plänen für einen Neubau am Bahnhof fest.
- Dabei wird bei dem aktuellen Gebäude noch baulich nachgebessert.
Bergisch Gladbach – Nachdem bekannt wurde, dass Teile des Industriereviers auf dem Zanders-Gelände an der Gohrsmühle zum Verkauf stehen, wird in der Stadt heftig diskutiert über die Frage: Ist ein Umzug der Stadtverwaltung in ein Bürogebäude auf dem Zanders-Gelände eine echte Option oder eine Schimäre?
Bürgermeister Lutz Urbach lässt durchblicken, dass seine Sympathien bei einem Neubau am Bahnhof liegen, und kann sich dabei auch der Unterstützung durch neutrale Experten erfreuen. „Wenn wir in eines der Zanders-Gebäude ziehen würden, wäre das das x-te Mal, dass die Stadtverwaltung ihre eigenen Raumbedürfnisse an einem fremden Bauwerk ausrichten müsste, das für ganz andere Zwecke konzipiert worden ist“, gibt Urbach zu bedenken.
Bereits das jetzige Stadthaus, dessen Sanierung im Vergleich zu einem Neubau nach Meinung der Gutachter nicht mehr wirtschaftlich erscheint, ist eine Second-Hand-Verwertung. Es handelt sich eigentlich um zwei völlig verschiedene Gebäude, errichtet um 1960 herum, die in den 90er-Jahren durch einen Zwischentrakt verbunden wurden. Das Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz war früher einmal das Kreishaus, das Stadthaus An der Gohrsmühle war das frühere Finanzamt.
Obwohl die Verwaltung die Gebäude so gut wie abgeschrieben hat, weil sie energetisch und brandschutztechnisch kaum noch angemessen nachzurüsten sind und von den Bürokonzeptionen her hoffnungslos hinter dem Stand der Zeit zurückhängen, wird dort aktuell noch baulich nachgebessert.
Planung bislang ohne Bücherei
„Wegen des Flüchtlingszustroms mussten wir Personal zusetzen und Platz schaffen. Da werden auch die Unterstützungen für die Asylbewerber ausgegeben, und am Zahltag kommen Hunderte. Da in den Fluren zu warten ist nicht mehr zumutbar“, erklärt Pressesprecherin Marion Linnenbrink die Umbaunotwendigkeit. Außerdem sind Dienststellen im Kopfgebäude Hauptstraße 192 untergebracht, das von der VR-Bank für eigene Nutzung erworben worden ist. Diese Verwaltung soll zunächst in das ehemalige Lübbe-Verlagsgebäude an der Senefelder Straße umquartiert werden, bevor sie später ebenfalls in den Neubau am Bahnhof ziehen soll. Der Lübbe-Bürotrakt ist für vier Jahre, maximal acht beim Eigentümer Stadtentwicklungsbetrieb angemietet.
Der verwaltungsintern favorisierte Neubau hat allerdings noch nicht alle Genehmigungshürden genommen. Das Raumprogramm steht, 7525 Quadratmeter Nutzungsbedarf hat man ermittelt – freilich ohne die Bücherei, deren Umzug aus dem Gebäude am Forum-Park zum Bahnhof eine Zusatzoption darstellt. Auch das Forum-Gebäude aus den frühen 70ern muss renoviert werden und weist zeittypische Baumängel und Feuchtigkeitsprobleme auf. Die Sanierungskosten sind aber noch nicht fixiert, und außerdem ist das Grundstück ein Geschenk von Maria Zanders mit Zweckbindung an eine öffentliche Bücherei, wie der Blick in verstaubte alte Akten ergeben hat. Das heißt: Bei einem Abriss dürfte das Grundstück eventuell nicht mehr neu bebaut werden. „Maria Zanders hat Nachkommen, mit denen kann man reden“, sagt Urbach.
Die SPD im Stadtrat will allerdings am Standort Bücherei festhalten. „Die obere Hauptstraße hat schon genug Einbußen erlitten“, erklärt SPD-Fraktionschef Klaus Waldschmidt. „Die Geschäfte haben es da schon sehr schwer. Die Regionale hatte sogar den Vorschlag gemacht, hier den Stadtkulturgarten einzurichten. Da können wir doch nicht noch den letzten Frequenzbringer rausziehen.“ Die Angst vor den Sanierungskosten hält er für verfrüht. „Da gibt es noch keine belastbaren Zahlen.“
Werbung für Neubauprojekt Bahnhof
Derweil war die Stadt erneut beim Düsseldorfer Finanzministerium vorstellig, um für das Neubauprojekt Bahnhof zu werben, denn es kann nur außerhalb des Haushaltssicherungskonzepts mit seinem Kreditdeckel finanziert werden und muss daher als wirtschaftlich absolut überzeugende Lösung dastehen. Um die Kosten zu vergleichen, wurde ein Gutachterbüro hinzugezogen, das Sanierung und Neubau nach der sogenannten Barwert-Methode durchcheckt. Dabei kommt der Neubau besser weg. Für die Zanders-Gebäude muss diese Barwert-Analyse noch erfolgen.
Doch auch ohne Analyse hält Immobilienmakler Heinz P. Hinterecker, Spezialist für Gewerbeflächen, einen Neubau für besser: „Das Angebot von Zanders ist eigentlich nur akzeptabel, wenn man Rohbaupreise zugrunde legt. Sie müssen die Immobilien komplett auskernen, um sie für moderne Büroanforderungen gerecht zu machen. Alleine die Bürotiefen, die man früher hatte, werden heute nicht mehr akzeptiert. Auch so riesige Empfangsflächen will keiner mehr haben.“ Bei einem Neubau könne man sich dagegen exakt an den eigenen Bedürfnissen orientieren. „Das ist ein Investment für 30, 40 Jahre.“
Allerdings ist Hinterecker das Bahnhofsgrundstück zu schade für ein Stadthaus: „Da gehört ein Hotel hin.“ Ein Verkauf würde aber nicht nur die Stadt planerisch weit zurückwerfen. Es würde auch bedeuten, dass man Geld verloren hätte, denn einen Käufer für das Grundstück gab es schon. Stattdessen liegt es in den Büchern des Immobilienbetriebes und kostet Zinsen. Auch aus diesem Grund wird man nur ungern das Steuer herumreißen wollen.