- Die Stadtverwaltung hat versuchsweise zwei Fahrbahnen im Kreisverkehr am Driescher Kreuz markieren lassen.
- Das soll helfen, die häufigen Staus in der Gladbacher Innenstadt zu vermeiden. Autofahrer müssen jetzt besonders umsichtig sein.
Bergisch Gladbach – Wegen seiner 14 Schranken, 22 Ampeln und acht akustischen Signale hat es der Kreisverkehr am Driescher Kreuz schon bei seinem Bau 2008 bundesweit in die Schlagzeilen geschafft. Seit dieser Woche gibt’s den Kreisel auch noch im Doppelpack. Mit Markierungen haben die Verkehrsplaner der Stadt zwei statt einer Spur ausgewiesen. „Versuchsweise“, betont Stadtsprecher Martin Rölen auf Anfrage.
Hintergrund ist die Großbaustelle im Rahmen des Kanalbauprojekts „Strunde hoch vier“ in der Stadtmitte. Die hat seit Monaten zahlreiche Autofahrer dazu bewogen, die Stadtmitte zu umfahren. Folge: Staus auf den Umleitungsstrecken. Der Driescher Kreisel wird dabei zum Nadelöhr: Der Verkehr aus der Stationsstraße staut sich in den Kreisel und bis in die untere Hauptstraße zurück. Dann können oft auch Autofahrer aus der Gohrsmühle nicht mehr in den Kreisel fahren.
Durch die zweispurige Verkehrsführung soll sich das ändern. Der Plan: Der Verkehr, der sich aus der Stationsstraße zurückstaut, ordnet sich auf der äußeren Kreiselspur ein und soll dabei die Kreiseleinfahrt von der Gohrsmühle freilassen. Dann können Autofahrer, die von dort kommen und in Richtung Kalkstraße weiter- oder zurück Richtung Gohrsmühle fahren wollen, die innere Kreiselspur nutzen. Einziges Problem: Beim Ausfahren müssen sie die äußere Kreiselspur erneut überqueren.Laut Kreispolizei handelt es sich dabei um einen Fahrstreifenwechsel (siehe „Die Regeln“).
„Wenn auf der äußeren Spur Fahrzeuge stehen, ist wie beim Einfahren ein Gentleman’s Agreement durch Blickkontakt nötig“, sagt Stadtsprecher Rölen. Laut Simone Wans, Pressesprecherin des ADAC Nordrhein, müssen die im Innenkreis fahrenden Autos „den Vorrang der außen Fahrenden“ beachten. Dies gelte unabhängig davon, ob die Fahrbahn zweispurig markiert sei oder nicht. Tatsächlich hatten sich die Autofahrer schon vor den Markierungsarbeiten ab und an zweispurig aufgestellt und auf der Innenspur den Verkehr von der Gohrsmühle zur Kalkstraße durchfahren lassen. Immer wieder hatte das aber auch zu Verwirrung geführt: Ein einziger Autofahrer, der mittig fuhr, konnte den Kreisel wieder lahm legen. Die Auszeichnung von zwei Fahrspuren soll das verhindern.
Weil es sich auf der äußeren Spur vorwiegend um stehenden oder langsam fahrenden Verkehr handele, sähen die Verkehrsexperten den querenden Verkehr nicht als problematisch an, sagt Stadtsprecher Martin Rölen. Das betreffe auch den Radverkehr: „Es gibt keine Rechtsvorschrift, die Radverkehr im zweispurigen Kreisel verbietet.“ Gleichwohl, so Rölen, gebe es in der Literatur Empfehlungen für die Neuanlage von Kreisverkehren, die die Nutzung durch Fahrräder dort für „nicht vertretbar“ hielten.
Beim Praxistest unserer Redaktion gestern Nachmittag kurz vor Redaktionsschluss zeigte sich, dass das Gros der Radler den Kreisel auf den Radwegen umfuhr. Bei den Autofahrern gab es lediglich dann Probleme, wenn ein Fahrer zu spät vor einer Ausfahrt von der inneren auf die äußere Fahrspur wechseln wollte. Viele Busse mussten zumindest abschnittsweise beide Fahrspuren nutzen, weil sonst die Kurve zur Ausfahrt in die Stationsstraße, wo der Busbahnhof liegt, zu eng war. „Das Ganze ist wie gesagt ein Versuch; die Autofahrer müssen sich daran gewöhnen, und Stadt und Polizei werden die Verkehrssituation beobachten“, sagt Rölen. Nach einem Monat solle Bilanz gezogen werden.
Warum der seit Baubeginn von „Strunde hoch vier“ im Sommer regelmäßig verstopfte Kreisel erst jetzt zweispurig markiert wurde? „Das war schon seit längerem zwischen Stadt und Kreispolizei so besprochen, aber die praktische Umsetzung hat wegen der logistischen Koordination einfach gedauert“, erklärt Rölen. „Aber die Baustelle dauert ja auch noch einige Zeit . . .“
Die Regeln
Für die Verkehrsteilnehmer ändere sich durch die neue Markierung nicht viel, teilte die Kreispolizei gestern auf Nachfrage mit: „Verkehrsteilnehmer im Kreis haben Vorfahrt vor denjenigen, die einbiegen wollen. Beim Einbiegen müssen sie sich entscheiden, auf welchem Fahrstreifen sie fahren möchten. Soll der Fahrstreifen gewechselt oder der Kreisverkehr verlassen werden, ist auf jeden Fall der Blinker zu betätigen. Ebenso darf hierbei der Schulterblick nicht vergessen werden“, so die Polizei.
Unfallhäufungsstelle
Laut Polizei ereigneten sich 2015 zahlreiche Unfälle im Driescher Kreisel, davon sechs mit Verletzten. Bei der Analyse stellte die Polizei fest, dass Autofahrer sowohl beim Einfahren als auch im Kreisverkehr selbst zu schnell waren: „Es kam zu Unfällen zwischen einbiegenden und im Kreisverkehr befindlichen Fahrzeugen.“ Mit der neuen Markierung solle erreicht werden, „die Geschwindigkeiten zu senken und gleichzeitig den zähflüssigen Verkehr in den Spitzenzeiten ein wenig flüssiger zu gestalten“.