Auf einer Zeitreise mit einem historischen Bus auf das frühere Zanders-Werksgelände hat die Lokalredaktion Bergisch Gladbach Überraschendes entdeckt.
Premiere bei LesertourMit dem Oldtimer in die Zanders-Zeit von Bergisch Gladbach
Der Motor des Oldtimer-Busses brummt, die Schranke öffnet sich und gibt den Weg frei in einer Stadt in der Stadt – ein 36 Hektar großes Viertel mit Straßen, Kreuzungen und Zebrastreifen, das in den vergangenen Jahrzehnten nahezu ausschließlich Fahrzeugen von Bergisch Gladbachs letzter großer Papierfabrik vorbehalten war.
Nach dem Abbau der großen Papiermaschine hat das Projektteam für die Umgestaltung des Zanders-Areals zu einem neuen Stadtviertel für das Lesertouren-Programm der Lokalredaktion erstmals eine exklusive Rundfahrt über das Gelände ausgearbeitet.
Langjähriger Zanders-Mitarbeiter führt über das ehemalige Werksgelände
An der Hauptzufahrt steigt Frank Neu ins Redaktionsmobil zu. Der 54-jährige gelernte Betriebsschlosser hat 34 Jahre und neun Monate in der Papierfabrik gearbeitet. Nach deren zweiter Insolvenz und der Schließung war es eine, die das Licht in der Papierfabrik ausmachte. Jetzt schließt er es wieder an, als Mitarbeiter des Liegenschaftsmanagements der Stadt Bergisch Gladbach als neue Eigentümerin des historischen Industrieareals. Denn nach den Demontagen im Zuge des Insolvenzverfahrens seien sämtliche Gebäude nun erst einmal vom Netz. Neu deutet auf Stromaggregate hin, die an einzelnen Hallen stehen und diese mit Strom versorgen.
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Die Fahrgäste im Redaktionsmobil staunen über die Größe des Geländes. Vorbei am Ehrenpark mit Büsten der Vertreter aus der Papiermacher-Dynastie geht es zum Gebäude der ehemaligen Zentralwerkstatt und dem riesigen Papierrollenlager, in dem es 2013 zu einem Großbrand kam. „Wo die Wand damals für die Löscharbeiten geöffnet und später wieder repariert wurde, sieht man bis heute am anderen Farbton“, erklärte Frank Neu den Busgästen.
Vorbei an alter Werkfeuerwehr und Eisenbahndrehscheibe
Die tiefen Hallenschluchten weiten sich, als der Oldtimer-Bus das neue Domizil des Löschzugs Stadtmitte direkt neben der Halle der früheren Zanders-Werkfeuerwehr passiert und an der großen Drehscheibe vorbeifährt, auf der früher Eisenbahnwaggons in unterschiedlichen Richtungen auf dem Industriegelände verteilt wurden.
Feuerwehrfahrzeuge zeigen an, dass im folgenden Gebäude derzeit Teile der Bergisch Gladbacher Feuerwehrschule untergebracht sind. „In dieser Halle wurde früher bei großen Anlässen auch gefeiert“, sagt Frank Neu und deutet auf ein Backsteingebäude. Busfahrer Norbert Kuhl wendet den Bus an und steuert nun nach Anweisung des Fahrtleiters auf das wie eine Reihe von Gebäuden unter Denkmalschutz stehende Kraftwerk zu.
Gebaut wurde es von Dominikus Böhm, dem Vater von Gottfried Böhm. Letzterer schuf unter anderem das Bensberger Rathaus, den Bergischen Löwen, die Herz-Jesu-Kirche Schildgen und das Bethanien Kinderdorf.
Bagger und Arbeiter zertrennen eine „Straße“ weiter ehemalige Industrieanlagen, der Bus biegt um die nächste Ecke und fährt in eine von ungezählten großen Rohrleitungen gerahmte Straße. „Unsere Main Street – schon imposant, oder?“, fragt Frank Neu und Fahrgäste nicken beeindruckt.
Vorbei an großen Wasserbassins, für die laut Neu eine Nachnutzung gesucht werden könnte, und der Ausfahrt zur Cederstraße geht es auf die Außenumfahrtstraße der Papierfabrik. Kleine Bäume wachsen bereits an einer jener Rampen, an der einst das Vorzeigeprodukt aus der Papierfabrik mit Namen Chromolux verladen wurde. Im Schaukasten am Parkplatz Heidkamper Tor, auf dem früher die Werksarbeiter parkten, hängt noch ein Aushang: „Zanders sucht Produktionsmitarbeiter (m/w/d)“ – Relikt aus längst vergangenen Zeiten.
Durch eine Tunneldurchfahrt geht es weit durch die Bensberger Straße unter der Halle hindurch, in der einst die riesige Papiermaschine 3 steht, bevor der Bus am Haupttor aus der Papiergeschichte zurück in die Gegenwart zurückkehrt. Und nicht nur die beeindruckten Fahrgäste sind gespannt auf die Zukunft, in der auf dem Gelände ein neues Stadtquartier entstehen soll.
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