Bergisch Gladbach – Was passiert mit einem Lauf, der ein neues Start- und Zielgebiet bekommt und eine neue Strecke? Er wird neu erfunden. Beim 43. Königsforst-Marathon am Sonntag, 19. März 2017, ist es anders. Er kehrt zu seinen Wurzeln zurück.
Von der Bundesanstalt für Straßenwesen an der Brüderstraße im südlichen Bensberg wandert der Marathonlauf hinauf auf die Kaule. Am Albertus-Magnus-Gymnasiums wird sich das Laufspektakel, das auch über vier Jahrzehnte nach seiner Premiere der größte und wichtigste Straßenlauf im Kreis ist, ausdehnen.
Der Lauf im Königsforst ist überhaupt der einzige Marathon im Rheinisch-Bergischen Kreis und der einzige Straßenlauf im Kreis, zu dem Läufer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern anreisen.
Jochen Baumhof ist der Mann, der den Lauf neu erfindet. Der Vorsitzende der Laufabteilung des TV Refrath hat den Königsforst-Marathon vor zwei Jahren für den TV Refrath übernommen vom Verein Königsforst-Marathon. Baumhof ist überzeugt, dass die Veranstaltung zurückkehrt in den Kreis der großen deutschen Natur- und Landschaftsläufe. Beispielhaft nennt er die Marathonläufe in Monschau und im Schwarzwald: Beide haben einen herausragenden Ruf und sind bereits seit Jahrzehnten populär.
Im vergangenen Jahr hatte der Lauf mit der Aufnahme in den Club der German Road Races, dem Dachverband der wichtigsten deutschen Straßenläufe, die erste große Veränderung erfahren.
Dass Baumhof jetzt den Lauf komplett wandern lässt, hat mit dem Charme der ersten Jahre zu tun. Schon bei der Premiere 1973 startete der damals von der LG Rhein-Berg ausgerichtete Marathonlauf auf der Kaule, seinerzeit an der benachbarten Johannes-Gutenberg-Realschule. „Bis 1983 waren die Läufer auf der Kaule beheimatet“, hat Baumhof recherchiert.
Bei der Kooperation mit dem Albertus-Magnus-Gymnasium und der Stadt setzt Baumhof auf dauerhaft gute Partnerschaft. Es soll ein Lauf der kurzen Wege werden, mit Duschen und Umkleiden in der Schule, mit Siegerehrung in der Aula. Die Straßenbahn, die in Sichtweite hält, mache das Ganze zusätzlich attraktiv. Bei der Bundesanstalt für Straßenwesen sorgten zuletzt übergreifende Ideen für Unruhe, das Außengelände als Quartier für Zuwanderer zu nutzen.
Die Rückbesinnung auf die Anfänge ermöglicht einen Blick auf die Strecke. „Die Kilometer entlang der Landstraße nach Forsbach gibt es nicht mehr“, erklärt Baumhof.
Das große Feld der Läufer auf dem schmalen Rad- und Gehweg sei ihm schon in den vergangenen Jahren als Gefahrenquelle aufgefallen. Nun wird auf dem flachen Bahndamm gelaufen, auf dem bis in den 60ern Jahren die Dampfzüge von Bensberg nach Forsbach schnauften, eine beliebte Laufstrecke.
Etwas südlich an der Landstraße nach Rösrath-Kleineichen wird die erste Verpflegungsstation erreicht. Der Lauf ist so geschnitten, dass keine Straßen überquert werden. Andere Laufpassagen bleiben, etwa die am Rennweg.
Das Zwei-Runden-Schema bleibt, der Halbmarathon auch. Mittlerweile hat der Kölner Streckenvermesser Detlev Ackermann den Parcours amtlich nach Vorgaben des Deutschen Leichtathletikverband (DLV) überprüft. Damit sind für Vereinsläufer mit Startpass Bestzeiten möglich.
Auch der Volksläufer hat Gewissheit, weiterhin exakt 42,195 Kilometzer zu absolvieren. Die Startzeit rückt auf 11 Uhr vor, Zielschluss wird nach 5:45 Stunden sein. „Damit auch alle ins Ziel kommen“, sagt Baumhof.
Der Königsforst-Marathon von 1973 war nicht der erste Marathon im Königsforst. Der TV Refrath, heute Ausrichter, brachte schon Ende der 1960-er-Jahre Vereinsläufer auf eine Marathonstrecke in den Königsforst mit Start und Ziel am Sportplatz Steinbreche in Refrath.
Was heute als Volks-und Jedermannlauf beliebt ist, gab es nicht: Starten durften ausschließlich Vereinsläufer. Erst die in den 1970ern um sich greifende Volkslaufbewegung änderte dies. Der Königsforst-Marathon galt damals als revolutionärer Vorreiter des Laufsports.
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