Bergisch Gladbach – Die Anspannung war enorm. Um 8.30 Uhr stoppten am Montagmorgen planmäßig die Zanders-Pumpen im Pumpenhaus Paas. Dann folgte eine Pause von einer halben Stunde. Um 9 Uhr, mit dem Schlag der Kirchturmuhr von St. Laurentius, lief die städtische Pumpe im Brunnen Buchmühle an und förderte das erste Tiefenwasser in den Hochwasserkanal der Strunde.
Was anschließend folgte, war auch für die Mitarbeiter des Abwasserwerks der Stadt ein Krimi: Steigt das Grundwasser in der Stadt? Sinkt es? Wird womöglich die halbe Stadt überflutet?
Wasser in Tiefgarage des Löwen nicht ausgeschlossen
Tatsächlich sank sogar der Pegel. Und zwar gleich um 80 Zentimeter. Beim Pressetermin am Brunnenhaus berichteten Diplom-Ingenieurin Daniela Reuscher, der Beigeordnete Harald Flügge und Björn Weitzenkamp (Ingenieurbüro Bieske und Partner) von dieser allerersten Messung. Auch Norbert Pfennings, Geschäftsführer des Bürgerhauses Bergischer Löwe, schaute vorbei.
Aus gutem Grund: Gerade der denkmalgeschützte Löwe und dessen Tiefgarage galten und gelten als gefährdet, nasse Füßen wären für Pfennings ein großes Problem. Dass in den nächsten Tagen Wasser von unten eindringt, kann vonseiten der Abwasserexperten allerdings niemand ausschließen.
Keine Daten, wie viel Wasser Zanders benötigt hatte
Eine dicke Schlauchleitung bringt das Wasser aus sieben Meter Tiefe nach oben. Die Leitung führt in den Hochwasserkanal der Strunde. Dieser könne das zusätzliche Wasser problemlos aufnehmen, berichtet die Abwasserexpertin. Der Kanal quert unterirdisch die Stadtmitte und vereinigt sich im Bereich Gohrsmühle mit der Strunde.
80 Liter in der Sekunde pumpte die Stadt gestern ab. „Diese Menge kann in den nächsten Tagen variieren, nach oben oder nach unten“, sagte Daniela Reuscher. Daten, wie viel Grundwasser Zanders bis zur Stilllegung Ende April für die Produktion benötigt hatte, gebe es nicht.
Brunnenhaus nur von Stadtmitarbeitern zu betreten
Innerhalb von zehn Minuten könne das Abwasserwerk jedenfalls reagieren, sollte ein Hilferuf von einem Anlieger kommen. Der Stadt würden aus der Vergangenheit leider sämtliche Werte fehlen, bedauert die Ingenieurin. Der Test sei wichtig: Nicht mehr Wasser als unbedingt erforderlich dürfe abgepumpt werden.
Zu sehen ist in dem ummauerten Brunnenhaus auf dem Gelände des Parkplatzes Buchmühle eigentlich gar nicht viel. Das Gebäude mit seinen hellen Klinkern steht am Rande des Platzes. Treppenstufen führen sehr, sehr weit nach unten. Irgendwo in der Tiefe rauscht dann das Wasser. Betreten dürfen das Brunnenhaus nur die Mitarbeiter der Stadt, dies sei die Vorgabe des Eigentümers, der Zanders Abwicklungs GmbH von Rechtsanwalt Marc d’Avoine.
Pläne der Zanders-Leitungen sehr komplex
Eine kräftige Tauchpumpe, ausgelegt für Industriezwecke, hänge im Becken und bringe das Wasser nach oben, bestätigt Abwasserwerk-Mitarbeiter Wolfgang Haubrich. Mit einem Schwimm-Pegel im Becken werde das Wasserniveau fortwährend kontrolliert. Eine zweite Pumpe sollte im Lauf des Tages per Lkw angeliefert werden, als Ersatz und für Notfälle.
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Die Pläne der alten Zanders-Leitungen seien sehr komplex, bestätigt der Beigeordnete Harald Flügge und wirft auf einem Plan einen genauen Blick auf das Miteinander der Verbindungen. Im Brunnenhaus an der Buchmühle liefen unterschiedliche Verbindungen zusammen, zunächst von zwei Steigleitungen aus dem Bereich des Rosengarten-Parks, dann aus dem sogenannten Tenckhoff-Brunnen, auf Privatgrund an der Laurentiusstraße.
Pumpenhaus auf Papiermühlengelände außer Betrieb
Der Buchmühlen-Brunnen sei daher eher ein Sammler als ein Brunnen. Schließlich gebe es einen uralten ummauerten Stollen als Verbindung zum Pumpenhaus Paas, gelegen an der Straße Schnabelsmühle. Das Pumpsystem der ehemaligen Papierfabrik sei überwiegend stillgelegt, bestätigt Daniela Reuscher.
Das Pumpenhaus auf dem Gelände des Papiermuseums Alte Dombach und an einer Lackiererei im Strundetal seien seit langem außer Betrieb. Nur in Herrenstrunden, in Nähe der Quelle, liefere noch eine Pumpe Wasser für die verbliebene Technik der Papierfabrik.