Bergisch Gladbach – Die Kirmes hat in Bergisch Gladbach manches bewegt. Sogar zu einer Erfindung inspiriert, die heute weltweit dazu verwendet wird, um den Klimawandel abzumildern. Als nämlich der Ingenieur Friedrich Rosengarth Anfang der 1930er Jahre bei einem Kirmesbesuch sah, wie Zuckerwatte hergestellt wurde, kam ihm die Idee, ein ähnliches Verfahren zu nutzen, um aus Glas Glaswatte herzustellen. Das war die Geburtsstunde eines Dämmstoffs, der von Gladbach aus die Welt erobern sollte und der noch heute im Werk der Saint-Gobain Isover G+H AG hergestellt wird. Julia Rosengarth kennt die Erfindung aus dem Eff-eff.
Denn Friedrich Rosengarth war ihr Patenonkel. „Onkel Fritz war so etwas wie der Ersatzopa für mich und meine Schwestern“, sagt sie und zeigt ein Bild, auf dem sie mit ihren beiden Schwestern mit Onkel Fritz zu sehen ist. „Mit der Glaswatte bin ich groß geworden“, erinnert sich Julia Rosengarth an die Gespräche in der Familie und mit ihrem Patenonkel, nach dem in Moitzfeld auch eine Straße benannt ist.
Mit der Glaswatte wurde Gladbacher Industriezweig groß
Mit der Glaswatte ist nicht nur Julia Rosengarth groß geworden, sondern auch ein Gladbacher Industriezweig – neben der Papier- und Kalkproduktion, die ihrerseits mittlerweile bereits Geschichte sind.
Denn die Glaswatte erwies sich durch die zwischen den Glasfäden eingeschlossene Luft als exzellentes Isolationsmaterial. 1931 nahm die Glaswatte GmbH in Gladbach die Produktion auf. Schon 1935 stieg der französische Konzern Saint-Gobain mit einer 50-Prozent-Beteiligung ins Unternehmen ein. Zum 90-jährigen Bestehen, das der Standort im vergangenen Jahr feierte, gab der Konzern einen Plan bekannt, demzufolge das Werk in Bergisch Gladbach in den kommenden Jahren trotz des hohen Energiebedarfs zum Schmelzen des bis zu 80 Prozent aus Altglas bestehenden Rohstoffs klimaneutral umgebaut werden soll.
Am 17. August kommt die Kirmes zurück in die Stadtmitte
„Und irgendwie geht das alles auf die Gladbacher Kirmes zurück“, sagt Julia Rosengarth lächelnd und freut sich, dass am Samstag in einer Woche wieder die Laurentiuskirmes auf dem Konrad-Adenauer-Platz in der Gladbacher Stadtmitte und rund um den Bergischen Löwen öffnet.
Laurentiuskirmes
Eine Schaustellermesse um 10 Uhr in St. Laurentius mit anschließendem Frühstück vor der Kirche bildet am Samstag, 13. August, den Auftakt zur Laurentiuskirmes, die um 12 Uhr von Bürgermeister Frank Stein, Landrat Stephan Santelmann, Kreisdechant Norbert Hörter und Kirmesmacher Burkhardt Unrau eröffnet wird. Auf dem dann bis zum Feuerwerk am Dienstagabend, 16. August, geöffneten Kirmesplatz locken Fahrgeschäfte, Buden und Karussells.
Ab Sonntag, 7. August, 20 Uhr, wird für den Aufbau der Stadthausparkplatz gesperrt, ab dem folgenden Morgen auch die Busspur (Ersatzhaltestelle An der Gohrsmühle), der Wochenmarkt zieht in die Fußgängerzone. (wg)
„Es ist wichtig, dass die Kirmes erhalten bleibt“, sagt Julia Rosengarth. Sie weiß, dass auch für ihren Onkel Fritz die Kirmes zeitlebens eine besondere Bedeutung behalten hat. „Dieses Buch hier habe ich von ihm“, sagt die Bergisch Gladbacherin und zeigt eine Ansicht des Titels von Arthur Calder-Marshalls „Der seltsame Jahrmarkt“.
Das Buch handelt von einem Jahrmarkt, der Kinder mit Behinderung bei einem Besuch verändert, sie in die Lage versetzt, mit ihrer Behinderung ganz neu umzugehen, sie als Stärke zu erfahren und begreifen. Für Julia Rosengarth ein beeindruckender Text.
Mit Burkhardt Unrau schon zusammen im Sand gespielt
Die Gladbacher Kirmes hat auch sie – zunächst unbemerkt – von klein auf begleitet. „Wir beide haben schon zusammen im Sandkasten gespielt“, sagt Gladbachs heutiger Kirmesmacher Burkhardt Unrau, der nicht nur das Volksfest Kirmes über die Corona-Pandemie am Leben gehalten und für es gekämpft hat, sondern der auch stets die besondere Wirkung von Kirmes auf Menschen betont. „In der Corona-Zeit gab es sogar Stimmen, die sagten, Kirmes müsse Menschen vom Arzt verschrieben werden. So heilsam ist sie.“
Wie inspirierend die Gladbacher Kirmes ist, kann man heute in jedem Baustoffhandel und natürlich im Isover G+H-Werk sehen. Wie sie schmeckt, riecht und sich anfühlt, ist ab dem 13. August wieder live in der Gladbacher Stadtmitte zu erleben . . .