Impfarzt Stephan Hinzmann hat sich bereits im Gladbacher Impfzentrum intensiv mit den Impfstoffen auseinandergesetzt.
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Bergisch Gladbach – Stephan Hinzmann war mehr als 40 Jahre Arzt am Gladbacher Marien-Krankenhaus, war in diesem Jahr einer der leitenden Impfärzte im Gladbacher Impfzentrum und koordinierte am Samstag den Einsatz der zehn Ärzte im Impf-Drive-In der Gladbacher Feuerwehr. Über das binnen Wochenfrist offenbar stark zurückgegangene Impfinteresse hat Guido Wagner mit dem Mediziner gesprochen.
Herr Hinzmann, Sie haben auch den Andrang an den vergangenen Wochen gesehen. Was ist Ihre Erklärung dafür, dass heute vergleichsweise wenig Impfwillige kommen?
Hinzmann: Ein Grund kann natürlich sein, dass die Menschen Bedenken haben, weil jetzt mit Moderna-Impfstoff geboostert wird, und sie lieber Biontech-Impfstoff haben wollen.
Sind die Bedenken aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?
Inhaltlich überhaupt nicht. Moderna und Biontech sind von ihrer Bauart fast identisch, beides sind mRNA-Impfstoffe. In jüngsten Studien kann man sogar sehen, dass die Wirkung bei Moderna nach der zweiten Spritze etwas länger anhält als bei Biontech. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich nicht mit Moderna impfen zu lassen.
Aber unter 30-jährige bekommen weiter den Impfstoff von Biontech?
Ja, so wie es von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird, weil im Altersbereich unter 30 Jahren das Auftreten eine Herzmuskelentzündung bei Jungen statistisch etwas häufiger sein kann als bei Biontech. Insgesamt jedoch ist das Risiko in beiden Altersgruppen extrem gering mit ca 20 bis 50 Fällen auf eine Million Impfungen. Die Erkrankung wird unter Behandlung in der Regel nach wenigen Wochen folgenlos überstanden.
Warum haben dann Menschen Bedenken?
Gegebenenfalls war die Kommunikation des Bundesgesundheitsministers da nicht so gut, weil er gesagt hat, dass es noch so viel Moderna gab, und das wegmuss, weil es im Februar abläuft.
Ist das kein guter Grund?
Das ist ein absolut guter Grund. Die ganze Diskussion ist so eine Wohlstandsdiskussion. Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir schon viel früher mehr Moderna-Impfstoff bekommen hätten. Auch weil der nicht erst aufwendig aufbereitet werden muss, sondern sofort in die Spritze aufgezogen werden kann. Aber das ist am Ende genauso wenig entscheidend wie die längere Wirksamkeit von Moderna.
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Was ist dann das Entscheidende?
Entscheidend ist, dass beide Impfstoffe gleichermaßen gut vor einem schweren Verlauf schützen. Und das ist doch das Wichtigste im Kampf gegen Corona. Die Hälfte der Weltbevölkerung wäre froh, wenn sie überhaupt irgendeinen Impfstoff gegen Corona hätten . . .
Was ist dann das beste Argument, die Menschen auch von Moderna zu überzeugen?
(lächelt) Dass der Impfarzt es selbst hat. Ich bin gleich am Anfang mit Moderna geimpft worden, wie übrigens viele Mediziner. Es gibt wirklich keinen Grund, sich nicht mit Moderna impfen zu lassen.
