Bergisch Gladbach – Die Papierfabrik Zanders will 2017 im operativen Geschäft Gewinne schreiben. Geschäftsführer Lennart Schley: „Wir sind absolut im Plan, und ich bin mir sicher, dass wir das schaffen.“ Was nun bei Zanders nicht heißt, dass am Ende an der Gohrsmühle auch Gewinn gemacht wird.
Außerordentliche Ergebnisse, wie etwa die Zahlungen der Betriebsrente (siehe Kasten), können weiter zu einem negativen Betriebsergebnis führen – das Unternehmen macht also insgesamt immer noch Verluste. An der Perspektive für Mutares, dem neuen Eigentümer von Zanders, hat sich nichts geändert: Zanders soll erfolgreich sein, damit das Unternehmen verkauft werden kann.
Richtig ist, dass es nachweislich gute Nachrichten aus dem Papierwerk gibt. Zum Beispiel die Wiederinbetriebnahme der Versuchsanlage. Die war 2008 unter der Regie des finnischen Eigentümers stillgelegt worden. Zwar gab es noch die Abteilung Technologie, aber die war fortan nur noch für die laufenden Maschinen zuständig.
Neue Produkte wurden weder geplant noch ausprobiert. Heute läuft die Versuchsanlage wieder. Die Investitionen für die Inbetriebnahme seien gering gewesen – aber es sei das deutliche Signal gesetzt worden: Zanders lebt.
Getestet werden in der Versuchsanlage neue Papier-Beschichtungen. Denis Eckert arbeitet mit der Anlage und ist seit zwei Jahren in der Abteilung Technologie. Spannend sei es bei Zanders allemal: „Verglichen mit anderen mittelständischen Papierfabriken haben wir sicher die größte Freiheit bei der Entwicklung von neuen Produkten.“
Es werde in verschiedene Richtungen geforscht und experimentiert. Gearbeitet wird beispielsweise an einer undurchlässigen Papierbeschichtung für Pappbecher. Derzeit wird auf den handelsüblichen Pappbechern eine Plastikfolie aufgetragen. Deshalb gehören diese Becher auch nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.
In Deutschland werden statistisch 320.000 der Einwegbecher stündlich verbraucht, pro Jahr sind das fast drei Milliarden Stück. Also ein riesiger Markt. Technisch machbar, so heißt es bei Zanders, sei eine undurchlässige Papierbeschichtung durchaus. Aber sie sei eben teurer. Schley: „Öko hört sich immer gut an, aber es darf eben auch nicht mehr kosten als Nicht-Öko.“
Durch alle Instanzen
Im Streit um die einseitig gekürzte Zanders-Betriebsrente hat das Unternehmen in nur einem Fall Berufung eingelegt. Von 2400 Betroffenen hatten etwa 230 geklagt. Die Berufung sei eingelegt worden, weil man die Rechtssprechung grundsätzlich in Frage stelle und exemplarisch durch alle Instanzen gehen wolle. Mehr als vier Millionen Euro muss Zanders jährlich an Betriebsrenten zahlen, die zu hundert Prozent aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden müssen. (nie)
Auch auf den Markt der Zigarettenverpackung will Zanders sich etablieren. Man beteilige sich wieder an Ausschreibungen. Und wenn ein großer Konzern Zanders den Zuschlag geben würde – erst für eine kleine Menge, dann für eine große –, wirke das wie ein Signal für die ganze Branche. „Wir müssen dem Markt zeigen, dass wir wieder da sind“, sagt Schley. Die jahrzehntelange Konzernzugehörigkeit – erst International Paper, dann Metsä – sei eine Zeit des Stillstandes gewesen.
Realistisch gesehen sei Zanders heute ein mittelständisches Unternehmen mit neuen Nischenprodukten. Wie etwa das neue fettdichte Papier Zanbarrier oder der neue Karton Zanpack. Das Spezialpapier Chromolux bleibt der Klassiker im Angebot der Papierfabrik.
Zu der laufenden Vermarktung der Immobilien will Schley nichts Konkretes sagen. Entscheidend sei, dass jeder Cent, der durch Verkauf oder Vermietung verdient werde, ins Werk gesteckt werde. Skeptisch schaut er auf Vorschläge, das gesamte Areal nach einem städtebaulichen Masterplan zu entwickeln. Zanders habe weder Zeit noch Geld für langfristig angelegte Planspiele.