Ein Zandrianer erzählt, wie er den Auf- und Abbau der PM 3 erlebt hat. Was aus der Halle wird, in der diese sich befand, ist ungewiss.
PapierfabrikWofür die Zanders-Hallen in Zukunft genutzt werden könnten
Was hat sie nicht schon alles hinter sich, die riesige Halle auf dem Zanders-Areal, die die Papiermaschine 3 beherbergt hat. „Vor zwei Jahren hätte ich gesagt, mir ist zum Weinen zumute“, sagt Frank Stugg, früherer Zandrianer. „Aber jetzt richte ich den Blick in die Zukunft.“
34 Jahre, ein halbes Leben lang, hat Frank Stugg in der Papierfabrik gearbeitet. Er war 1992 beim Aufbau der legendären PM 3 dabei, hat sie als Maschinenführer bedient und hat ihren Abbau miterlebt. „Jetzt habe ich damit abgeschlossen und schaue in die Zukunft“, sagt der 53-Jährige.
Industriegebäude doppelt so groß wie die Rhein-Berg-Galerie
Wer über das Fabrikgelände geht, dem muss die Halle einfach auffallen: Länge 230 Meter, Höhe 30 Meter, Breite 25 Meter. Um dies irgendwie fassbar zu machen, zieht Stugg zwei Vergleiche heran. Das Industriegebäude besitze das doppelte Volumen des Kölner Doms. Die Rhein-Berg-Galerie passe zwei Mal hier rein.
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„Ja, hier könnte man richtig viele Geschäfte unterbringen“, schmunzelt Stugg. Man könnte jetzt nochmal ausrechnen, wie viele Fußballfelder, Tennisplätze oder Lastenfahrrad-Plätze da hineinpassen. Oben aufs Dach würden so viele Solarpaneele passen, dass sich das Energieproblem der Großstadt wahrscheinlich erledigt hätte.
Das lang gestreckte Gebäude wurde 1991 eigens für die Unterbringung der PM 3 errichtet. Der Betonbau mit Stahlfundament erzählt von der Industriegeschichte Bergisch Gladbachs. Jetzt wird die Halle nicht mehr gebraucht. Die PM 3 ist in ihre Einzelteile zerlegt und abtransportiert. Die Halle steht leer und natürlich setzt die Diskussion darüber ein, was aus dem gigantischen Bauwerk – von außen mit gelblichem Trapezblech verkleidet – werden könnte.
„Ein Böhm-Bau ist das nicht“, gibt Stugg zu. Aber das Gebäude erzähle von der industriellen Vergangenheit Bergisch Gladbachs, die im 19. Jahrhundert begann und eine große Dynamik entwickelte. In den Hochzeiten arbeiteten hier 3500 Menschen. „Deshalb finde ich es eine sehr gute Idee, hier mit einem Bildungscampus etwas für die Ausbildung der Jugend zu tun“, meint Stugg. Das, was hier an Ort und Stelle an Wissen und Ausbildung verloren gegangen sei, könne so der Nachfolge-Generation auf andere Weise wieder zurückgegeben werden.
Die leeren Räume der Papierfabrik bleiben im Gedächtnis
Heute ist Stugg bei der Stadt angestellt. Er gehört zum Team der Projektgruppe Zanders und ist auf dem 25 Hektar großen Areal verantwortlich für Brandschutz und Sicherheit. Aber die Bilder wollen ihm dennoch nicht aus dem Kopf gehen, wie die Papiermaschine 3 – seinerzeit eine der größten und modernsten in Europa – aufgebaut wurde. Dazu gehörte so Signifikantes wie die drei Lastenkräne, die noch voll funktionstüchtig unter der Decke hin- und her zu gleiten vermögen.
Damals, erinnert sich Stugg, standen an der Seite entlang der Wand die ganzen Einzelteile der Papiermaschine, genau beschriftet, damit man wusste, was wohin kommt. Wobei Einzelteil in diesem Fall eher ein irreführender Begriff ist: „Allein die Presswalzen haben bis zu 45 Tonnen gewogen.“ Als die Papierproduktion noch lief, wurden die Kräne genutzt, um Ersatzteile einzubauen. Zuletzt waren die Kräne jetzt beim Abbau noch einmal im Einsatz. Danach standen die Einzelteile der PM 3 wieder an der Seite, diesmal mit einem QR-Code markiert, bereit zum Abtransport an den neuen Bestimmungsort in die Türkei.
Die Maschine wieder zusammenzusetzen, wie es der neue Besitzer vorhat, sei eine riesige Puzzlearbeit: „Das ist wie, als würde man aus einem Brötchen, aus dem man Paniermehl gemacht hat, wieder ein Brötchen machen.“ Klingt irgendwie unmöglich. Der überwältigende Raumeindruck, so ganz ohne Inventar, wird sich aber sicher auch im Gedächtnis von Frank Stugg festsetzen. Denn so wird es auf lange Sicht nicht bleiben.