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SchloßstraßeTraditionsgeschäft Daubenbüchel in Bergisch Gladbach macht zu

Lesezeit 3 Minuten
Das Ehepaar steht im Geschäft.

Maria und Georg Daubenbüchel an ihrem letzten Tag in ihrem Haushaltewarengeschäft in Bensberg, das seit 153 Jahren in Familienbesitz war.

Am letzten Tag im Haushaltswarengeschäft an der Schloßstraße überschütten die Kunden die Inhaber Maria und Georg Daubenbüchel mit Dank.

Auf dem Plakat am Eingang steht: „Heute letzter Tag“. Das Traditionsgeschäft Haushaltswaren Daubenbüchel hört auf. Damit enden 153 Jahre Verkaufsgeschichte an der Schloßstraße in Bensberg. „Als ich heute Morgen aufstand, hatte ich schon ein komisches Gefühl“, gibt Inhaber Georg Daubenbüchel zu. Aber: Ganz hören die Daubenbüchels nicht auf, sondern werden auch im neuen Laden da sein.

Vor drei Monaten hatte Daubenbüchel noch nicht einmal die ersten Räumungsverkaufsplakate an der Fassade angebracht, da hatte sich die Nachricht von der Schließung schon wie ein Lauffeuer verbreitet.

Am letzten Tag geben sich die Kunden die Klinke in die Hand

Seitdem geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. „Ich brauche nichts“, sagt eine ältere Dame am Donnerstag zu Daubenbüchel, als sie den Laden betritt, „aber ich musste Sie einfach noch einmal sehen.“ Und drückt ihm fest die Hand. „Mir tut es auch sehr leid“, sagt eine weitere Kundin, Anette Hoferichter, die am Messer-Regal steht, „ich liebe solche Läden. Davon gibt es leider nur noch wenige.“

Ein bisschen sieht es im Geschäft aus wie auf einer Baustelle: Teile der Regale sind schon abgebaut. „Aber die Leute kommen trotzdem“, sagt Daubenbüchel, das klingt, als sei er überrascht, wie viele Menschen sein Haushaltsgeschäft kennen und schätzen. Hier bekommt man alles, was mit Küche und Haushalt zu tun hat: Gläser, Porzellan, Messer, Tischdecken, Kaffeeautomaten, Pfannen, Töpfe, Thermoskannen, wirklich alles.

Wir sind jetzt 67 und 68 Jahre alt. Was wir angefangen haben, wollten wir selbst zu Ende bringen
Georg Daubenbüchel, Geschäftsinhaber

Der Familienbetrieb existiert bereits seit 1871 in Bensberg, erzählt Daubenbüchel. Gegründet wurde er vom Urgroßvater Johann Peter Wilhelm Daubenbüchel, Kunstschlossermeister. Zum Beweis zeigt Urenkel Georg die erste handgeschriebene Rechnung vom 20. Mai, die sein Urgroßvater akkurat in Sütterlin geschrieben hat. Zu weiteren Erläuterungen ist leider keine Zeit.

Stammkundin Maria Wickert möchte sich ebenfalls mit Handschlag bedanken: „Für die gute Bedienung in all den Jahren. Ich bin traurig.“ Im Hinausausgehen sagt sie noch: „Das Geschäft war eine Institution.“ Wieder so ein emotionaler Augenblick. Daubenbüchel geht das nahe. „Eine Kundin hat sogar geweint“, sagt er und streicht sich bei dem Gedanken daran über den Arm: „Ich hatte eine Gänsehaut.“

In drei Reihen aufgereiht stehen die Familienmitglieder anlässlich eines Hochzeitfotos.

Ein Foto aus der Chronik der Familie Daubenbüchel aus Bergisch Gladbach-Bensberg: Die Firmengründer sitzen vorne rechts.

Maria und Georg Daubenbüchel übernahmen 1985 nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium das Haushaltswarengeschäft und machten es mit seinen vielen Fachbereichen weit über die Grenzen Bensbergs hinaus bekannt.

„Wir gehen selbstbestimmt“, betont Daubenbüchel und nennt als Hauptgrund eine fehlende familiäre Nachfolge. Die vier Kinder hätten sich beruflich anders orientiert. Es sei also nicht so, dass das Ehepaar etwa keine Lust mehr habe, weiterzumachen. „Wir sind jetzt 67 und 68 Jahre alt. Was wir angefangen haben, wollten wir selbst zu Ende bringen.“

„Wir sind sehr froh, dass wir einen Nachmieter aus derselben Branche gefunden haben“, sagt Daubenbüchel. Mit Stefan Schmitz, Geschäftsführer der Firma Küchenprofi, haben sich die Daubenbüchels einen Experten zum Thema Küche und Kochen ins Geschäft geholt. Auch die meisten Mitarbeiterinnen werden bleiben. „Es war mir ganz wichtig, dass es das Warenangebot für die Küche weiter in Bensberg gibt.“

Die Daubenbüchels machen im neuen Laden weiter

Seine Frau Maria betrachtet die Schließung eher nüchtern. Aus ihr spricht die Geschäftsfrau, wenn sie sagt: „Man spricht davon, dass eine Tradition zu Ende geht. Das sind aber alles immaterielle Werte. Handel ist Wandel.“

Aber auch Maria Daubenbüchel ist froh, dass es für sie und ihren Mann einen „Abschied light“ geben wird. Beide wollen im neuen Laden das fortsetzen, was sie immer am liebsten gemacht haben: „Kunden beraten“. Nicht mehr in Vollzeit und nicht mehr mit der Verantwortung als selbstständige Unternehmer. So, dass immer noch genug Freizeit bleibt.

Was genau ihr dabei vorschwebt? „Das lassen wir alles auf uns zukommen“, sagt sie. Sie habe schon ein ganzes Paket an Ideen. Und dann ist sie schon wieder weg und steht an der Kasse. Am heutigen Freitag sollen die Handwerker für den Umbau kommen.