Bergisch GladbachKirchengemeinde schlägt nach Streit um Flüchtlingswohnung Runden Tisch vor

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Ein Reihenhaus mit Vorgarten.

Weil die Kirchengemeinde St. Nikolaus Bensberg Eigenbedarf angemeldet hat, soll eine Familie aus der Ukraine das Haus verlassen.

Der Rausschmiss der Familie hatte Nachbarn entsetzt. Nun wollen sich die Beteiligten an einen Tisch setzen und auch für die Zukunft Lösungen suchen.  

Es kommt Bewegung in die verhärteten Fronten zwischen der Nachbarschaftsinitiative, die sich für die ukrainische Familie Artemenko einsetzt, und der Leitung der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus. An einem Runden Tisch will man in Kürze miteinander sprechen und hofft auf Annäherung.

Wie berichtet, hatte die Kirchengemeinde Bensberg der Flüchtlingsfamilie Alla Artemenko (40), ihrer Mutter (71), Tochter Tatjana (17) und Sohn David (13) zwei Jahre lang eine bisher leerstehende Dienstwohnung zur Verfügung gestellt, den Vertrag mit der Stadt nach Ablauf des befristeten Mietvertrages jetzt aber nicht mehr verlängert.

Eine Nachbarschaftsinitiative war entsetzt über das Vorgehen

Eine Nachbarschaftsinitiative zeigte sich entsetzt über dieses Vorgehen, das die Familie in Angst und Schrecken versetzt habe, wo sie demnächst unterkommen würde und hatte den Verantwortlichen in der Kirchengemeinde moralisches Versagen vorgeworfen, unter anderem, weil sie nicht im Vorfeld mit der Familie gesprochen habe.

Die Kirchengemeinde hatte mit Eigenbedarf argumentiert, weil im September ein zusätzlicher Priester in Team erwartet werde, der in die Dienstwohnung einziehen solle. Zudem hatte die Gemeinde darauf hingewiesen, dass sie gleich zu Beginn der Flüchtlingswelle aus der Ukraine ihre Bereitschaft zur Hilfe unter Beweis gestellt habe und sich nun an der Wohnungssuche für die Familie aktiv beteiligt habe.

Eine neue Bleibe scheint gefunden

Eine neue Bleibe scheint nun auch gefunden – jedenfalls wenn alles klappt. Es handele sich dabei um eine 83 Quadratmeter große Drei-Zimmerwohnung mit Wohnküche und zwei Schlafzimmern für die Familie, die aus drei Generationen besteht, so Markus Eckstein, Sprecher der Nachbarschaftsinitiative. Weniger Platz als vorher, aber wesentlich mehr als in einem Flüchtlings-Wohncontainer.

Joachim Keppler, Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde, hat nun Kontakt zu den Nachbarn aufgenommen: „Um die allgemein schwierige Situation von Flüchtlingen auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt zu klären und evtl. zukünftige gemeinsame Lösungen zu finden, schlägt Pfarrer Kirchner einen runden Tisch vor, an dem alle Beteiligten ihre Anliegen vorbringen können“, heißt es in einem Schreiben. Damit habe man in anderen Gemeinden gute Erfahrungen gemacht.

Es sei der Gemeinde wichtig, die Situation „ohne Druck zu besprechen und ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, wie Zivilgesellschaft und Institutionen gemeinsam in Zukunft auf Herausforderungen der Wohnungssuche reagieren können“. Dazu sollen auch Vertreter der Stadt Bergisch Gladbach zum Runden Tisch eingeladen werden. Man stehe dem Vorschlag offen gegenüber, sagte Eckstein auf Nachfrage: „Es ist wichtig, miteinander zu sprechen statt übereinander.“

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