Bergisch Gladbach – Das ist ein Vorstoß, der für einigen Wirbel sorgen wird: Die Gladbacher Fußgängerzone soll nach dem Willen der Stadtverwaltung, und gegen die Meinung ihrer Ordnungsbehörde, nach einjähriger Testphase komplett für Radler freigegeben werden.
Fußgänger und Radler müssten sich dann den Verkehrsraum geschwisterlich teilen. Die Öffnung gilt als ein Lieblingsprojekt der städtischen Mobilitätsplaner. Auch die Polizei unterstützt die Öffnungsidee, fordert begleitend dazu eine besser erkennbare Beschilderung.
Umweltspur geplant
Ausschlaggebend für den erneuten Anlauf ist, so die Stadt, die „Förderung der Nahmobilität“, die mit der Radöffnung verbunden sei. Andererseits stehe 2019 der Bau der Umweltspur An der Gohrsmühle bevor, halbwegs parallel zur Fußgängerzone verlaufend. Dies werde den Radverkehr auf diese Achse verlagern. Weniger Radler würden die Fußgängerzone nutzen, das Konfliktpotenzial sinken. Eine verständliche Beschilderung soll begleitend installiert werden und eine groß angelegte Öffentlichkeitskampagne anlaufen.
Seit der Probe-Öffnung vor einem Jahr gibt es die Sperrzeit von 10 bis 17 Uhr, bei der das Radfahren nicht gestattet ist; eine Idee von CDU- und SPD. Davor und danach darf gefahren werden, allerdings mit Schritttempo. Diese komplizierte Zeit-Regelung soll aufgehoben werden. Schieben, nicht schieben, fahren, nicht fahren: Das sorgt seit der Einführung vor etwa einem Jahr für andauernde Diskussionen.
Stattdessen soll künftig grundsätzlich gelten: „Radfahrer frei“. Das ist das, was die Stadt durchsetzen möchte. Einzig bei Veranstaltungen sollen die Festbereiche gesperrt bleiben. Für die Markttage schlägt die Stadt eine Öffnung des Konrad-Adenauer-Platz es ab 15 Uhr vor. Sperrzone bleiben soll nur der schmale, kleine Stich der Grünen Ladenstraße. Aber da fährt sowieso kein Radfahrer.
Schnelle Radler könnte Gefahr für Mitmenschen darstellen
Zustimmen muss eine Mehrheit der Mitglieder im Umweltausschuss, beraten wird am 26. März. Vor anderthalb Jahren hatten CDU und SPD einen ersten Anlauf zur vollständigen Radfahrer-Freigabe ausgebremst und die Sperrzeit durchgesetzt. Fußgänger, insbesondere Kinder, ältere Mitbürger und Menschen mit Handikap benötigten Schutz vor Radlern, die oft sehr schnell durch die Zone rauschten, hieß es damals.
Ausschusssprecher Hermann-Josef Wagner (CDU) zeigt sich deshalb überrascht: „Dieser Vorschlag der Stadt ist mir neu.“ Eine „Wasserstandsmeldung“ wollte der Sprecher am Donnerstag nicht abgeben. Die Beratung in der Arbeitsgruppe, gemeinsam mit Kollegen der SPD-Fraktion, stehe noch aus. Auch seien die Vertreter der Fachbehörden zu diesen Treffen beigeladen.
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Die Linie der Verwaltung erscheint mit Blick aufs Ordnungsamt überraschend uneinheitlich. Acht von zehn Radlern seien zu schnell in der Fußgängerzone unterwegs und stellten eine Gefahr für Passanten dar, heißt es dort klipp und klar. An die Sperrzeit halte sich kaum jemand, die Fußgängerzone werde durchgehend befahren. Angesprochene Radler zeigten teils Verständnis, manche reagierten aber auch mit Beschimpfungen.
Der Ordnungsdienst werde andererseits täglich von Passanten angesprochen, die über die Fahrweise der Radler schimpften. Vor allem ältere Passanten berichteten, dass sie bereits angefahren oder von Radlern gestreift worden seien - polizeilich aufgenommen worden sei im vergangenen Jahr aber kein Unfall. Anders als die Verwaltungsführung lautet das Fazit der Ordnungsbehörde: Von einer weiteren Öffnung für den Radverkehr müsse abgeraten werden.