CDU entsetzt über Ampel-KoalitionStadt Bergisch Gladbach will heimlich Büros mieten
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Bergisch Gladbach – Ein Schnellschuss von Stadt und Ampelkoalition sorgt für große Empörung bei der CDU-Fraktion. Es geht um ein neues Bürogebäude im Stadtteil Heidkamp, dessen Anmietung lediglich nichtöffentlich beraten werden sollte. Dagegen verwahrt sich die Gladbacher CDU-Fraktion energisch.
Bevor konkrete Entscheidungen zu treffen seien, müsse öffentlich über die allgemeine Raumsituation der Verwaltung gesprochen werden, fordert die CDU. Einen umfassenden Fragenkatalog zur Sache hat sie an Bürgermeister Frank Stein (SPD) geschickt. Im Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften sei das Thema Bürogebäude erst am Montag auf die Tagesordnung für die Sitzung am Donnerstag gekommen. Das gehe so nicht, kritisiert die CDU.
Bürogebäude soll gegen Platznot der Verwaltung helfen
Dass die Verwaltung mehr Platz für ihre über 1500 Beschäftigten braucht, ist dabei unstrittig. Freie Büros sind in den Rathäusern Mangelware und die Auswirkungen von Homeoffice, digitalem Wandel und Telearbeit bislang nicht so recht abzuschätzen. Das neue, moderne Stadthaus als Aufstockung des leerstehenden Kaufhauses Rhein-Berg-Passage ist aktuell auch noch Zukunftsmusik. Mitunter scheitert die Personalsuche an fehlenden Büros, wie zuletzt im Planungsbereich geschehen.
Um die Raumnot zu lindern, soll nun das Bürogebäude im Stadtteil Heidkamp kurzfristig aushelfen. Nichtöffentlich habe der Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften mehrheitlich eine entsprechende Empfehlung zur Anmietung abgegeben, berichtet Sprecher Martin Rölen. Am Dienstag werde der Rat als oberstes Gremium abstimmen.
CDU fühlt sich von Ampel und Verwaltung übergangen
Politisch ging es in der Beratung allerdings hoch her. Aus Sicht der CDU-Fraktion hatte die Verwaltung zu kurzfristig das Thema angesetzt, die Unions-Politiker fühlten sich übergangen und auch von der Ampelkoalition nicht rechtzeitig ins Bild gesetzt. Ein CDU-Gegenantrag, einige Punkte in den öffentlichen Teil der Sitzung zu schieben, habe aber keine Mehrheit gefunden, sagt der Sprecher.
Dabei wäre es nicht um Mietangelegenheiten oder die Adresse des Gebäudes gegangen – beides darf nur nichtöffentlich besprochen werden. Zu Visionen der Heimarbeit und des Arbeitens im 21. Jahrhundert hatte es zuletzt im September einen umfassenden Vortrag in der Politik gegeben. Hingewiesen wurde dabei auf die „klassische Zellenstruktur“ der Verwaltungsbüros und auf die ebenso „klassische Papierarbeitsweise“ der Bediensteten. Von der kurzfristigen Anmietung eines Büroobjekts war damals noch keine Rede.
Das in Aussicht gestellte Bürogebäude könnte der Stadt kurzfristig freie Arbeitsräume bieten, die Nähe zur Dienststelle Gustav-Lübbe-Haus (Scheidtbachstraße) für Synergien sorgen. Hier haben aktuell 99 Bedienstete ihren Arbeitsplatz, unter anderem die Abteilung Stadtgrün, das Wahlamt und das Stadtarchiv.
Als akute Sanierungsfälle gelten intern die beiden Verwaltungseinheiten in der Stadtmitte, das Stadthaus „Hauptstraße 192“ (70 Mitarbeiter) und das Stadthaus „An der Gohrsmühle“ (284 Mitarbeiter), Gebäude aus den Jahren 1955 beziehungsweise 1953. Sie sind der Anlass, ein modernes Stadthaus in der Stadtmitte zu errichten.