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PlanungWie Bergisch Gladbachs Stadtmitte in Zukunft aussehen könnte

Lesezeit 3 Minuten
Die Skizze zeigt die beiden Gladbacher Stadthäuser und den mit Gebäuden bebauten Parkplatz

In der Skizze sind die beiden Stadthäuser zu erkennen. Der Parkplatz an der Schnabelsmühle ist bebaut.

Mit ihren „Zukunftsbildern“ legt die Stadt Bergisch Gladbach Visionen für die Stadtmitte vor. So sehen die Pläne aus.

Im Grunde schienen schon die Abbruchbagger bereitzustehen für die beiden alten Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz und an der Schnabelsmühle. In den „Zukunftsbildern“ der städtischen Planer haben die Bürogebäude aus den 1950er-Jahren jetzt aber durchaus eine Chance.

Mehrere Untersuchungen und Studien sollen klären, ob sich der Erhalt wirtschaftlich lohnt und wie eine Nachnutzung gelingen kann. Mit dem Umzug der Verwaltung in das AOK-Haus an der Bensberger Straße im kommenden Jahr verlassen die Mitarbeitenden die beiden Bürogebäude.

Das Foto zeigt die beiden alten Stadthäuser von Bergisch Gladbach

Um den Erhalt der beiden alten Stadthäuser (Bildmitte) wird gerungen.

„Zukunftsbilder“. Das ist der entscheidende Begriff, mit dem die Stadtplaner mögliche Veränderungen in der Stadtmitte umschreiben. Im Planungsausschuss am 5. September stellen Helge Mehrtens, Abteilungsleiterin Stadtplanung, und ihre Mitarbeitenden die Ideen erstmals vor, auf über 70 Seiten tut sich ein Panorama an Perspektiven auf. Manches ist noch vage und luftig, anderes bereits in Umrissen erkennbar, vieles hängt an den Eigentumsverhältnissen.

Die Skizze zeigt eine Visualisierung der Straße An der Gohrsmühle

Die Straße An der Gohrsmühle mit aufgelockerter Bebauung.

Das Foto zeigt die Straße An der Gohrsmühle.

Und so sieht die Straße heute aus.

Eine der Ideen für die Zukunft: der Erhalt der beiden Stadthäuser. Wirtschaftlich und technisch sollen die beiden Altimmobilien nun umfassend begutachtet werden, von einem städtischen Rechenzentrum als Nachnutzung ist die Rede und von Gesprächen mit den Eigentümern angrenzender Grundstücke (etwa der VR-Bank). Ein sich anschließender städtebaulicher Ideen- und Gestaltungswettbewerb könnte nach Auffassung der Planenden den entscheidenden Impuls für eine Nachnutzung geben. Bislang gibt es bereits die Vision der Freien Wählergemeinschaft, hier Wohnungen für Auszubildende einzurichten.

Die Skizze zeigt eine Visualisierung des Bahnhofsgeländes

Von der Verwaltung vorgeschlagene städtebauliche Fassung des Bahnhofs mit möglicher Verbindung der Jakobstraße (links) mit der Stationsstraße (rechts) über eine multifunktionale Unterführung.

Auch das Bahnhofsgelände wird sich wandeln, das zweite Bahngleis soll in wenigen Jahren gebaut, die von der Stadt erworbenen Grundstücke der brachliegenden Industriebahngleise vermarktet werden. Aber wie? Die Stadt spricht in ihren „Zukunftsbildern“ eher wenig konkret von gemischten Nutzungen auf den Flächen zwischen Bahnhof und Jakobstraße, Büros, Gastronomie, Hotel, Gewerbe, öffentliche Einrichtungen.

Das Foto zeigt das heutige Bahnhofsgelände

Das Bahnhofsgelände von oben

Und es gibt eine Problemimmobilie in Bahnhofsnähe: Mit dem Einkaufszentrum Rhein-Berg-Passage thront an der Kopfseite des Geländes eine seit mehreren Jahren nur als Parkhaus genutzte Großimmobilie im Privateigentum, auf deren weitere Nutzung die Planer keinen Zugriff haben.

Für die Reisenden soll am S- und Busbahnhof perspektivisch ein „echter Mobilitätshub“ entstehen, also ein Knotenpunkt für alle Formen der Mobilität. Laut Stadt auch als Umstiegsmöglichkeit für den „motorisierten Individualverkehr“. Das wäre etwas Neues: Bislang müssen Autofahrer für kostenfreie Parkplätze ausweichen auf den Park-and-Ride-Platz nahe der Mülheimer Straße im Stadtteil Gronau.

Bergisch Gladbach: Erst das zweite Gleis, dann der Umbau

Um diesen P&R-Platz zu erreichen, müssen die meisten Autofahrer die Stadtmitte durchqueren. Eine multifunktionale Unterführung wird zwischen Stations- und Jakobstraße angepeilt, mit neuem, integriertem Fahrradparken und einem Zugang zum Bahnhof von Süden her. Großer Pferdefuß: Die Industriegleise kann die Stadt erst nach Abschluss der Bauarbeiten zum zweiten S-Bahn-Gleis angehen. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren.

Wann tatsächlich gebaut wird, vermag auch kein Experte zu sagen. Als unschön bis hässlich empfinden viele Gladbacher die Gebäuderückseiten und Parkflächen an der Straße An der Gohrsmühle. Den Planenden schwebt hier mehr Grün vor, in den „Zukunftsbildern“ wird Entsiegelung angeregt. So interessant die Idee auch sein mag: Bis auf die Flächen der Post und der Stadthäuser liegt das Eigentum in Privathand. Eine Neusortierung der Flächen erscheint selbst städtischen Experten unsicher.

Zunächst will die Stadt die Eigentümer an einen Tisch holen, Ziel ist eine gemeinsame Planung. Fördertöpfe könnten sich für grüne Ideen auftun, wird gehofft; diese Gelder könnten entscheidender Türöffner sein. Für Autos könnten neue Hoch- und Tiefgaragen kommen, so die Idee der Visionäre.