Bergisch Gladbach – Natürlich ist sie früher übers Zanders-Gelände gefahren, aber nicht darüber hinaus. Die Dampfspeicherlok der Papierfabrik Zanders rangierte über das 37 Hektar große Areal und tat für 74 Jahre treu ihren Dienst. Von 1912 bis 1986 war die „feuerlose Dampflok“ unterwegs, um Güter hin- und her zu transportieren oder Kohlen fürs Kraftwerk zu schleppen. Seit 1989 schon wacht sie von einem Podest aus über Zanders und rostet seitdem still- und klaglos vor sich hin. Wie die beiden Werks-Schornsteine und die große Industriehalle mit dem „Gohrsmühlen“-Schriftzug ist sie eines der Wahrzeichen der seit Mai ehemaligen Papierfabrik Zanders.
Für die Restaurierung dieses Zeitzeugen der Industriekultur werden 14 000 Euro in die Kreisstadt fließen. Das Land hat einen Antrag aus dem Fördertopf „Verkehrshistorische Kulturgüter“ bewilligt. Antragsteller war nicht die Stadt, sondern der Verschönerungsverein Bergisch Gladbach, der sich in der Vergangenheit vielfach für das Stadtbild eingesetzt hat. Am Montag erreichte die Nachricht auch die Stadt. Man werde sich jetzt mit den Akteuren zusammensetzen und überlegen, wie man am besten vorgeht, berichtet Sprecher Martin Rölen. 2018 hatten CDU und SPD erstmals auf die besondere Lok hingewiesen und Fördermittel aus dem Heimatprogramm des Landes ins Spiel gebracht.
Zanders-Lok wird vermutlich nicht mehr rollen
Im Lauf des Jahres soll es für die fachgerechte Restaurierung der denkmalgeschützten Lokomotive ein Konzept geben. Es werde aber voraussichtlich nicht gelingen, die kleine Lok wieder fahrbereit zu machen, dämpft der Sprecher entsprechende Hoffnungen. Anders als herkömmliche Dampflokomotiven sei sie nicht mit Kohle, sondern mit Dampf angetrieben worden. Am Kraftwerk der Papierfabrik sei sie damit „betankt“ worden. Bekannt ist, dass diese Tankaktion ungefähr eine halbe Stunde dauerte und die Dampflok dann etwa vier Stunden über das Betriebsgelände fahren konnte.
In den 1970er-Jahren setzte Zanders vermehrt auf Dieselloks, die alte Dame geriet zusehends aufs Abstellgleis. Auf dem Internetportal Youtube hat der bergische Eisenbahnhistoriker Jörg Seidel ein Video von 1:15 Minuten hinterlegt, das die Dampflok beim Rangieren auf dem Werksgelände gezeigt. Die Baureihe der 1910 bei der Düsseldorfer „Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern“ gefertigten Lok ist ebenfalls bekannt: 2216. Vier Lokomotiven der Baureihe 2216 sollen überhaupt nur hergestellt worden sein; die Zanders-Lok ist also ziemlich einmalig.
Im Förderprogramm des Landes reiht sich die Gladbacher „Hohenzollern“-Lok in eine illustre Reihe ein, mit der Herrichtung eines historischer Schienenbusses in Bonn und der Restaurierung eines Doppeltriebwagens in Köln. In Bochum soll ein alter Triebwagen zum „rollenden Trauzimmer“ werden und in Gütersloh gibt es Bestrebungen, eine Großdampflok mit Namen „Graf Schwerin“ vor dem Verfall zu retten.