Bergisch GladbachNeuer Chef der Bauverwaltung nimmt sich für die Stadt viel vor
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Bergisch Gladbach – Der neue Chef der Gladbacher Planungs- und Bauverwaltung wird Harald Flügge heißen. Und er hat sich viel vorgenommen: Zum Beispiel die Verbesserung der Lebensqualität der Innenstadt.
Der gebürtige Sauerländer mit CDU-Parteibuch, der seit 15 Jahren als technischer Beigeordneter in der gleichen Rolle für die niederbergische Stadt Heiligenhaus (Kreis Mettmann) tätig ist, erhielt am Montag das wohlwollende Plazet der CDU- und auch der SPD-Ratsfraktion. Damit hat er die Stimmen der kooperierenden Ratsmehrheit (41 von 62) für seine Wahl in der Ratssitzung am 5. Juli sicher. Flügge wird als 1. Beigeordneter Stephan Schmickler ablösen, der nach zwei Wahlperioden als Gladbacher Stadtbaurat die Leitung des technischen Dezernates mit dem 31. Mai niedergelegt hat und in den Ruhestand wechselt. „Wir haben die Stelle des Wahlbeamten öffentlich ausgeschrieben und eine niedrige zweistellige Zahl an Bewerbungen erhalten, von denen allerdings nicht alle die Voraussetzungen erfüllt haben“, berichtet Bürgermeister Lutz Urbach. Flügge habe sich in den Gesprächen eindeutig als der bestgeeignete Bewerber herauskristallisiert. Diese Einschätzung wurde von den beiden großen Fraktionen geteilt. Dr. Michael Metten sagt, was in den Augen der CDU an Flügge besonders hervorsticht: „Er bringt genau die Erfahrungen und Kenntnisse mit, die wir uns wünschen, um die Stadt strategisch weiterzubringen.“
Affinität zum Wohnungsbau
Das ist ein Themenschwerpunkt in der Stadtentwicklung, der sich mit dem Umbau, der Revitalisierung und der Verdichtung von Innenstadtgebieten befasst. „Wir können uns nicht mehr leisten, ringförmig um die Stadtkerne herum immer weiter zu wachsen“, sagt Flügge und weist auf die Grenzen hin, die Umwelt- und Landschaftsschutz dem Ausufern der Siedlungen setzen. „Im Stadtzentrum sind wir aber auch näher am Bürger dran. Das müssen wir lebenswert ausgestalten.“ In Gladbach liege eine vielfältige Mischung und ein „Nebeneinander aus manch Grauslichem und vielen Nettigkeiten“ vor. Als grauslich erlebt Flügge momentan vor allem die verkehrliche Erschließung. Zu den Pluspunkten gehört der Konrad-Adenauer-Platz. Diesen kennt Flügge bereits: „Ich war schon ein paar Mal im Bergischen Löwen.“
Der zweite Schwerpunkt, der Flügge bei seiner künftigen Tätigkeit nützlich werden könnte, ist seine Affinität zum Wohnungsbau. Der gelernte Raumplaner ist seit elf Jahren Geschäftsführer einer stadteigenen Grundstücks- und Stadtentwicklungsgesellschaft und absolvierte ein Zusatzstudium in Immobilienwirtschaft. Hier gibt es in Gladbach Ansätze, die fortgeführt werden sollen. „Das ist auch in Heiligenhaus keine Wohnungsgesellschaft, die selbst baut. Wir brauchen auch da immer einen Partner.“
In Gladbach gibt es Ideen, dem Stadtentwicklungsbetrieb eine eigene Wohnungsbaugesellschaft an die Seite zu stellen. Metten: „Wir wägen noch das Für und Wider ab. Es geht um die Frage, wie man in einem definierten Zeitraum am günstigsten eine bestimmte Menge bezahlbaren Wohnraum fertigstellen kann.“ Vom Emscher-Park in Bochum über das Reme-Gelände (eine ehemalige britische Militärliegenschaft) in Mönchengladbach bis zum Kiekert-Areal in Heiligenhaus begleitete Flügge während seiner gesamten Laufbahn immer wieder das Problem der Sanierung und Neuaufstellung von Brachflächen. Kiekert sieht Flügge als Erfolgsstory: Der Weltmarktführer für Auto-Schließsysteme wurde am Standort umgesiedelt, das aufgelassene Gebiet für Wohnungen, Freigelände und Hochschuleinrichtungen erschlossen. Vorbildcharakter für das Zanders-Gelände Gohrsmühle, das von der Papierfabrik allein nicht mehr bespielt werden kann? Flügge: „Die Gohrsmühle ist auf jeden Fall eine attraktive Fläche für den Eigentümer und die Stadt, die man Schritt für Schritt strategisch aufarbeiten muss.“
Zur Verfügung steht Flügge ab dem 1. August, auch wenn seine Amtszeit in Heiligenhaus offiziell noch bis 2017 läuft. Für ihn ist es ein Karrieresprung: Gladbach ist nach Einwohnern viermal so groß wie Heiligenhaus. Er geht aber mit gutem Gewissen: „Wir haben aus einer Durchgangsstadt einen Ort mit Aufenthaltsqualität gemacht.“ Trotz des Größenunterschiedes sieht er Gemeinsamkeiten der Kunden als Randstandorte des Ballungsraums. „Die Menschen schätzen die Überschaubarkeit. Irgendwo muss man zu Hause sein.“
Zur Person Harald Flügge
Harald Flügge wurde am 5. November 1964 in Hemer geboren. Er studierte von 1987 bis 1993 Raum- und Umweltplanung in Kaiserslautern. Sein Referendariat für Städtebau absolvierte er von 1993 bis 1995 in Bochum, schrieb die Sechs-Wochen-Arbeit über ein Projekt in Mönchengladbach. Von 1996 bis 2001 leitete er das Amt für Stadtplanung, Umwelt- und Bauberatung in Hennef und wurde 2001 zum Technischen Beigeordneten der Stadt Heiligenhaus gewählt. Seit 2005 fungiert er dort zusätzlich als Chef der Bodenentwicklungsgesellschaft und absolvierte dafür 2008 bis 2010 ein Zusatzstudium an der EBZ Business School in Bochum. Flügge ist verheiratet und hat zwei Töchter (11 und 13). (gf)