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Wald der ZukunftBergisch Gladbacher Förster erklärt, wie er gegen Waldsterben ankämpft

Lesezeit 3 Minuten
Revierleiter Jürgen Greißner erklärt die Aufforstungen.

Revierleiter Jürgen Greißner erklärt die Aufforstungen anhand der neuen Informationstafel.

Eine neue Informationstafel im Königsforst erklärt die jüngsten Aufforstungsaktionen. Revierleiter Jürgen Greißner setzt auf einen Mischwald.

Schäfchenwolken wandern an diesem Morgen über den Königsforst. Am Tag zuvor hat es kräftig geregnet, nach langer Trockenheit. „Das hat dem Wald gut getan“, sagt Revierleiter Jürgen Greißner. Der Förster kennt seinen Königsforst wie kein zweiter und er weiß auch um die großen Schäden, die nach den vergangenen Hitzesommern der Borkenkäfer angerichtet hat.

Kiefern und Fichten sind im Staatsforst eingegangen. Auf zahlreichen Flächen ist seitdem vom Landesbetrieb Wald und Holz aufgeforstet worden. Sieben Hektar sind es allein auf den Parzellen, die am Brück-Forsbacher Weg liegen, einem der Hauptwanderwege in der Nähe des alten Forsbacher Bahnhofs.

Jürgen Greißner in einem mit Eichen aufgeforsteten Waldstück.

Jürgen Greißner in einem mit Eichen aufgeforsteten Waldstück.

Seit einigen Tagen steht hier eine große Infotafel am Wegesrand, der Revierleiter hat sie aufstellen lassen. Erklärt wird der Hintergrund des aktuellen Waldsterbens und die Handlungsweise, mit der der Landesbetrieb dagegen ankämpft: mit der Schaffung von Mischwäldern. Sie sollen mit ihrer Hitzeresistenz in Dürrephasen durchhalten. Die Erklärtafel ist die erste ihrer Art, die es im Königsforst gibt. Sie soll alle Waldbesucher sensibilisieren für das Thema Aufforstung.

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Nichts im Wald zu machen ist für mich keine Alternative
Revierleiter Jürgen Greißner

Vorne wächst Adlerfarn kräftig in die Höhe, dahinter recken sich die ersten der neugepflanzten Bäume nach oben. Spaziergänger und Wanderer, sagt Greißner, sollen mit der neuen Tafel erfahren, wie es mit dem Wald der Zukunft ausschaut. „Nichts im Wald zu machen ist für mich keine Alternative“, sagt der Förster überzeugt.

Traubeneichen, Hainbuchen und Vogelkirschen sind am Brück-Forsbacher Weg als neue Bewohner der Waldgesellschaft hinzugekommen. Greißner lässt seinen Blick über das weite, grüne Panorama schweifen. „Zufrieden“ sei er mit der Entwicklung dieser Königsforst-Kinderstube. Der Jungwald, drei bis vier Jahre alt, wachse hier gut an, als Förster brauche er nicht eingreifen. Falls mal ein Zweig von einem Reh abgeknabbert werde, sei das zu verkraften.

Auf einem kleinen Stück am Wanderweg haben sich auch einige junge Birken angesiedelt, auf natürliche Weise sind die Samen in den Boden gelangt. „Das ist der Gang der Dinge, wenn wir nichts tuen“, erklärt der Fachmann. Die Birkenpopulation komme aber nur sehr langsam voran, und nach 20 Jahren sei die Lebenserwartung einer Birke bereits vorüber. „Dann geht wieder alles von vorne los“, erklärt Greißner. Der Wald würde mit den Birken sehr einseitig werden, das sei keine ideale Lösung.

Schattenspender sind für Königsforst bleibt

Mit den neuen Pflanzungen wolle der Landesbetrieb diesen Kreislauf durchbrechen, der Wald benötige überall die richtige Mischung. Dass eine große Fichte fast windschief auf der Fläche steht, ist für Greißner auch kein Drama. Sie spende etwas Schatten für die neuen Bäume, der einzelne Stamm schade nicht. „Wir dürfen nicht zuviel Zeit verlieren“, sagt Greißner zu den Neupflanzungen. Die Birken, die sich von selbst ansiedelten, seien deshalb weniger geeignet. Einige stehen auch am Brück-Forsbacher Weg. Für Greißner sind es anschauliche Beispiele, weshalb der Mensch im Wald eingreifen müsse.

Einige Meter entfernt, südlich des Wassertretbeckens, liegen Waldflächen, die 2007 von Sturm Kyrill betroffen waren. Zahllose Eichen hatte Kyrill umgeworfen, im Königsforst sah es nach dem Wüten des Sturms ziemlich wild aus. Nun, anderthalb Jahrzehnte später, ist an dieser Stelle ein recht dichter Eichenwald entstanden. Von Sturmschäden ist nichts mehr zu erkennen. Damals sei noch Reihe an Reihe nachgepflanzt worden, sagt Greißner bei einem Blick in die Eichenschonung.

Die Jungbäume für Bergisch Gladbach sind im Teenageralter

Die Jungbäume sind hier schon im Teenageralter, und Greißner weiß genau, wann eine Eiche zu dicht an einer anderen steht. „Die hier muss später mal raus“, sagt er prüfend, die Kronen würden sich später ins Gehege kommen. Vielleicht in einigen Jahren müsse man aktiv werden. Bei den Förstern werde seit jeher im Zeitraum von Jahrzehnten gehandelt.

Dieses Denken sei auch für den Königsforst wichtig. Kontinuität sei das Wichtigste für einen Förster.