Bergisch Gladbach – Gladbachs Straßen sind voll. Der Verkehr staut sich morgens und ab dem frühen Nachmittag, und wer von einem Stadtteil in den anderen fahren möchte, muss Geduld aufbringen.
Einer der „berüchtigsten Hotspots“ ist der Kreisverkehr an der Gohrsmühle, wo Kalkstraße, Stationsstraße und Hauptstraße ineinandermünden. Da ist es oft über Stunden voll. Tausende Fahrzeuge quetschen sich durchs Nadelöhr. Aber der Kreisverkehr funktioniert. Das haben die Gutachter ermittelt, die für die Stadt eine großangelegte Untersuchung aufgelegt haben. Beste Kategorie A, Wartezeiten im Mittel von höchstens zehn Sekunden. Wie kann das sein?
Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer ohne Probleme
Entscheidend für die Einschätzung ist dabei der Mittelwert. Im Durchschnitt läuft es an der Gohrsmühle rund. „Das muss rechnerisch bewertet werden“, führt Martin Rölen, Mitarbeiter der Pressestelle, aus. Der A-Stempel bedeute nicht, dass es immer einwandfrei funktioniere.
Das subjektive Empfinden der Autofahrer ist staugeprägt: An manchen Tagen sind die beiden Fahrspuren des Kreisverkehrs über Stunden überlastet, ein Meer an Blech schwappt und schiebt durch den Kreisel. Und oft geht auch gar nichts mehr, für hundert Meter Fahrstrecke sind mehrere Minuten Fahrzeit einzuplanen.
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Qualitätsstufe A bedeutet hingegen: „Die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer kann nahezu ungehindert den Knotenpunkt passieren. Die Wartezeiten sind gering.“Gladbachs Straßen werden künftig noch voller. Das sagen die Verkehrsplaner voraus. Grund dafür sind die Bauprojekte, die im Stadtkern umgesetzt werden: Stadthaus, Stadtbibliothek, ein 100-Betten-Hotel und weitere 170 Wohneinheiten, auf dem Köttgengelände 40 000 Quadratmeter für Gewerbe und Wohnen. Alles zusammen kommen laut Studie 5675 Fahrzeuge pro Tag zusätzlich auf die Verkehrsachsen.
Das sind also keine guten Aussichten für die Autofahrer. Neue Straßen übers Gleisdreieck zum Refrather Weg und zur Mülheimer Straße, so sie denn kommen, sollen aus Planersicht das gröbste Stauchaos mildern. Die Planer fürchten ansonsten eine „kritische Mehrbelastung“ auf der Achse Gohrsmühle, Schnabelsmühle, Hauptstraße und Odenthaler Straße. Im Klartext: Kommen die neuen Straßen nicht, droht allergrößte Staugefahr. Allerdings nicht am Kreisverkehr Gohrsmühle. Auch bei viel Verkehr behält er rechnerisch die Kategorie A.
Die Vorschläge
Zur weiteren Beratung zurückgestellt hat der Gladbacher Planungsausschuss die Vorschläge aus dem Verkehrsgutachten zur westlichen Innenstadt. Neben den neu zu bauenden Hauptachsen über das Gleisdreieck empfehlen die Experten die Sperrung der Rampe von der Stationsstraße zur Paffrather Straße, die Wieder-Öffnung der Umfahrung RheinBerg-Passage in beide Richtungen, die Führung des Linienbusverkehrs über die Straße An der Gohrsmühle und Johann-Wilheim-Lindlar-Straße mit Aufhebung der Haltestelle Markt. Gegen die Haltestellen-Idee hat sich bereits breiter Widerstand von Bürgern, Beiräten und Verbänden formiert. (cbt)
Die Planer haben für ihre Studie an mehreren Tagen (März 2017 und Juli 2018) mit Erfassungsgeräten den Verkehr gezählt. Ergebnis: Etwa 13.000 Fahrzeuge passieren an einem Tag den Kreisel in und aus Richtung Schnabelsmühle/Turbokreisel. Bliebe alles wie es ist, werden es demnächst 13.900 sein, aus Planersicht nach wie vor eine A-Qualität.
Im ungünstigsten Szenario mit deutlicher Verschiebungen der Verkehrsströme sind es 16.500 Fahrzeugbewegungen in 24 Stunden. Nur hier müssten die Autofahrer durch ein Nadelöhr der Qualitätsstufe B: mit Wartezeiten von nicht mehr als 20 Sekunden als mittleren Wert. Auch das hört sich noch nach einem halbwegs flüssigen Durchqueren an.