Der historische Marktbrunnen wurde innerhalb von Bergisch Gladbach bereits sechsmal versetzt. Seit über 100 Jahren findet er keinen Platz.
ArchitektenwettbewerbWo der Marktbrunnen in Bergisch Gladbach einen Platz finden könnte
Der historische Marktbrunnen hat ein bewegtes Schicksal hinter sich. Sechsmal wurde das 13 Tonnen schwere steinerne Wasserbecken bereits versetzt, weil er seinen Platz nie fand. Irgendwie immer im Weg, vagabundiert der Trog seit mehr als 100 Jahren in der Stadtmitte herum, vorzugsweise nahe der Villa Zanders.
Zurzeit steht er dort auch wieder, stiefmütterlich an die Seite gedrängt, nahe der Einfahrt zur Tiefgarage des Bergischen Löwen. 1906 auf Initiative der Fabrikantenfamilie Zanders von dem namhaften Bildhauer Adolf von Hildebrand geschaffen und anschließend dem Bergisch Gladbacher Verschönerungsverein vermacht, hatte Letzterer nun 1000 Euro für die besten Pläne ausgelobt, den Brunnen künftig in besseres Licht zu rücken.
Sieben Vorschläge gingen im Rahmen des Wettbewerbs von Architekturstudenten der Technischen Hochschule Köln ein, angestoßen von Prof. Daniel Lohmann und seinem emeritierten Kollegen Michael Werling. Überwiegend platzierten die Studierenden den Brunnen in ihren Plänen rund um die Villa Zanders herum, ein Entwurf sah ihn im Rosengarten an der Odenthaler Straße, ein anderer in einer Grünanlage zwischen Hochhäusern auf der Marienhöhe.
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Das wohl ausgefallenste Konzept trug den Titel „120 Jahre lang im Weg – 120 Jahre unterwegs“, hätte aber auch lauten können: Praktisch denken – Rollen schenken. Denn der Entwurf setzte auf die Beständigkeit des Unbeständigen und den Brunnen kurzerhand auf Räder.
Bergisch Gladbach: Standort an Kita stößt auf Skepsis
„Ein provokativer Entwurf“, kommentierte Kunsthistoriker Werling. Unter die drei Bestplatzierten kam das Konzept dennoch nicht, denn der Vorschlag sei zwar originell, habe aber eigentlich die Aufgabe verfehlt, befand die Jury. „Denn wir wollten ja einen neuen Standort für den Brunnen oder eine Aufwertung der bestehenden Situation“, erklärte Werling.
Das architektonische Spannungsfeld zwischen dem historischen Brunnen und den modernen Hochhäusern auf der Marienhöhe gefiel auch nicht jedem. Zudem sei das als Marktbrunnen konzipierte Werk hier aus seinem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst, befand die Jury.
Die Idee, Brunnen und Grünanlage könnten von den in der Nähe ansässigen Kitas gepflegt werden, traf auch auf Skepsis. Schon 1906, das verrieten die schriftlichen Quellen, hätten sich Kinder immer wieder den Spaß gemacht, den Abfluss des Brunnens zu verstopfen. „Der lief dann über und sorgte auf dem Marktplatz regelmäßig für Sauerei“ berichtete Werling.
Das Rennen machten am Ende zwei Entwürfe, die die Jury als gleichwertig erachtete und beide mit jeweils 400 Euro für den ersten Platz prämiert wurden. Der Architekturstudent Leon Bischoff gab dem Marktbrunnen am Gohrsmühlenplatz, unmittelbar vor der alten Papierfabrik Zanders eine neue Heimat.
Direkt vor der alten Strohhalle mit dem markanten Gohrsmühlen-Schriftzug könnte der Brunnen die kleine dort existierende Grünfläche aufwerten. „Der Standort hat einen Bezug zur Innenstadt“ und könnte hier „so etwas wie Marktleben entstehen lassen“, meinte Werling.
Der zweite Siegerentwurf kehrte zu den Wurzeln zurück. Tomas Thornton stellte den Brunnen wieder an den Ort, wo er noch in den 1980er-Jahren gestanden hatte, bis er nach Neuanlage des Parks einen Zugang versperrte und 40 Meter versetzt wurde. Jetzt, erneut verschoben, stünde er genau in der Eingangsachse des Museums mit unmittelbarer Anbindung an den Markt und nur einen Steinwurf entfernt von seinem allerersten Standort vor dem damals noch nicht erbauten Rathaus.
Ein weiterer Preis ging an den Entwurf von Simon Barsuhn, der den Brunnen an die Südseite der Villa Zanders setzen würde, leicht erhöht auf ein Podest. Werling: „Das irritiert schon etwas. Das hat fast etwas Sakrales.“ Ob mit dem Wettbewerb Bewegung in die Brunnengeschichte kommt, ist ungewiss. „Es sind Gedankenspiele“, ordnete Karl-Hubert Hagen, Vorsitzender des Verschönerungsvereins, die Ergebnisse des Wettbewerbs ein. „Eine Empfehlung an die Stadt.“ Ob sie die Ideen aufgreife, müsse sich zeigen.