- Anne Trabant-Harbach wurde eher zufällig Fußballerin.
- Mit der SSG 09 holte sie 1977 erstmals die Deutsche Meisterschaft nach Bergisch Gladbach.
- Doch das war nur der Anfang einer aufregenden Zeit – die sie bis nach Taiwan führte.
Bergisch Gladbach – Der Name Bergisch Gladbach wurde zur Weltmarke. Und das dank der Fußballerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach. 1981 holten sie in Taiwan den Weltpokal und verteidigten diesen Titel 1984. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hinkte 1981 anderen Nationen, ja selbst solchen wie Neuseeland und Thailand, hinterher, was den Frauenfußball anbelangte. Der DFB konnte in diesem Jahr kein Nationalteam stellen und entsandte seine Besten. Und diese spielten in Bergisch Gladbach.
Welchen Verlauf hätte die Geschichte des Frauenfußballs genommen, hätte Anne Trabant-Harbach nicht 1969 während ihres Sportstudiums in Mainz ein Plakat entdeckt, mit dem Mainz 1871 um Fußballerinnen warb?
1977 erstmals Deutscher Meister
Von Mainz war es nicht weit zum TuS Wörrstadt, der 1974 Deutscher Meister wurde – mit Anne Trabant-Harbach im Kader. 1975 wurde sie mit dem Bonner SC Deutsche Meisterin. Die junge Frau aus dem Emsland war zu ihrer Kinderzeit Straßenfußballerin und ist zu einem Gewinn für den deutschen Fußball geworden.
1977 holte sie mit ihrer SSG 09 erstmals den Deutschen Meistertitel nach Gladbach, acht weitere sollten folgen, letztmalig ging die Schale 1989 in die Kreisstadt. 1981 wurde der erste von drei Pokalsiegen gefeiert: vor 50.000 Zuschauern im Neckarstadion in Stuttgart wurde der TuS Wörrstadt 5:0 besiegt. Auch 1982 und 1984 wanderte der „Pott“ in die Vitrine der SSG.
12.000 Zuschauer im Stadion – eine Sensation
Damals waren Deutsche Meisterinnen keineswegs Profis am Ball. Sie gingen ihren Berufen als Lehrerin, Verkäuferin, Laborantin nach, trainierten dreimal wöchentlich, in der Vorbereitung auf eine Saison auch viermal. 1979 kamen sensationelle 12.000 Zuschauer ins Stadion an der Paffrather Straße. So viele Fans gab es zuvor nur 1953 beim Pokalspiel der Männer gegen den VfB Stuttgart. Das Siegtor gegen den FC Bayern München erzielte Doris Kresimon. Beim Meister-Titel ging Manager Hans Gronewold im wahrsten Sinne des Wortes Baden: nackt im Brunnen vor dem Bergischen Löwen. Bürgermeister Burgmer hatte ihn an die Einlösung der Wettschuld erinnert. Vor 5.000 Zuschauern war daheim der KBC Duisburg 5:0 besiegt worden.
Die SSG war und blieb das Non-plus-Ultra des Frauenfußballs in Deutschland. Und dann flatterte 1981 der Brief des DFB auf den Tisch. Die Macher in Frankfurt schickten ihre Besten, ihren amtierenden Deutschen Meister, nach Taiwan. Der Weg dorthin war weit: in vielerlei Hinsicht. Was die Entfernung anbelangte, aber auch die Finanzen.
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„Klinken putzen“, also „kötten“, war angesagt. Und die benötigte Summe kam tatsächlich zusammen. Die SSG 09 machte dem deutschen Frauen-Fußball alle Ehre, holte als Vereinsmannschaft den Weltpokal nach Siegen gegen die Nationalteams von Neuseeland mit 2:1, Thailand mit 6:0, Norwegen und die Niederlande mit jeweils 4:0: die Schweiz mit 6:2. Gegen Taiwan wurde 1:1 gespielt. 1982 gab es das erste Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft. Trainer wurde Gero Bisanz, der viele Jahre mit seiner Familie in Overath wohnte. Die Schweiz wurde 5:0 besiegt. Das erste Länderspieltor der deutschen Geschichte erzielte mit Doris Kresimon eine Spielerin der SSG 09. Sieben weitere 09erinnen liefen im Nationaltrikot auf. Als die Nationalhymne erstmals für ein deutsches Frauenfußball-Team ertönte, standen Anne Trabant-Harbach Tränen in den Augen.
Was einst auf den Straßen eines Dörfchens im Emsland begonnen hat, fand 1982 über Bergisch Gladbach seinen vorläufigen Höhepunkt.