Angesichts der hohen Kosten hinterfragt der Finanzausschuss von Bergisch Gladbach die Notwendigkeit des Projekts.
Für 10 Millionen EuroAbwasserwerk in Bergisch Gladbach will Zentralgebäude-Neubau
Martin Wagner, der langjährige Leiter des Gladbacher Abwasserwerks, muss zum Rapport, jedenfalls sinnbildlich. Bis Mitte Juni, zur Sitzung des Finanzausschusses der Stadt, muss er ausführlich darlegen, was es mit dem beabsichtigten Neubau eines Verwaltungsgebäudes aus dem Gelände des Zentralklärwerks Beningsfeld in Refrath auf sich hat.
Es geht um ein Großprojekt: Die Stadt rechnet mit Kosten von 10 Millionen Euro. 44 Mitarbeitende, bislang mit ihren Schreibtischen auf drei Etagen des Technischen Rathaus Bensberg verteilt sind, und sieben weiter Kollegen, die in angemieteten Räumen am Sattlerweg arbeiten, sollen künftig in einem Neubau auf dem Gelände des Abwasserwerks arbeiten.
Bergisch Gladbach: Politik hat viele Fragen für Abwasserwerk-Projekt
Das Gebäude, geplant als zentraler Verwaltungsstandort des Abwasserwerks, ist am Standort zweier ehemaliger Klärwärterhäuschen in Planung. „Für uns sind viele Dinge noch ungeklärt“, sagte Anke Außendorf (Grüne) im Ausschuss für Infrastruktur. Entgegen der Gepflogenheiten sei diese Baumaßnahme nicht in den politischen Vorbesprechungen und Arbeitskreises zur Ausschusssitzung von den städtischen Vertretern erwähnt worden.
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Die Politikerin zeigte sich pikiert, dass die Ausschussmitglieder ohne Vorwarnung mit diesem möglichen Projekt konfrontiert worden seien. Dr. Anna Steinmetzer ebenfalls Grüne, zeigte sich erstaunt, dass das Projekt über Gebühren finanziert werden solle. „Welche Auswirkungen auf die Bürger hat das?“, wollte sie wissen. Angesichts des Kita-Mangels im Stadtteil können nicht einfach ein großes Verwaltungsgebäude errichtet werden. Auch ein Kitaangebot müsse dort mitgeplant werden, für die Mitarbeitenden des Abwasserwerks oder für Familien in der Umgebung.
CDU hinterfragt Rechtfertigung von hohen Kosten
Dass bereits Skizzen für den Neubau mitgeschickt worden seien, sei für sie unverständlich. Auch zu den ökologischen Standards müsse sie ausführliche Informationen an die Hand bekommen. Martin Lucke von der CDU kündigte einen umfassenden Fragenkatalog an, eine Vertagung oder Verschiebung in den Finanzausschuss mache auch für die CDU Sinn. Angesichts von 51 Mitarbeitenden, die ins neue Verwaltungsgebäude sollten, seien dies Kosten von 19.600 Euro pro Arbeitsplatz. Da stelle sich die Frage nach der Rechtfertigung.
Auch zu Homeoffice und anderen Formen modernen Arbeitens müsse die Politik informiert werden. Martin Wagner, der Vielgescholtene, sagte, es handele sich erst um eine Bauvoranfrage. Die Stadt habe noch keine Dinge vorab beschlossen. Mit dem Neubau werde die Stadt zahlreiche Vorteile erzielen. Die alten Wärterhäuschen müssten nicht mehr unterhalten werden, die Aufgaben des Klärwerks würden zentral zusammengeführt.
Im Bensberger Rathaus würden Arbeitsplätze frei – ein dringendes Erfordernis, weil Neueinstellungen bei der Stadt an fehlendem Büros scheiterten. Ökologische Aspekte würden umfassend berücksichtigt, versicherte er. Bis zur Sitzung des Finanzausschusses soll Wagner die offenen Fragen klären.