Beim zweiten Unfall an der Refrather Grundschule wird zum Glück niemand verletzt. Eltern haben Angst, ihre Kinder in die Schule zu bringen.
Bergisch GladbachTrotz Sicherung stürzt erneut eine Lampe von der Decke einer Grundschule

Das Schulgebäude ist am Montag noch gesperrt. Die Schüler der GGS An der Steinbreche in Refrath müssen wieder auf andere Standorte verteilt werden.
Copyright: Anton Luhr
Zum zweiten Mal innerhalb von einer Woche ist am Freitag eine Lampe in der Grundschule An der Steinbreche in Bergisch Gladbach zu Boden gefallen. Diesmal fällt die Leuchte Schulleiterin Isabelle Moßner in einem Besprechungsraum direkt neben die Füße. Das Sicherungsband – erst vor ein paar Tagen angebracht – hat nicht gehalten. Zum Glück wird auch bei dem zweiten Unfall an dieser Schule niemand verletzt. Vielmehr denn je stellen Eltern nun aber die Frage, muss die Stadt das marode Gebäude schließen?
Da sind wieder viele Schutzengel dabeigewesen. Kinder und Lehrer sind auch diesmal mit dem Schrecken davongekommen. Wie zu erfahren ist, passiert das Unglück frühmorgens in einem Besprechungsraum der Schule. Wieder löst sich plötzlich eine Leuchte von der Decke und zerspringt, in unzähligen Scherben auf dem Boden. Moßner bleibt dabei unverletzt.
Schulleiterin lässt das Gebäude räumen
Erst am Freitag vor eine Woche haben sich, wie berichtet, in einem Klassenzimmer mehrere Lampen von der Decke gelöst und sind mit voller Wucht zum Teil auch auf Schultische gekracht. Die Viertklässler der Drachenklasse hatten zum Glück gerade Sportunterricht. Als sie zurück in den Unterricht kamen, entdeckten sie das Desaster.
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Wie vor einer Woche lässt Moßner sofort das Schulgebäude räumen. Zu groß ist die Unfallgefahr. Alle Kinder und Lehrer gehen auf den Schulhof. In einer E-Mail verständigt sie Eltern und bittet darum, die Kinder, die nicht im Offenen Ganztag sind, bereits um 11.30 Uhr abzuholen. Die Stadtverwaltung wird informiert. Ein zuständiger Mitarbeiter sei schnell vor Ort gewesen, berichten Eltern.
Bei der Überprüfung jeder einzelnen Lampe stellt sich gestern heraus: „Die Halterungen von einigen Lampen saßen nicht stabil genug. Die Elektro-Fachfirma wurde beauftragt, sofort nachzubessern“, sagt Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm.
Schüler müssen auf andere Schulen verteilt werden
Wie berichtet, hat die Stadtverwaltung laut eigenen Angaben nach dem ersten Vorfall die Lampen in allen Klassenräumen „sicher mit einem Lochband befestigt“. Jetzt soll es am Montag eine erneute Bauabnahme durch die Stadt geben, bei der alle Spangen nochmals überprüft werden, kündigt die Verwaltung an. Erst danach könne das Gebäude wieder für den Unterricht freigegeben werden.
Die 150 Schüler müssen also vorerst wieder in benachbarte Schulen ausquartiert werden. „Wir nehmen die Angelegenheit sehr ernst und werden die Ferien intensiv nutzen, nochmals alles zu überprüfen und etwaige Mängel umgehend abzustellen“, versichert der zuständige Beigeordnete Thore Eggert.

Eltern protestierten Anfang der Woche über die unzumutbaren Zustände im Schulgebäude.
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Von beiden Vorfällen gibt es Fotos, die Schulleitung und Eltern gemacht haben, um das Ausmaß der Zerstörung und die damit verbundene Gefahr zu dokumentieren. Doch die Stadtverwaltung untersagt es, diese Fotos öffentlich zu machen, technische Details seien darauf zu erkennen, lautet die Begründung auf Anfrage dieser Zeitung.
Die Verunsicherung, aber auch der Unmut ist groß bei den Eltern. Gerade war etwas Erleichterung eingekehrt, da findet das Drama eine Fortsetzung. Elternratsvorsitzende Janine Swifka hat Meinungen von Müttern und Vätern gesammelt. Aus allen geht der dringende Wunsch hervor, dass die Verwaltung sich endlich um eine langfristige Lösung kümmert.
„Das ist einfach unmöglich, was momentan passiert. Aber kein Wunder: Seit mehr als 40 Jahre hat sich an dem Gebäude nichts getan“, macht Vater Angelo Torrano seiner Verärgerung Luft. Er selbst und seine Schwester seien damals schon zur Mohnwegschule gegangen. Das Gebäude sei da schon alt gewesen, innen wie außen. Er verstehe nicht, dass die Stadt die Schule in all den Jahren nicht stückchenweise instandgesetzt habe: „Jetzt kriegen wir die Quittung. Unsere Kinder werden beinahe von den riesigen, uralten Lampen erschlagen.“
Wir machen uns große Sorgen und man hat Angst, sein Kind zur Schule zu schicken.
Heiko Schmitz-Elvenich spricht für viele Eltern: „Ich bin total verunsichert.“ Die Stadt befestigt die Lampen, gibt die Räume wieder als „sicher“ frei. Und nach nicht einmal einer Woche falle wieder alles von der Decke. „Wie soll ich der Stadt vertrauen, wenn sie das nächst Mal bestätigt, die Klassenräume seien wieder gefahrlos nutzbar?“, fragt er.
Eine Mutter sagt: „Wir machen uns große Sorgen und man hat Angst, sein Kind zur Schule zu schicken.“ Gleich mehrere Mütter und Väter fordern, dass sofort Container für die Sanierung aufgestellt werden müssen. Swifka berichtet zudem von vielen Stimmen, die sagen, sie würden ihre Kinder nicht mehr zu Schule bringen, bevor nicht ein unabhängiger Gutachter, die Sicherheit geprüft habe.
Dies wünsche auch Swifka sich als besorgte Mutter von zwei Kindern, die die Mohnwegschule besuchen: „Es darf nicht passieren, dass Kinder, Lehrkräfte oder weiteres an der Schule und OGS beschäftigtes Personal Leib und Leben riskieren, nur um der Schulpflicht nachzukommen“, sagt sie.
Die Stimmung auf dem Schulhof am Freitag sei gut gewesen, erzählt die Elternratsvorsitzende: „Dank des Kollegiums und vor allem der OGS, die Spiele improvisiert haben.“
Aber wie tief der Schock über das Erlebte bei einigen Kindern sitzt, zeigt die Schilderung einer Mutter: „Am Donnerstag erzählte mir mein Sohn noch, er habe geträumt, die Schule stürze ein. Er hatte es im Traum aber immerhin rechtzeitig rausgeschafft und stand draußen, als die Decke runterkam.“