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Berühmter GastDichter Johann Wolfgang Goethe besuchte Bensberg vor 250 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht vor einem Bildnis von Goethe.

„Goethe in der römischen Campagna“ heißt das am meisten bestaunte Bildnis des deutschen Dichterfürsten.

Vor 250 Jahren, am 24. Juni 1774, hat Johann Wolfgang Goethe das Jagdschloss Bensberg besucht.

Wildschweinkotelett. Ja, das könnte dem jungen Mann aufgetischt worden sein, als er an einem sonnigen Sommertag zur Mittagszeit Bensberg erreichte. Verbürgt ist das nicht, aber möglich: Wildschweine gab es im nahen Königsforst in rauen Mengen. Eine Plage also.

Aber wer aß da in der Laube unterhalb des Jagdschlosses? Es war Dichter Johann Wolfgang Goethe, der an diesem 24. Juli 1774 mit der Kutsche aus Düsseldorf anrollte, die drei Freunde Friedrich und Georg Jacobi sowie Wilhelm Heinse im Schlepptau.

Es war dies der einzige Besuch Goethes in Bensberg in seinen 82 Lebensjahren. Das ist jetzt genau 250 Jahre her. Höchste Zeit für eine kleine Bensberger Glückwunschadresse. Bensberg: auch ein Goethe-Ort.

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Halt an der Poststation

Die Kalesche könnte an der alten Poststation angehalten haben, ein Haufen Gänse schnatternd aufgescheucht worden sein. Mägde werden den damals 24-Jährigen nichtsahnend begrüßt haben, bevor die Reisegesellschaft nach langer Fahrt (drei bis vier Stunden erscheinen möglich) ausstieg, die Beine ausschüttelte und bergan zur Jasminlaube spazierte.

Die lag am Markt, geführt vom Sohn des Gastwirts Peter Wessel vom Gasthaus Zum Hirsch ( langjährig „Irish Pub“). Später wurde diese Laube als „Goethehaus“ bekannt. Goethe hatte damals gerade den „Götz“ veröffentlicht, sein Ruhm stieg in diesem Sommer nahezu täglich. Auch erste Zeilen für ein Drama lagen vor.

Eintrag im Tagebuch

Goethe wollte es „Faust“ nennen. Vom Süden her werden die Besucher sich Bensberg genähert haben. Wälder überall. Zu Fuß entlang der Allee, die heute wie damals zum Schloss führt. „Schloss und Dorf Bensberg liegen auf einem hohen Berge, von dem man viele Meilen voller Wälder, Äcker und Heiden, in der Ferne eine Strecke des Rheins und die berühmten sieben Berge sieht“, hielt Goethe im Tagebuch fest. Die Laube habe an einem „Gärtchen voll Blumen“ gelegen, und hinter dem Gärtchen habe sich die großartige Aussicht eröffnet.

Der Blick ist auch heute noch in Ansätzen vorhanden. Wer auf der Bensberger Riegelbebauung steht, erahnt, welches beeindruckende Panorama die Reisenden gesehen haben könnten. Nun muss eines gesagt werden: Goethe kam gar nicht wegen der Bensberger oder der Aussicht nach Bensberg. Es ging nur um die Jagdgemälde des Schlosses, eine Generation zuvor entstanden. Was heute Gerhard Richter ist, war damals Jan Weenix.

Zahlreiche Jagdbilder

Auch Zanetti, Bellucci, Pellegrini und Schoonjans hießen die Meister aus den Niederlanden und Italien. Gewaltige Bildnisse sind es gewesen, so drei mal fünf Meter groß, mit das berühmteste ist das „Jagdstillleben vor einer Landschaft mit Schloss“, entstanden in Bensberg 1712, es inszeniert das Jagdschloss spektakulär mit Jagdgesellschaft, erlegtem Achtender-Hirsch und Wildschweinen.

Vier Jahrzehnte später, als er seine Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ niederschrieb, sollte Goethe ausführlich von Bensberg schwärmen: von den Wandgemälden, weniger vom Orte selbst. Zwölf Jagdstücke gehörten zur Folge von Weenix, alle berauschend in ihrer Anmutung. Stillleben, Landschaft und Jagd wurden eindrucksvoll verbunden. Das Jagdschloss ist heute Prunkhotel. Allerdings eines ohne Wandgemälde.

Diese sind bald nach Goethes Besuch an Fürstenhäuser verteilt worden, was manche heute bedauern. Über drei von ihnen verfügt die Sammlung Alte Pinakothek München, auch über jenes Jagdstillleben mit dem Schloss.