Burscheid – Ghaddanfar Najajra ging in die „Höhle des Löwen“ – und verbrannte sich die Finger. Doch anders als im gleichnamigen Privatfernsehformat, in dem prominente Unternehmer den Geschäftsideen innovativer Existenzgründer auf den Zahn fühlen, stellte der Abteilungsleiter der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) ein Projekt im Burscheider Rat vor, dem Behördenlogik anhaftet. Diese zu erläutern, dazu war die Deges zur letzten Sitzung vor der Sommerpause eingeladen worden.
Hoffnung auf Informationen
Eigentlich sollte Najajras Chef Udo Pasderski, Bereichsleiter der Düsseldorfer Zweigstelle der Deges, die Ergebnisse der Standortuntersuchung für eine Park- und Toilettenanlage (PWC-Anlage) im Landschaftsschutzgebiet an der Autobahn 1 auf Dürscheider Boden vorstellen. Aber vor allem sollten Fragen zu den Folien, die offenbar in unterschiedlichen Versionen in Umlauf sind, konkret beantwortet werden. Aber Pasderski passte, schickte einen Stellvertreter. Die vollständigen, mit Quellenangaben versehenen Folien, die die Deges Bürgermeister Stefan Caplan versprochen hatte, gab es auch nicht.
Bund lehnte Lärmschutz noch nie ab
„Ich habe nichts und ich weiß, dass ich nichts habe. Meine Haupthoffnung liegt auf weiteren Informationen“, erklärte Caplan. Aus seiner Unzufriedenheit darüber, eine neuerliche Präsentation zu erhalten, aber nicht zu erfahren, wie es zum Ranking des Dürscheider Standorts neben anderen Standorten kam, machte er kein Geheimnis. Auch nach der Ratssitzung gab es offene Fragen. Nur teilweise ging Najajra darauf ein. So wissen die Dürscheider nun, dass die geplante Anlage für 50 Lkw und 20 bis 30 Pkw -Plätze auf der unbewirtschafteten Fläche nur 220 Meter Abstand zur Wohnbebauung haben soll. Für Lärm- und Feinstaubmessungen werden Formeln angewendet. Ein Lärmschutz wurde noch nicht untersucht. Laut Najajra wurde eine solche freiwillige Leistung seitens des Bunds noch niemals abgelehnt. Eine Garantie gebe es aber nicht.
Lkw-Fahrer schlafen auf dem Seitenstreifen
Geld spielt offenbar keine Rolle. 500 Millionen Euro stellte der Bund zur Verfügung, um den Beton-Nomaden an den Autobahnen Stellplätze zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Ruhezeiten einhalten können. Immer häufiger – so auch an der A 1 halten die Fahrer an den Seitenstreifen, ziehen die Vorhänge zu und schlafen dort. „Solche Situationen sind enorm gefährlich und führen zu schweren Unfällen“, sagte Najajra.
Zahlreiche Bürger aus Dürscheid erhielten im Haus der Kunst das Wort. Auch Anwohner aus Lützenkirchen kamen, da in ihrer Nachbarschaft ebenfalls eine solche Anlage – in die andere Fahrtrichtung – entstehen soll. Peter Westmeier von der Leverkusener Initiative „Lev kontra Raststätte“ war ebenfalls da. Alle wollten Näheres zu Feinstaub, Lärm, Isolier-Fenstern aber auch zu den Bewertungskriterien der Risiken von Gesundheitsbelastungen und Naturschutz erfahren.
Bürgerinitiative überreichte Fragenkatalog
Die Bürgerinitiative „keine Park- und WC-Anlage in Burscheid“ hatte einen Fragenkatalog erstellt, den ihr Sprecher Edwin Elias überreichte. „Es wird am Bedarf vorbeigeplant“, erwidern die Kritiker. Und: „Hier greift kein Standardverfahren. Bei der Auswahl neuer Standorte müssen neue Wege eingeschlagen werden.“ Die Unternehmer – Hersteller und Logistik – müssten in die Pflicht genommen werden.
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Bereits mehr als 1100 Unterschriften sammelte die Bürgerinitiative „Keine Park- und WC-Anlage in Burscheid“ gegen das Projekt. Ihrer Meinung nach ist der Lösungsansatz für Fernfahrer, die einen Platz für die Einhaltung ihrer Ruhezeit brauchen nicht innovativ und längst überholt. Sie sind in engem Schulterschluss mit der überwiegenden Mehrheit im Rat. Einzig das Bündnis für Burscheid hatte sich einer Stellungnahme gegen das Projekt nicht angeschlossen. Der Verein wirft unter anderem die Chancen auf einen verbesserten Lärmschutz in die Waagschale.