Politiker sind zurückhaltendRewe an Reuterstraße kommt nicht voran
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An der Reuterstraße soll ein Rewe eröffnen - eigentlich. Denn die entsprechenden Räumlichkeiten stehen noch verammelt und leer da.
Ein Leser empört sich über diesen Zustand und fordert, dass endlich etwas getan wird.
Wir haben nachgehakt und die Beteiligten gefragt: Wie steht es um das Rewe-Projekt?
Leverkusen – Für viele Menschen gibt es wenig bezahlbaren Wohnraum in der Stadt. Dennoch stehen eigentlich brauchbare Häuser und Wohnungen leer.
Ein Leser, der seinen Namen aus familiären Gründen nicht öffentlich nennen möchte (liegt der Redaktion vor) , hat sich beim „Leverkusener Anzeiger“ mit einem Anliegen gemeldet: Es sei ein Skandal, dass an der Reuterstraße in Schlebusch auf einem so zentralen Grundstück seit Jahren „verrammelte Gebäude vor sich hingammeln“ und eben nicht dringend benötigter Wohnraum geschaffen werde, sagt er. Auf dem Areal an der Reuterstraße wollte und will Rewe einen großen Supermarkt mit über 100 Parkplätzen bauen. Derzeit tut sich dort jedoch nichts.
Also drängt sich die Frage auf: Wie steht es um das Bauvorhaben? Eine Rewe-Sprecherin schreibt auf Anfrage: „Derzeit befinden wir uns noch in Gesprächen. Wir bitten um Verständnis, dass wir noch keine genaueren Angaben machen können.“
Die Stadtverwaltung wiederum teilt aktuell mit, dass sich das Projekt „in Wartestellung“ befinde. Rewe habe Baudezernentin Andrea Deppe zuletzt im Mai 2019 Interesse signalisiert. Es gebe 60 kritische Bürgereingaben, die man beantworten müsse. Anscheinend läuft das Verfahren nicht problemlos, denn eine Pressesprecherin der Stadt schreibt: „Die städtebauliche und verkehrsgerechte Einbindung sowie die Verträglichkeit gegenüber bestehenden Einzelhandelseinrichtungen wären dann ebenfalls weiter intensiv zu prüfen.“ Das Verkehrskonzept, das der Investor 2016 vorgelegt hatte, wurde fachlich bemängelt. Es war und ist einer der entscheidenden Punkte, mit dem die Gegner juristisch gegen das Bauprojekt vorgehen wollen, falls es wieder aufgenommen werden sollte. Kritiker befürchten eine Gefährdung der Grundschüler der Thomas-Morus-Schule auf deren Schulweg.
An der Frage scheiden sich die Geister
Auf ihrer Webseite stellen die zuständigen Architekten Naujack, Rind und Hof den Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 1650 Quadratmeter, mit Wohnungen sowie ebenerdig über 100 Parkplätzen vor, die ebenfalls auf der Grünfläche zwischen Reuter- und Bensberger Straße liegen sollen.
An der Frage, ob der große Supermarkt entstehen soll, scheiden sich die Geister. Großen Widerspruch seitens der Bürger gab es, weil die Stadtverwaltung dem Investor den Schulgarten der Thomas-Morus-Schule verkauft hatte. Der befindet sich auf einem der Schlüsselgrundstücke: Ohne dieses kann der Supermarkt nämlich nicht gebaut werden.
Danach ging zunächst alles seinen Gang und die Stadt gab das Grundstück an den Investor ab (205 Euro je Quadratmeter). Das war allerdings zu günstig, wie sich später zeigte. Denn: Städtische Grundstücksgeschäfte werden nicht-öffentlich getätigt. Das heißt, Preis und Käufer bleiben normalerweise geheim. Der „Leverkusener Anzeiger“ veröffentlichte jedoch ausnahmsweise den Preis. Ein Bürger stellte daraufhin Anzeige gegen Unbekannt und die Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen gegen die Stadtverwaltung wegen des Verdachts der Untreue an. Die Folge war, dass das Grundstücksgeschäft rückgängig gemacht wurde – der Grund für Ermittlungen war entfallen und die Anzeige lief ins Leere. Seither ruht die Sache.
Der Oberbürgermeisterkandidat und Vorsitzende der Bezirksvertretung Schlebusch, Frank Schönberger, setzte sich engagiert für den Bau ein, inzwischen hat er sich aber auf einer CDU-Versammlung weniger eindeutig positioniert: „Zeiten ändern sich.“ Der amtierende Oberbürgermeister Uwe Richrath hält sich mit seiner Meinung bisher eher zurück.
Einige Schlebuscher wünschen sich einen Nahversorger an der Stelle, aber ansonsten ist längst nicht jeder von der Idee begeistert, dass dort ein so großer neuer Markt entstehen könnte, der möglicherweise zu viel Autoverkehr anzieht. Die Immobilienentwickler und -besitzerfamilie Müller etwa bekämpft das Projekt gemeinsam mit der Werbegemeinschaft der Schlebuscher Geschäftsleute, weil sie einen Kaufkraftverlust und Verdrängungswettbewerb für bestehende Supermärkte im Schlebuscher Dorf, in der Waldsiedlung und an der Kalkstraße befürchtet. Den Müllers gehören unter anderem Immobilien, in denen sich vier der dem Grundstück am nächsten gelegenen Supermärkte befinden.
Der Leser sagt: „Mit Lebensmittelgeschäften sind in Schlebusch alle versorgt. Aber nicht mit bezahlbaren Wohnungen.“