Schlebusch – Vom Bierwagen aus hat Georg Ott beste Sicht. Von links nach rechts sieht der Inhaber eines Langenfelder Veranstaltungsservices sattes Grün und bunte Blümchen.
Und was aus seiner Warte noch viel wichtiger ist: Er sieht viele Passanten, die sich in der Schlebuscher Fußgängerzone umschauen und an den Marktständen stehen bleiben. Georg Ott ist am Samstag zufrieden. Auch wenn das Wetter nicht unbedingt frühlingshaft ist, findet die Aktion „Blühendes Schlebusch“ Anklang bei der Kundschaft.
„Die Schlebuscher sind ihrem Stadtteil sehr treu“, freut sich Ott. „Sie kommen an diesem Wochenende mindestens einmal zu uns.“ Die Zusammenarbeit mit der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch laufe gut.
„Der erste verkaufsoffene Sonntag im Jahr ist immer der beste“, sagt Georg Ott, „Sonntags hatten wir bisher immer Glück. Bei gutem Wetter kommen schätzungsweise 20 000 Leute, bei schlechtem nur bis zu 6000. Das ist schon ein Unterschied.“ 45 bis 50 Stände sind auf der Bergischen Landstraße zwischen Lindenplatz und Arkadenplatz aufgebaut. Ganz genau weiß es Georg Ott nicht mehr. Sie alle sollen jedenfalls möglichst etwas mit dem Thema Frühling zu tun haben. So reicht die Auswahl von bunten Frühblühern über Zimmerpflanzen bis hin zu Gartendeko.
Wer keinen grünen Daumen hat, greift zu Seidenblumen und Trockengestecken oder gleich zu modischen Frühjahrsaccessoires. Bei einem Kontrollgang durch die Fußgängerzone will Georg Ott erfahren, wie die Lage an den Ständen ist. „Schließlich haben wir nach dem langen Winter viel zu besprechen“, sagt er voller Tatendrang. Wenn er Monika Przibilla fragt, wird sie ihm sagen, dass das Geschäft gut läuft. An ihrem Stand verkauft sie Blumenzwiebeln verschiedenster Sorten.
Zu den Exoten gehört die japanische Wunderblume, die schon durch ihren Namen einen besonderen Reiz auf die Kundschaft ausübt. „Sie läuft am besten“, bestätigt Monika Przibilla. „Die Wunderblume ist pflegeleicht, wächst auch im Halbschatten und ist winterhart. Und das Beste: Die Pflanze entscheidet jedes Jahr aufs Neue selbst, welche Farbe sie haben will.“ Monika Przibilla weiß, wie man Blumenzwiebeln anpreist und welche denn auch in der rheinisch-bergischen Erde am besten gedeihen: Blühender Farn, Gartenamaryllis und eben die besagte Wunderblume.
Wenn sie könnte, würde Ingrid Mayer einige Pflanzen der Standbetreiber aus der Fußgängerzone verbannen. Vor allem die fertigen Töpfe, in deren Erde sicherlich auch Torf zu finden sei. Die Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, Kreisgruppe Leverkusen (BUND), sieht die Auswahl durchaus kritisch. „Blüten sind so wichtig für unser Überleben. Das ist vielen gar nicht bewusst“, sagt Ingrid Mayer.
Die Insektenpopulation sei dramatisch geschrumpft. Der normale Bürger nehme das an der Tatsache wahr, dass er seinen Wagen nach der Fahrt über die Autobahn nicht wegen zahlreicher Insektenleichen in die Waschanlage bringen muss. Während sich der unbedarfte Autofahrer darüber womöglich freut, gerät Ingrid Mayer in Sorge. Denn Insekten sind wichtiger Bestäuber und Nahrungsgrundlage für Vögel.
Die Naturschützerin appelliert an die Passanten, nicht zu gefüllten Blüten zu greifen. „Die bieten beispielsweise Bienen nicht die Möglichkeit, mit dem Rüssel ins Innere zu gelangen.“ Ingrid Mayer empfiehlt Kornblumen, wilde Stiefmütterchen, Thymian, Rosmarin und Lavendel für den heimischen Garten und Balkon.
Auf die Frage, was denn wichtiger sei, würde Peter Marseille ganz klar „die Pilze“ sagen. Der Pilzbotschafter des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer bietet den Passanten unter anderem Kastanienseitlinge zum Probieren an. Ein Exot unter den Pilzen. „Pilze sind sehr gesund. Sie haben viele Vitamine, auch in der dunklen Jahreszeit wachsen sie“, sagt der Leichlinger. Mehrere Jahre kann ein Züchter von einer Pilzkultur ernten. „Wenn er denn ein kundiges Händchen hat!“.
Wenn er sich umsieht, fühlt er sich in seiner Begeisterung für Pilze bestätigt. Alle Geranien und Gemüsepflanzen um ihn herum seien ohne Pilze nie möglich gewesen. „Pilze regenerieren den Boden“, sagt der Züchter, der bald in Kiew Vorträge halten will. „Ohne Pilze würde die ganze Welt zugrunde gehen.“