Die Menschen in Oberberg freuen sich auf den Frühling und machen bereits ihre Gärten hübsch. Besonders beliebt sind Gewächse vom Mittelmeer.
FrühlingBunte Farbtupfer im Garten verdrängen in Oberberg das Wintergrau
„Die Oberberger haben immer noch die Eisheiligen im Kopf“, weiß Stefan Bergerhoff. Deshalb regieren im Gartencenter in Wiehl-Alperbrück vorerst noch Narzissen, Bellis und Stiefmütterchen, die auch mal eine frostige Nacht vertragen. Petunie, Geranie und Co. müssen vorerst in den warmen Gewächshäusern warten, ihre Stunde kommt erst, wenn der Frühling richtig da ist. Dann lädt jeden Tag ein Lastwagen seine Blütenpracht ab, an manchen Tagen auch zwei.
Doch auch heute schon schieben Kundinnen und Kunden voll mit Pflanzen beladene Einkaufswagen durch die Gänge, liebäugeln mit kleinen, blühenden Pflaumenbäumen, suchen Clematis aus und stachlige Rosenbüsche, die Duft für laue Sommernächte verheißen. „Ich wollte einfach nicht mehr länger warten, ein bisschen Farbe muss sein“, verrät Carina Funke. Deshalb ist sie mit ihrer kleinen Tochter Matilda und Oma Hannelore Friedrichs unterwegs, um der braungrauen Garteneinöde mit Polsterstauden ein paar bunte Tupfer zu verleihen. Sie hoffen auf schönes Wetter, damit die neuen Stockrosen-Pflänzchen nicht erfrieren. Für alle Fälle hat Bergerhoff einen Tipp: Bei Minusgraden mit Betttüchern oder Zeitungspapier abdecken.
Die Menschen in Oberberg haben den Winter richtig satt
„Die Leute haben den Winter satt“, hat auch Wolfgang Werner beobachtet. Der Verkauf von Frühblühern ist in der Baumschule in Gummersbach-Becke im vollen Gange. Vor allem seien mehr Spontankäufer unterwegs als in früheren Jahren, urteilt Werner. Zwischen verschiedenen Gehölzen lassen sich Kunden vom Gärtner beraten, wie sie am besten eine Hecke anlegen. „Thuja und Kirschlorbeer sind out, heute soll es eher eine Hainbuchenhecke sein, im Trend sind aber auch bienenfreundliche Gehölze wie Wildrose, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Schlehdorn.“ Auch Obstbäume seien sehr gefragt. Viele Pflanzen zieht Werner selbst, die anderen bezieht er aus der Region.
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Darauf legt auch Stefan Bergerhoff in Alperbrück großen Wert. Auf Tischen warten dort schon zarte Salat-, Gurken- und Kohlrabi-Pflanzen auf künftige Gemüsegärtner. „Immer mehr Leute begeistern sich dafür, selbst etwas anzubauen“, sagt er. „Viele haben sich ein kleines Gewächshaus angeschafft, auch Hochbeete sind enorm beliebt.
Dieser Trend ist seit der Coronazeit ungebrochen.“ Thymian und Basilikum, am liebsten in Bio-Qualität, hätten viele Beete erobert und die Zierpflanzen verdrängt. Orangen, Zitronen, Olivenbäume und Lavendel ließen immer mehr Oberberger auf der heimischen Terrasse von Mittelmeer träumen. „Viele Jahre lang wurde das ganze Haus mit Geranien eingekleidet, heute ist die Bepflanzung vielfältiger geworden“, resümiert Bergerhoff.
In Lindlar gedeiht seit vielen Jahren ein Naturgarten
Auch das Interesse am naturnahen Gärtnern wachse, stellen unterdessen Katja und Klaus Wopfner fest. Sie öffnen jedes Jahr ihren 2000 Quadratmeter großen Privatgarten in Lindlar für die „Bergische Gartentour“ und sind aktiv im Verein „Naturgarten“. Dabei haben auch sie Anfang der 1990er Jahre angefangen mit Pflanzenablegern, die man ihnen geschenkt hatte. Forsythie und Kirschlorbeer wurden als erste wieder ausgerupft, nachdem die Wopfners durch Kräuterkurse im Freilichtmuseum die Lust am Naturgarten für sich entdeckt hatten.
Seitdem haben sich heimische Pflanzen wie Wiesenschafgarbe, Margerite und Klee breitgemacht, die Futter für eine Vielzahl der 30 000 Arten von Insekten bieten, Reseda für die Reseda-Maskenbiene, Glockenblumen für die Brut der Glockenblumen-Scherenbiene.
„Für den Anfang reicht es, eine Ecke im Garten sich selbst zu überlassen, den Mähroboter stehen zu lassen, damit Gänseblümchen eine Chance haben, die Blumenwiese mit der Heckenschere oder Sense zu schneiden, alles drei Tage liegen zu lassen und dann erst abzuräumen“, ermutigt Katja Wopfner Naturgarten-Neulinge. Wichtig auch, mal Blattläuse oder Raupen zu dulden – „drei Wochen später sind sie an Vogeljunge verfüttert“. Oder auch abgestorbene Stängel, vor allem solche mit Mark, jetzt noch nicht alle abzuschneiden, sondern eine Weile stehen zu lassen und später senkrecht an den Zaun zu binden, als Wohnung für einige der 560 Wildbienenarten. Viele Anregungen fänden sich im Internet, auch wo man heimische Pflanzen online bestellen kann. „Aber auch bei der Pflanzentauschbörse der Biologischen Station könnte man fündig werden.“
Wer nicht weiß, was genau zu den heimischen Pflanzen gehört, für den hat Klaus Wopfner einen Tipp: „Alles, was schon vor Columbus hier wuchs. Pflanzen, die nach 1492 hergebracht worden sind, gelten als Neophyten, also als eingewanderte Arten. Und die gehören streng genommen dann nicht in einen Naturgarten“, führt der Lindlarer Fachmann aus. Und scherzhaft fügt er hinzu: „So wie die Kartoffel. Die pflanzen wir dann eben im Gemüsegarten nebenan.“
Pflanzentauschbörse auf Schloss Homburg
Wenn rund um das Schloss Homburg in Nümbrecht über Staudenvermehrung, Wildbienenfutter und Gartenkräuter gefachsimpelt wird, ist der Sommer oft nicht weit. Die Pflanzentauschbörse findet statt am Samstag, 20. April, von 10.30 und 14 Uhr auf dem Schlossgelände.
Erneut lockt ein breites Programm. So will die Bergische Gartenarche über das Sammeln, Vermehren und Verbreiten alter Landsorten informieren – die traditionellen Gemüsesorten und Stauden seien schließlich bestens an das hiesige Wetter und den Boden angepasst, betont die Initiative, die auch Patenschaften für alte Pflanzen anbietet. Die Biologische Station hat ein Vortragsprogramm auf die Beine gestellt, bei dem es unter anderem um die bergische Insektenwelt geht.
Am Bergischen Naturmobil erfahren Kinder und Erwachsene mehr über das Leben im Kompost und der Nabu erinnert an sein Feldlerchen-Projekt. Auch beantworten Experten Fragen der Hobbygärtner.
Die Veranstalter weisen darauf hin, dass der Schlossberg von Wiehl aus nur als Einbahnstraße befahrbar ist, die linke Spur dient in Teilbereichen als Parkfläche. (sfl)