Wie in jedem Jahr herrschte bei der Pflanzentauschbörse im Schatten von Schloss Homburg in Nümbrecht großer Andrang.
PflanzentauschbörseVor allem Heimisches war in Nümbrecht gefragt
Am Samstagmorgen herrscht auf der Schlossstraße, die hinauf zum Schloss Homburg führt, der Ausnahmezustand. Zur Einbahnstraße umfunktioniert, drängen sich dicht an dicht die Autos auf der unbenutzten Fahrspur, die jetzt Parkplatz ist. Zwischen den Fahrzeugen und auf den nahe gelegenen Waldwegen wuseln Menschen in Scharen. Auffällig sind die vielen Bollerwagen, in denen diesmal jedoch weder Kinder noch Bierflaschen verstaut sind, sondern Pflanzen. Die aber werden ebenso liebevoll und vorsichtig den Berg hochgezogen.
Die Karawane findet ihr Ziel am Schlossberg. Dorthin eingeladen haben die Biologische Station Oberberg und zahlreiche Gartenfreundinnen und Gartenfreunde sowie Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner. An den Ständen ist Pflanzentauschbörse: Mitgebrachte Pflanzen können gegen andere Sorten eingetauscht werden, man fachsimpelt über Gartenschätze. Zusätzlich bieten die Organisatoren, die Biologische Station, der Rheinische Landfrauenverband, der Kreisverband des Naturschutzbundes (Nabu) und der Verein „NaturGarten“ viel Programm.
Schilder helfen bei der Wahl
Obwohl die Tauschbörse offiziell erst um halb elf beginnt, ist das Tauschen zu der Zeit bereits in vollem Gange – denn was weg ist, ist weg. Und da selbst passionierte Tauschbörsen-Anhänger nicht genau vorhersagen können, welche Pflanzensorte dieses Jahr am begehrtesten ist, ist eben Schnelligkeit gefragt. Vor allem heimischen Wildkräuter, Wildblumen und Gemüsesorten sind beliebt – und darauf liegt auch der Fokus der Veranstaltung.
Denn solche Gewächse sollen dem Erhalt heimischer Tierarten dienen. Etwa 90 Prozent der pflanzenfressenden Insekten, so heißt es, sind auf wenige heimische Wildpflanzenarten angewiesen. Die Organisatoren haben daher an allen Ständen Heimisches stets gekennzeichnet, das hilft bei der Suche. Denn schließlich sind die meisten Pflanzen noch Setzlinge oder in Samenform und daher nur für geübte Pflanzenkenner auf den ersten Blick erkennbar.
Neue Pflanzenfreunde brauchen oft ein wenig Geduld und müssen näher herantreten, um diese Schilder zu lesen. Natürlich können sie Fragen stellen, das tun Therese und Claude Lechevalier. Die beiden Hobbygärtner aus Leidenschaft sind schon oft hier gewesen. Jedes Mal bringen sie Ableger aus ihrem 900 Quadratmeter großen Garten mit und jeder Tauschpartner, der Interesse hat, bekommt einen Crashkurs zum richtigen Umgang mit den ergatterten Pflanzen. Auch Nachwuchsgärtner sind am Werk, etwa die Schülerinnen und Schüler der Grundschule in Oberwiehl.
Ihre Garten-AG hat ebenfalls Setzlinge im Gepäck und diese auch schon erfolgreich gegen Erdbeer- und Zucchinipflanzen getauscht. Demnächst finden diese im Schulgarten ihren Platz. Wie gut die Tauschbörse angenommen wird, das zeigt auch der Stand von Nicole Zander. Sie ist mit ihrer Mutter extra aus dem Westerwald angereist. Bei einer ähnlichen Veranstaltung in der Nähe ihrer Heimat hat sie vom Nümbrechter Tauschtag gehört: „Man redet ja immer mit seinen Standnachbarn und die haben mir von der Tauschbörse in Nümbrecht erzählt und wir sind dann hierhergekommen.“ Die Mund-zu-Mund-Werbung funktioniert also ausgezeichnet.