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VirusseucheImmer mehr Tiere erkranken in Oberberg an der Blauzungen-Krankheit

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In der Nähe der Waldbröler Ortschaft Hochwald haben der Wanderschäfer Oliver Sachse und seine gut 500 Schafe jüngst Quartier bezogen. Unser Foto zeigt den 42-Jährigen auf seiner Weide.

In der Nähe der Waldbröler Ortschaft Hochwald haben der Wanderschäfer Oliver Sachse und seine gut 500 Schafe jüngst Quartier bezogen.

Bei den Haltern von Rindern und vor allem Schafen gehen große Sorgen um, nachdem die Krankheit Oberberg erreicht hat. Jetzt wird geimpft.

Saftige Wiesen, fröhliches Blöken, Idylle pur zwischen den Waldbröler Ortschaften Hochwald und Helten. Dort hat der Wanderschäfer Oliver Sachse mit fast 500 Schafen Quartier bezogen. Er ist in großer Sorge: Nach mehreren Nachbarkreisen hat die Blauzungen-Krankheit nun auch das Oberbergische erreicht. Und weil gerade Stechmücken eine gute Zeit haben, breitet sich die Variante Serotyp 3 mit hoher Geschwindigkeit aus.

„Im Moment sind die Sorgen auch deswegen so groß, weil wir alle ja noch keine Erfahrung haben mit dieser neuen Variante“, sagt der 42-Jährige. „Zurzeit kann wohl niemand abschätzen, wie sich die Lage entwickelt.“ Besonders stark gefährdet seien übrigens Muttertiere, die zurzeit ein Lamm „bei Fuß“ haben und es versorgen, schildert Sachse.

Waldbröler Wanderschäfer hat seine Herde vor einer Woche impfen lassen

Vor genau einer Woche sind seine Merino- und Schwarzkopf-Schafe geimpft worden, bisher zeige keines der Tiere Symptome. „Leider weiß niemand, wie lange es dauert, bis der Impfstoff wirkt und die Tiere Antikörper bilden“, schildert der Waldbröler. „Das ist bei jedem Tier anders – genau wie beim Menschen. Drei bis vier Wochen sind es bestimmt.“ Bis dahin könne er nur hoffen, dass nichts passiert. Während Rinder, so heißt es, eine Erkrankung meist gut und ohne Komplikationen überstehen, ist diese für Schafe tödlich.

Am späten Donnerstagnachmittag hatte der Oberbergische Kreis erstmals über das Auftreten des Bluetongue-Virus informiert, bei acht Schafen und neun Rindern sei dieses bisher nachgewiesen worden. Am Freitag meldete Kreissprecher Philipp Ising dann 19 infizierte Rinder und 13 Schafe. „Der Norden des Kreises ist stärker betroffen als der Süden“, berichtet er. Die Kommunen und die Zahl der befallenen Höfe nennt Ising indes nicht. Ist ein Tier erkrankt, besteht Meldepflicht: Hoftierärzte und Tierärzte müssen Verdachtsfälle umgehend dem Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Kreises mitteilen.

In Gummersbach-Bünghausen geht auch Landwirt Peter Schmidt auf Nummer sicher

In Gummersbach-Bünghausen geht „Klosterbauer“ Peter Schmidt ebenfalls auf Nummer sicher: „Am Samstag wird geschoren, danach geimpft.“ 55 Bergschafe bekommen bis Montag auf dem Klosterhof den Impfstoff, bisher sei kein Tier erkrankt. „Landwirte wie ich sind also im Vollstress“, sagt der 61-Jährige. 21 Rinder (Rotes Höhenvieh) hält er zudem, diese blieben vorerst ungeimpft. Wie viele Tiere tatsächlich infiziert sind, ist bisher noch nicht bekannt. „Es haben aber wohl einige Kolleginnen und Kollegen bereits Tiere mit Symptomen im Stall“, sagt Kreislandwirt Bernd Schnippering aus Wipperfürth, er beruft sich auf ein Gespräch mit einem Tierarzt.

Den Impfstoff und die Impfung müssen die Halterinnen und Halter selbst bezahlen. Die Kosten für eine Dosis beziffert Wanderschäfer Sachse auf etwa drei Euro – der Preis variiere jedoch und richte sich nach der Größe der Herde. „Pro Tier gibt es einen Zuschuss von der Tierseuchenkasse in Höhe von etwa einem Euro“, ergänzt Oliver Sachse, der seit 1998 in seinem Traumberuf arbeitet. „Sollten Tiere sterben, müssen wir dann auch für die Entsorgung der Kadaver aufkommen.“ Die Impfung sei der einzige wirkliche Schutz. „Man könnte die Schafe mit einem Mittel einreiben, das Stechmücken fernhalten soll“, führt er aus und zitiert damit eine Empfehlung des Oberbergischen Kreises. „Aber ich glaube nicht, dass das am Ende funktioniert.“

Dem pflichtet Peter Schmidt bei: „Dieser Wirkstoff tötet die Mücke, insofern hemmt dieses Mittel wenigstens die Ausbreitung. Das Schaf ist nach einem Stich trotzdem infiziert.“


2007 wütete die Tierseuche auch in Oberberg

Zuletzt hat der Oberbergische Kreis im vergangenen Oktober vor der Blauzungenkrankheit gewarnt. Im Januar 2019 wurde der Kreis nach einem Ausbruch in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) sogar zum Sperrgebiet erklärt, da eine Restriktionszone mit einem Radius von 150 Kilometern gegen die Ausbreitung eingerichtet werden musste. Auch in Oberberg gewütet hat die Tierseuche dagegen im Jahr 2007: Von Juni an bis in den späten Herbst starben damals rund 1900 Schafe, in den Rinderställen verendete ein Drittel der 958 infizierten Tiere.

Fragen zur Blauzungen-Krankheit beantwortet das Veterinäramt, es nimmt zudem Meldungen von Verdachtsfällen entgegen per E-Mail an amt39@obk.de oder unter (02261) 88 39 03.