Im Herbst 2016 wurde das Gelände an der Gerdesstraße eröffnet, heute ist es völlig vernachlässigt und verwildert. Die Zukunft ist ungewiss.
Netzwerk-GartenFrüheres Vorzeige-Projekt kann in Waldbröl nicht mehr gedeihen
Menschen jeder Generation, verschiedener Herkunft, jeglichen Geschicks im Gärtnern sollten in Waldbröl zusammenfinden und dort gemeinsam Gartenarbeit verrichten. Und wer weder Spaten, noch Harke halten wollte, der durfte sich dennoch an den üppigen Kräuterbeeten für die heimische Küche bedienen. Der Netzwerk-Garten an der Gerdesstraße sollte ein Vorbild-, ein Vorzeige-Projekt werden.
Doch mehr als ein Vorhaben ist daraus nicht geworden: Wer da heute den Fuß ins Grüne setzt, muss aufpassen, nicht hängen zu bleiben: Ein Garten ist nicht mehr zu erkennen, Pflanzen und Sträucher wachsen wild gen Himmel, die Zäune stehen schief und kippen bald um. Ein Eingang ist so zugewachsen, dass niemand mehr hindurchkommt. Und nur noch der Hauptweg von einst führt wenige Meter weit auf das Gelände, das Anfang September 2016 in der Obhut der Ehrenamtsinitiative Weitblick zu gedeihen begann.
Weitblick: „Wir haben den Netzwerk-Garten in Waldbröl aufgegeben“
„Wir haben den Netzwerk-Garten aufgegeben – vor zwei, vielleicht sogar drei Jahren“, sagt Jutta Ramackers, eine der damals für dieses Projekt Verantwortlichen. „Denn wer will einen solchen Garten pflegen, wenn bald der Bagger anrollt?“ Das gut 3000 Quadratmeter große Grundstück gehört dem Oberbergischen Kreis, es liegt vor den Türen des Straßenverkehrsamts und im Rücken des Waldbröler Bürgerhauses, das Besitz der Marktstadt ist.
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Im kommenden Frühjahr soll das Kreisamt bei der Kölner Kreissparkasse an der Kaiserstraße einziehen. „Und dann gehen wohl beide Grundstücke, das mit dem Gebäude und das mit dem Garten, in den Verkauf“, kündigt Kreissprecherin Iris Trespe an. Bis dahin aber solle der Netzwerk-Garten nicht weiter verwildern, sagt sie: „Der Waldbröler Pfadfinderstamm Sankt Georg möchte ihn nutzen und pflegen, eine Vereinbarung dazu ist in Arbeit.“
Bisher sind es Bildungsträger gewesen wie etwa die Gummersbacher Initiative „VSB – Vermitteln, Schulen, Beraten“ und der Waldbröler Verein Outdoor Oberberg. „Wir sind schon lange nicht mehr dort gewesen“, bestätigt VSB-Mann Fabian Schürholz. Und Sven Schuh von Outdoor Oberberg ergänzt: „Wir sind ja immer nur für befristete Projekte dorthin geholt worden, ansonsten gab es da für uns nichts zu tun.“
Immer wieder sollten Workshops in Waldbröl jungen Menschen Orientierung bieten
So sollte etwa das Wood- und spätere Workcamp „Mach grün!“ jungen Leuten in den Ferien Orientierung bieten bei der Berufswahl und ihnen grüne Jobs in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch mit dem Werkstoff Holz näherbringen: Jugendliche zimmerten die Zäune, sie bauten aus Lehm einen Backes, legten Hochbeete an, pflanzten Kräuter und halfen beim Bau eines windschiefen Hexenhauses für die Gartengeräte.
Im Juli 2022 aber fand im Waldbröler Naturerlebnispark Panarbora das letzte Camp dieser Art statt, danach wurde das Programm von der Bundesregierung und den Förderern eingestampft. In derselben Zeit, so erinnert sich Weitblick-Mitarbeiterin Jutta Ramackers, sei wohl zum ersten Mal die Rede davon gewesen, das Grünland an der Gerdesstraße werde verkauft. „Und wer will dann noch mit Herzblut zur Sache gehen, wenn bald ein Investor vor der Pforte steht?“
Unterdessen braucht die Stadt Waldbröl Platz – für einen dritten neuen Kindergarten und für ein Stück des neuen Cityradwegs, der über das frühere Merkur-Gelände führt, an der Friedenstraße ankommt und sich dann oberhalb des Geländes an der Gerdesstraße bis an die Otto-Eichhorn-Straße fortsetzen soll. „Einige Grundstücke haben wir dafür bereits gekauft“, blickt Bürgermeisterin Larissa Weber zurück. Jetzt werde die Verwaltung wohl auf den Kreis zugehen wegen des Grundstücks, „weil dieses ruhig und gut erreichbar liegt“.
Eine Kindertagesstätte baut die Evangelische Kirchengemeinde derzeit am Bitzenweg, eine zweite ist für den Stadtteil Eichen geplant. „Aber es gibt weiteren Bedarf“, betont Weber. Sie könne sich zudem gut vorstellen, dass – sollte der Kauf zustande kommen – aus dem Netzwerk-Garten ein Spielgelände wird.