Dem heute 56-Jährigen werden 15 Übergriffe gegen drei Jungen vorgeworfen. Er hatte als Lehrer an einer Schule in Oberbergs Süden gearbeitet.
Sexueller MissbrauchProzess gegen ehemaligen Lehrer aus Oberberg beginnt erneut
Nach einer Unterbrechung von vier Monaten wird der Prozess gegen einen früheren Lehrer um den sexuellen Missbrauch von mehreren Jungen am Dienstag, 9. April, vor dem Landgericht in Bonn nicht nur wiederaufgenommen: Wegen dieser langen Unterbrechung beginnt er erneut mit der Verlesung der Anklage, das kündigt Gerichtssprecherin Saskia Wielpütz an. Der heute 56 Jahre alte Oberberger wird beschuldigt, seine Stellung als Pädagoge an einer Schule im Kreissüden dazu ausgenutzt zu haben, sich in der Zeit zwischen Juni 2006 und Juni 2021 an mindestens drei Jungen im Alter von elf und 13 Jahren vergangenen zu haben. Der Anklageschrift zufolge werden ihm insgesamt 15 Taten zur Last gelegt.
Mitte November waren die Verhandlungen ausgesetzt worden, weil das mutmaßliche Opfer, das den Prozess ins Rollen gebracht hatte, nicht vor Gericht erschienen war. Es heißt, der heute etwa 30 Jahre alte Mann habe nichts von seiner Ladung gewusst und habe sich mit dem Fahrrad auf eine Weltreise begeben. Jetzt sei er ebenso erneut geladen wie zwei Zeugen, sagt Wielpütz.
Oberberger hatte schon im November ein Geständnis angekündigt
Schon damals hatte der Beschuldigte, der in Oberberg auch als Sporttrainer tätig war, gesagt, er wolle ein Geständnis ablegen. Dem Mann wird laut Anklage zudem vorgeworfen, er habe in seiner Zeit als Fußballtrainer bei Vereinen im Kreisgebiet und auch außerhalb der Kreisgrenzen Fotos gemacht von Jugendlichen, während sie duschten. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung im Juni 2021 habe die Polizei kinder- und jugendpornografisches Material sichergestellt, heißt es.
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„Nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe hat die betroffene Schule umgehend reagiert“, berichtete der Kölner Jurist Dr. Jörn Claßen auf Anfrage dieser Zeitung im vergangenen November. Er steht der Schule als Medienanwalt zur Seite und betont, diese werde vor Gericht „weiterhin an der rückhaltlosen Aufklärung mitwirken“. Er betont, dass die mutmaßlichen Taten „nicht auf dem Gelände der Schule stattgefunden haben“. Dem Vernehmen nach sind zwei Lehrkräfte als Zeugen geladen.
Das Bonner Landgericht plant fünf Verhandlungstage im Verfahren gegen den Oberberger
An fünf Verhandlungstagen vor er Achten Großen Strafkammer sollen die Vorwürfe aufgeklärt werden. Auf Nachfrage dieser Zeitung vor dem Prozess im vergangenen November hatte die Verteidigung des Beschuldigten, die Kanzlei von Peter-René Gülpen mit Standorten in Windeck und Troisdorf, gesagt sie werde sich allein im Verfahren äußern.
In der Anklage heißt es, die Schüler würden als „psychisch labil“ eingeschätzt und der angeklagte Lehrer habe ihr Vertrauen ausgenutzt, um sie zu sexuellen Handlungen mit ihm oder anderen Minderjährigen oder zum Posieren für Aktfotos und Filme zu bewegen. Dabei sollen laut Anklage auch Alkohol und Geld als Bezahlung im Spiel gewesen sein, um die Schüler gefügig zu machen.
Bekanntgeworden sind die mutmaßlichen Vorfälle offenbar, nachdem sich jener Junge ein Herz gefasst und seinen Eltern davon berichtet hatte. Nach Informationen dieser Zeitung geschah dies im April des Jahres 2021. Danach erstattete die Familie Anzeige. Dazu Medienanwalt Claßen: „Die Schule hat in Absprache mit dem Schüler und dessen Eltern unverzüglich die zuständige Fach- und Dienstaufsichtsbehörde, das Jugendamt des Oberbergischen Kreises, eine spezialisierte Fachberatungsstelle und die Polizei eingeschaltet.“ Die Lehrkraft sei suspendiert worden.
Nach Informationen dieser Zeitung soll der Mann Anfang Juli 2021 die fristlose Kündigung erhalten haben, das berichtet eine Quelle abseits von Gericht und Schule. Auch sei der Angeklagte bisher nicht in Erscheinung getreten und nicht vorbestraft.