Ab Freitag, 10. November, muss sich ein Oberberger wegen sexuellen Missbrauchs vor dem Bonner Landgericht verantworten. Er war Lehrer.
Mit Alkohol gefügig gemachtLehrer aus Oberberg soll drei Jungen sexuell missbraucht haben
Insgesamt 15-mal soll sich ein heute 56 Jahre alter Mann an drei minderjährigen Jungen sexuell vergangen haben. Ab Freitag kommender Woche, 10. November, muss sich der Oberberger, der als Lehrer an einer Schule im Süden des Kreises gearbeitet hat, vor dem Landgericht in Bonn dafür verantworten. Der Anklageschrift zufolge soll eines der Opfer zur Zeit der angeklagten Taten in der Zeit zwischen Juni 2006 und Juni 2021 elf Jahre alt gewesen sein, die beiden anderen Jungen 15 Jahre.
An bisher sechs Verhandlungstagen sollen die Vorwürfe vor Gericht aufgeklärt werden, die Urteilsverkündung ist dem Gericht zufolge für den 28. November geplant. Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte die Verteidigung des Beschuldigten, die Kanzlei von Dr. Peter-René Gülpen mit Sitzen in Windeck und Troisdorf, sie werde sich vor dem Prozessauftakt nicht zum Verfahren äußern.
Angeklagter soll Jugendliche nach dem Sport unter der Dusche fotografiert haben
Laut Anklage wird dem Mann zudem vorgeworfen, er habe in seiner Zeit als Fußballtrainer bei einigen Vereinen im Kreisgebiet und auch außerhalb der Kreisgrenzen Fotos gemacht von Jugendlichen, während sie duschten. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung im Juni 2021 habe die Polizei kinder- und jugendpornografisches Material sichergestellt, heißt es.
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„Nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe hat die betroffene Schule umgehend reagiert“, berichtet der Kölner Jurist Dr. Jörn Claßen. Er steht der Schule als Medienanwalt zur Seite und betont, diese werde vor Gericht „auch weiterhin an der rückhaltlosen Aufklärung mitwirken“. Auch betont er, dass die mutmaßlichen Taten „nicht auf dem Gelände der Schule stattgefunden haben“. Dem Vernehmen nach sind zwei Lehrkräfte als Zeugen geladen.
Die Opfer des Mannes werden in der Anklage als „psychisch labil“ beschrieben
In der Anklage heißt es, die Schüler würden als „psychisch labil“ eingeschätzt und der angeklagte Lehrer habe ihr Vertrauen ausgenutzt, um sie zu sexuellen Handlungen mit ihm oder anderen Minderjährigen oder zum Posieren für Aktfotos und Filme zu bewegen. Dabei sollen laut Anklage auch Alkohol und Geld als Bezahlung im Spiel gewesen sein, um die Schüler gefügig zu machen.
Bekanntgeworden sind die mutmaßlichen Vorfälle offenbar, nachdem sich einer der drei Jungen ein Herz gefasst und seinen Eltern davon berichtet hatte. Nach Informationen dieser Zeitung geschah dies im April des Jahres 2021. Danach erstattete die Familie Anzeige gegen den 56-Jährigen. Dazu Medienanwalt Claßen: „Die Schule hat in Absprache mit dem Schüler und dessen Eltern unverzüglich die zuständige Fach- und Dienstaufsichtsbehörde, das Jugendamt des Oberbergischen Kreises, eine spezialisierte Fachberatungsstelle und die Polizei eingeschaltet.“ Die Lehrkraft sei suspendiert worden.
Nach Informationen dieser Zeitung soll der Mann Anfang Juli 2021 die fristlose Kündigung erhalten haben, das berichtet eine Quelle abseits von Gericht und Schule. Auch sei der Angeklagte bisher nicht in Erscheinung getreten und nicht vorbestraft.
Am Ort der betroffenen Schule lobt man derweil das konsequente und kompromisslose Einschreiten der Leitung. Man werde sie weiterhin nach Kräften unterstützen, versichert die Verwaltungsspitze. Zudem, so heißt es aus dem Umfeld der Schule, habe es vonseiten der Eltern seither keine Vorwürfe gegen die Schule oder auch gegen andere Lehrkräfte gegeben.