Reichshof/Köln – Vor dem Kölner Landgericht hat am Freitag der Prozess gegen eine litauische Autoschieber-Bande begonnen. Operiert haben sollen die Männer vom Oberbergischen aus: In Eckenhagen hatten sie sich in der kompletten unteren Etage einer Pension einquartiert, die der 38 Jahre alte mutmaßliche Haupttäter angemietet hatte. Von dort sollen die sechs Litauer im Alter zwischen 30 und 39 Jahren in jeweils unterschiedlicher Besetzung losgezogen sein, um neue und hochwertige Transporter von Mercedes-Benz und Volkswagen zu knacken und anschließend zu stehlen. Den Gesamtschaden bezifferte der Staatsanwalt bei der Verlesung der Anklage am Freitag auf 320 000 Euro.
Vor der 22. Großen Strafkammer müssen sich die sechs Angeklagten wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls verantworten. Konkret wirft die Anklageschrift ihnen vor, in der Zeit von Oktober 2018 bis Juli 2019 in 16 Fahrzeuge vom Typ Mercedes Sprinter und VW Multivan T6 gestohlen zu haben. In einem der Fall blieb es beim Versuch.
Oberberg: Autoschieber-Bande vor Landgericht angeklagt
Dabei soll die Bande nicht nur im Oberbergischen unterwegs gewesen sein: Sie soll nicht nur in Marienheide, Engelskirchen und Lindlar, sondern auch in Köln, Euskirchen, Mechernich, Wesseling, Bergisch Gladbach, Leverkusen, Wuppertal und sogar in Sachsen-Anhalt, genauer gesagt in Halle an der Saale, zugeschlagen haben.
Das Vorgehen der offensichtlich technisch versierten Täter war laut Staatsanwaltschaft jeweils gleich: „Zunächst öffneten sie beschädigungsfrei mit der Schlosspicker-Methode die Fahrzeuge.“ Anschließend seien in den Fahrzeugen von VW die Zündschlösser gewaltsam gebrochen und durch ein elektronisches Bauteil ersetzt worden. Mit diesem Bauteil überspielten die Männer die Fahrzeugdaten auf ein Speichermedium. Bei den Fahrzeugen von Mercedes-Benz spricht die Anklage davon, dass die Täter sie „manipuliert“ hätten, um an die Fahrzeugdaten zu gelangen.
Landgericht Köln: Autos mit gestohlenen Daten geknackt
Mit den so gewonnenen Daten sollen sich die Bandenmitglieder zurück in die Pension nach Eckenhagen begeben haben, wo sie damit Schlüsselrohlinge so programmierten, dass die Fahrzeugelektronik die Schlüsselkopien als Originale erkannte und auf ihre Signale reagierte.
Mit den neuen Schlüsseln seien dann je zwei Bandenmitglieder zurück zu dem betreffenden Fahrzeug gefahren, hätten es geöffnet und seien damit einfach weggefahren. Anschließend wurden die erbeuteten Transporter dann in einem Gewerbegebiet zwischengeparkt, bevor sie im Laufe des Tages weggebracht wurden. Wohin, darüber schweigt sich die Anklageschrift aus.
Zehn Verhandlungstage bis Ende März angesetzt
Nach Verlesung der Anklage war am Freitag vor dem Landgericht auch schon wieder Schluss. Der Vorsitzende Richter machte noch den Vorschlag eines Rechtsgesprächs, das aber frühestens am kommenden Verhandlungstag stattfinden soll. Ob sich die Angeklagten dann zu den Vorwürfen äußern wollen, wurde am Freitag noch nicht klar.
Das Landgericht hat für den Prozess insgesamt zehn Verhandlungstage bis Ende März terminiert.