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300. GeburtstagDer Kurfürst hinterließ in Denklingen eine Spur

Lesezeit 4 Minuten
Das Gemälde eines Mannes in Uniform.

Das Porträt von Johann Wilhelm Hoffnaas nach italienischem Vorbild zeigt den Kurfürsten Karl Theodor im Jahr 1785. Acht Jahre zuvor hatte er die Denklinger Burg renovieren lassen.

Zum 300. Geburtstag erinnert der Geschichtsverein an den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, der einst auch das Bergische regierte.

Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz zählte im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten deutschen Reichsfürsten. Unter seiner Herrschaft wurden die bayerische und die pfälzische Linie der Wittelsbacher nach mehr als 550 Jahren wieder vereinigt. Seine Zeitgenossen nannten ihn den „Herrn der sieben Länder“. Seine Besitzungen umfassten nämlich neben der Kurpfalz, Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Neuburg auch (von 1777 an) Bayern, zudem die Markgrafschaft Bergen op Zoom in den Niederlanden sowie – aus oberbergischer Sicht wichtig – die niederrheinischen Herzogtümer Jülich und Berg.

So wird der 300. Geburtstag des Kurfürsten am 10. Dezember in Mannheim groß gefeiert. In den dortigen Reiss-Engelhorn-Museen wurde am 6. Dezember die Sonderausstellung „Ein Kurfürst auf Zukunftskurs – Carl Theodor zum 300. Geburtstag“ eröffnet. In Düsseldorf fand schon im September ein zweitägiges Symposium auf Schloss Benrath statt, an dem eine Abordnung der Oberbergischen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins teilgenommen hat.

Auch in Oberberg wird gefeiert

Und auch in Oberberg wird der Geburtstag gefeiert, pünktlich am heutigen 10. Dezember mit einem Vortrag von Alexander Rothkopf, dem früheren Vorsitzenden der Oberbergischen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins um 18 Uhr in der Denklinger Burg. Ein paar freie Plätze gibt es noch (Anmeldung unter harald.meissner55@gmx.de).

Der Karl-Theodor-Jahrestag sei „noch mal ein schönes bergisches Jubiläum“, findet Rothkopfs Nachfolger Marcus Dräger. Zusammen mit dem Heimatverein Denklingen habe man darum den Termin in der Burg vereinbart. Aber warum gerade in Denklingen? „Weil dort im weiten Gebiet des Bergischen Landes außerhalb Düsseldorfs der einzige Ort ist, an dem der Kurfürst noch im öffentlichen Raum erkennbar ist“, erläutert Marcus Dräger. „Nämlich in Form einer lateinischen Inschrift im Türsturz, in der an die Instandsetzung des Burghauses im Jahre 1778 unter der Regentschaft Karl Theodors erinnert wird.“ Das heutige Burggebäude war ursprünglich eine Wasserburg und entstand im 16. Jahrhundert. Im Jahr 1672 wurde die Verwaltung des Amtes Windeck in die Burg verlegt.

Den Münchnern habe der Kurfürst den Englischen Garten beschert und vor allem den freien Zutritt dazu, zählt Dräger auf, den Mannheimern ein Schloss von Versailler Ausmaßen, ein Kulturleben mit Theater und Hofkapelle von europäischem Rang. Die Düsseldorfer verdankten ihm Schloss Benrath und Schloss Jägerhof, einen ganzen Stadtteil, die Karlstadt, sowie die Gründung des Vorläufers der Kunstakademie. „Und der Süden des ehemaligen Herzogtums Berg eben die Renovierung der Denklinger Burg.“

Denklinger Frevel

Zu Drägers Bedauern wurde die Inschrift irgendwann unfachmäßig dick überstrichen, so dass sie heute nicht zu entziffern ist. Bei einem Ortstermin hat eine Abordnung des Geschichtsvereins kürzlich den stellvertretenden Bürgermeister René Kauffmann gebeten, diesen Frevel bei der geplanten Sanierung des Burghofareals beheben zu lassen.

Karl Theodor hatte seinen Lebensmittelpunkt in Mannheim, im Herzogtum Berg war er nur besuchsweise, erstmals 1746 und noch mal für längere Zeit 1785. Er besichtigte die Textilfabrik Cromford in Ratingen und auch Elberfeld. Bis in die Bergischen Ämter Steinbach und Windeck ist er nie gekommen. Straßennamen erinnern noch an ihn in Bensberg, Elberfeld, Ratingen und Köln-Mühlheim, der ehemaligen bergischen Hafenstadt am Rhein, und natürlich in Düsseldorf.

Marcus Dräger berichtet: „Karl Theodor starb 1799 in München ohne eheliche Erben, obwohl er nach dem Tod seiner ersten Frau mit 71 Jahren noch die 17-jährige Erzherzogin Maria Leopoldina heiratete.“ Neben seinen sieben Ländern hinterließ er allerdings acht uneheliche Kinder. Sein Nachfolger wurde ein noch entfernterer Verwandter des Regenten, als er es selbst bei seinem Erbantritt war: Max IV. Joseph aus der Nebenlinie Pfalz Zweibrücken-Birkenfeld, ab 1806 als Maximilian I. König von Bayern. Doch da war das Bergische Land, und damit die Denklinger Burg, schon an die Franzosen gefallen.

Die Oberbergische Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins unternimmt vom 14. bis 16. März eine Exkursion auf den Spuren Karl Theodors nach Mannheim und Schwetzingen. Nähere Informationen gibt es demnächst im Internet.