Wer war Heinrich Katzenbach? Ein Blick in die Historie des Manns, der nationalsozialistischer Bürgermeister von Morsbach war.
GeschichteDer frühere Morsbacher NS-Bürgermeister galt nach dem Krieg als „Mitläufer“
In der oberbergischen Literatur zum „Dritten Reich“ taucht immer wieder der Name Heinrich Katzenbach auf. Wer war dieser Bergarbeiter aus Zinshardt bei Morsbach, der 1925 die erste NSDAP-Ortsgruppe im Kreis Waldbröl gegründet hat, 20 Jahre lang Ortsgruppenleiter und sogar elf Jahre lang nationalsozialistischer Bürgermeister von Morsbach war?
1886 in Zinshardt geboren wurde Katzenbach Bergarbeiter von Beruf. Nachdem er 1919 schwer verwundet aus französischer Gefangenschaft zurückkehrte, entschied er sich, politisch tätig zu werden. „Er war extrem konservativ eingestellt, und sein Entschluss stand dabei ganz im Zeichen des wachsenden Antisemitismus in Deutschland“, heißt es in einem Buch über das „Dritte Reich“.
Als 1922 die „Deutsch-Völkische Freiheitspartei“ gegründet wurde, traten auch „die Völkischen“ in der Gemeinde Morsbach dieser Partei bei. Nach der Wiederzulassung der NSDAP wurde im Jahr 1925 in Holpe auf Initiative von Heinrich Katzenbach dann die erste NSDAP-Ortsgruppe im Kreis Waldbröl gegründet, deren Ortsgruppenleiter er auch sofort wurde.
Der Kreissüden entwickelte sich in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zur Keimzelle des Nationalsozialismus im Oberbergischen Land. Die Mitgliederzahlen und die Wahlerfolge nahmen stetig zu. Namenslisten aus den 1930er Jahren verzeichnen 370 NSDAP-Mitglieder in Morsbach.
Bürgermeisterposten war „kleine Anerkennung für sein Wirken“
1935 wurde unter dem Aktivisten Heinrich Katzenbach dann das zehnjährige Bestehen der NSDAP-Ortsgruppe in Holpe gefeiert. Ein Jahr zuvor war er zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Morsbach bestellt worden, der 1936 die hauptamtliche Berufung folgte. Bei seiner Einführung betonte Adjutant Hermann Thiel von der NSDAP-Kreisleitung, dass Katzenbach mit dem Bürgermeisterposten „eine kleine Anerkennung für sein Wirken bekomme“.
Heinrich Katzenbach hat in seiner Amtszeit mehrfach Konflikte mit den Kirchen ausgetragen. So ließ er 1937 die Kolpingsfamilie Morsbach verbieten, „weil sie ein weltliches Theaterstück im Gertrudisheim aufgeführt hat“. Der evangelische Pfarrer Hellmut Kneist aus Holpe wurde kurz darauf auf Veranlassung von Heinrich Katzenbach „dem Amtsgericht Waldbröl zur Verhaftung überstellt, weil er eine Kollekte abgehalten hatte“. Das Gericht ordnete allerdings keine Haft an.
Katzenbach soll „Volljüdin“ unter Druck gesetzt haben
Eine Beteiligung Katzenbachs an der Deportation der jüdischen Familie Levy 1942 von Morsbach konnte ihm zwar nicht nachgewiesen werden. Es ist allerdings durch Schriftstücke dokumentiert, dass er die „Volljüdin“ Paula Sara Lipinski sehr unter Druck gesetzt hatte, die Gemeinde Morsbach zu verlassen.
Nach dem Ersten Weltkrieg war der Bergbau – Morsbachs einzige nennenswerte Industrie – restlos zum Erliegen gekommen. Umso mehr hatte es weitreichende Auswirkungen, dass unter Bürgermeister Katzenbach zwischen 1938 und 1940 mehrere Betriebe angesiedelt wurden, die den Grundstock für eine gewerbliche Entwicklung der Gemeinde bildeten. Zu nennen seien hier die Firmen Schaumann Eisen- und Stahlbau sowie die Bergische Lederfabrik Krämer & Co, die teilweise noch bis in die 1980er Jahre wichtige Arbeitgeber für die Morsbacher waren.
Bei Kriegsende – zwei Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner – heißt es für den 6. April 1945 in der Heimatchronik von Morsbach: „Bürgermeister Heinrich Katzenbach ist abgereist und hat den Rentmeister Daniel Klein mit der Führung der Geschäfte beauftragt.“
Katzenbach wurde kurz darauf interniert, aber nach 18 Monaten wieder entlassen. 1948/49 musste er sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Hierfür legte er 20 Leumundszeugnisse vor. Der Haupt-Entnazifizierungsausschuss in Köln entschied am 13. Oktober 1949: „Sie dürfen im Öffentlichen Dienst nicht mehr als Beamter beschäftigt werden.“ Das Spruchgericht in Bielefeld hatte ihn zuvor freigesprochen. Er sei nach Belastungskategorie vier eingestuft, dass bedeutet „Kategorie Mitläufer“.
In diesem Spannungsfeld zwischen NSDAP-Ortsgruppenleiter und Gewerbeförderung als Bürgermeister bleibt Heinrich Katzenbach historisch betrachtet ein Nationalsozialist und Erfüllungsgehilfe des Naziregimes mit all seinen ideologischen Grundgedanken und Vorstellungen. Heinrich Katzenbach lebte nach dem Krieg weiterhin in seinem Heimatort Zinshardt und starb dort im Jahr 1957.