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Prozess in KölnVier weitere mutmaßliche Opfer von Pfarrer U.

Lesezeit 3 Minuten
Demonstranten gegen Pfarrer u

Demonstranten vor dem Landgericht Köln hinter einem Banner mit der Aufschrift „Missbrauch aufklären“  

Köln – Im Fall des wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten katholischen Priesters Hans Bernhard U. soll es vier weitere mutmaßliche Opfer geben. Das bestätigte die Kölner Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Rundschau. Laut Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sei eines der mutmaßlichen Opfer bereits als Zeugin in dem Fall vernommen worden. Die drei weiteren sollen in den anstehenden Verhandlungen noch gehört werden.

Gummersbacher Pfarrer soll seine Nichten missbraucht haben

Im Prozess vor der 2. Großen Strafkammer am Landgericht unter Vorsitz von Christoph Kaufmann wirft die Staatsanwaltschaft dem 70-Jährigen U. sexuellen Missbrauch zu Lasten von drei Nichten in den 1990er Jahren vor. Die Mädchen sollen zum Tatzeitpunkt zwischen sieben und 13 Jahren alt gewesen sein. U. soll damals in Gummersbach tätig gewesen sein.

Neue Taten wären noch nicht verjährt

Laut Bremer schildern die neuen Zeuginnen mutmaßliche Taten, die noch nicht verjährt sein sollen und somit Gegenstand von Gerichtsverfahren werden könnten. „Ob diese Taten noch in den Prozess im Wege einer sogenannten Nachtragsanklage eingeführt werden können, hängt auch von der Zustimmung des Angeklagten ab“, erklärte Bremer. Sollte der Angeklagte seine Zustimmung zu diesem Vorgehen nicht geben, „müsste die Staatsanwaltschaft gegebenenfalls gesonderte Ermittlungsverfahren einleiten“.

Weitere Opfer meldeten sich im laufenden Prozess

Am 17. Dezember 2021 hatte Richter Kaufmann am Beginn des Verhandlungstages mehrere E-Mails sowie Gesprächsnotizen zu Telefonaten mit potenziellen Zeugen verlesen (die Rundschau berichtete). Darin hatten diese ihre Aussagebereitschaft in dem Prozess signalisiert. Laut den damaligen Mitteilungen Kaufmanns ging es um zwei Frauen, die ebenfalls sexuelle Gewalt von U. erfahren haben sollen. Eine hatte mitgeteilt, dass sie nach der Presseberichterstattung über den Fall „nun den Mut gefasst“ habe, ihre Geschichte zu erzählen. Eine andere Frau, eine Teilnehmerin eines Zeltlagers, soll sich bereits 1992 einem Kreisjugendseelsorger bezüglich sexueller Übergriffe des Angeklagten anvertraut haben. Dieser, so hatte Kaufmann verlesen, habe aber nichts unternommen.

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Laut aktueller Anklageschrift soll sich der frühere Pfarrer U. zwischen 1993 und 1999 in 31 Fällen an seinen minderjährigen Nichten vergangen haben – davon in drei Fällen schwer. Zudem soll er 2011 in Wuppertal zwei Mal ein elfjähriges Mädchen missbraucht haben.

Pflegetochter hatte Geistlichen schwer belastet

Gegenstand des bisherigen Verfahrens war unter anderem das Verhältnis des Angeklagten zu seiner Pflegetochter. Schon, dass er überhaupt zwei Pflegekinder hatte, gilt als ungewöhnlich: Er habe niemals davor oder danach von einem vergleichbaren Fall gehört, berichteten Zeugen. Unter anderem Aussagen der Pflegetochter hatte den Angeklagten schwer belastet. Die Übergriffe auf sie sind allerdings heute verjährt und können nicht mehr angeklagt werden.

Die heute 55-Jährige lernte U., so hatte sie geschildert, in den 1970er Jahren in einem Kinderheim in Bonn kennen, in dem er während seines Theologiestudiums arbeitete. Er nahm das Mädchen sowie einen Jungen aus dem Heim mit ins Pfarrhaus nach Alfter, wofür er eine Genehmigung des Erzbistums und des Jugendamts erhielt. Etwa 1980 zogen sie nach Kerpen und später nach Gummersbach. Schon in Alfter soll es zu sexuellen Übergriffen gegen die damals etwa Zwölfjährige gekommen sein. Zweimal sei sie später von U. schwanger gewesen, erklärte sie vor Gericht. Die Schwangerschaften seien durch Abtreibung beendet worden. (EB/kna)