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100. GeburtstagWiehler Schachverein feiert Jubiläum mit einem echten Großmeister

Lesezeit 3 Minuten
Aufnahme eines Schachspielers, der vor dem Spielbrett sitzt.

Mitglieder des Schachvereins Wiehl im Jahr 1961 bei einem Turnier in Bergneustadt,

Am Samstag tritt Gerald Hertneck in Wiehl im Simultanturnier gegen 20 Gegner gleichzeitig an.

Der älteste Schachclub Oberbergs, das ist der Schachverein Wiehl. Gegründet im Jahr 1923, feiern die Wiehler und ihre Gäste am heutigen Samstag, den runden Geburtstag. Dazu hat sich der Verein einen besonderen Gast eingeladen: Schachgroßmeister Gerald Hertneck aus München.

Großmeister tritt in Wiehl zum Simultanturnier an

Der vielfache Nationalspieler und Olympiateilnehmer tritt im Simultanturnier gegen 20 Gegner gleichzeitig an (siehe unten), darunter sind auch einige starke Oberberger. Seit 2021 ist der Bayer zudem „Referent Leistungssport“ im Deutschen Schachbund. In einem kurzen Interview wird er im Rahmen des Festprogramms über seine Arbeit und die aktuellen Herausforderungen des Schachsports berichten.

Der Wiehler Verein hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Im Hotel Platte gründeten Schuhmachermeister Karl Schmidt (1. Vorsitzender) und Carl Dahlmann (Geschäftsführer und Kassierer) mitten im Inflationsjahr 1923 einen Schachclub, kurz darauf wurde der Schachverein Gummersbach ins Leben gerufen. Karl Schmidt muss über Jahrzehnte ein starker Spieler gewesen sein. 1935 wurde er Blitzschach-Kreismeister und noch 1959 gewann er zum wiederholten Mal den Titel des Vereinsmeisters.

Wiehler Schachspieler blicken auf 100 wechselvolle Jahre zurück

In der einhundertjährigen Geschichte hatten die Wiehler lediglich vier Vorsitzende. Karl Schmidt (bis 1962), Emil Diedrichs (1962-1997), Jürgen Hein (1997 bis 2010 und dann wieder ab 2013) sowie Peter Staub (von 2010 bis 2013). Dafür mussten die Wiehler das Spiellokal öfters wechseln. „Schachspieler haben Sitzfleisch und trinken und essen beim Schachspielen wenig“, sagt Jürgen Hein, bei den Wirten seien Schachvereine deshalb nicht besonders beliebt. Heute haben die Wiehler im Burghaus Bielstein ein ideales Zuhause gefunden.

Schachspieler haben Sitzfleisch und trinken und essen beim Schachspielen wenig
Jürgen Hein erklärt, warum Schachvereine bei Gastwirten nicht besonders beliebt sind

Über Jahrzehnte spielte die 1. Mannschaft in den unteren Ligen. 1966 gelang der Aufstieg in die A-Klasse, 1970 richteten die Wiehler die Jugend-Einzelmeisterschaft NRW aus. Einen kurzen sportlichen Höhenflug erlebte der Verein vor 20 Jahren. 2003 und 2004 spielte die 1. Mannschaft mit IM Alexander Dranov am 1. Brett in der NRW-Liga und der NRW-Klasse, direkt unterhalb der 1. und 2. Bundesliga. Doch dann ging es wieder bergab. Heute spielt die 1. Mannschaft in der Verbandsklasse, die 2. in der Hobbyliga.

Mehr Mitglieder beim Schachverein Wiehl

Während der Corona-Pandemie richteten viele Schachvereine virtuelle Vereinsabende aus. „Das hat bei uns nicht gut funktioniert“, sagt Hein. „Das Internet konnte keinen Ersatz für unsere Vereinsabende und persönlichen Kontakt bieten.“ Erfreulich ist die jüngste Entwicklung der Mitgliederzahlen. Zählte der SV Wiehl Anfang 2022 nur noch 24 Mitglieder, sind es mittlerweile wieder 30 Männer und eine Frau, die beim SV Wiehl ihrem Hobby frönen. Der Erfolg der Netflix-Serie „Damengambit“ könne damit etwas zu tun haben, vermutet Hein.

Der Vorsitzende ist optimistisch, dass der SV Wiehl eine Zukunft hat, obwohl in den vergangenen Jahren einige Schachvereine in der Nachbarschaft die Segel streichen mussten. „Wir sollten Geld in die Hand nehmen und ein regelmäßiges Training anbieten, gerade für Jugendliche. Denn ohne Jugend geht es nicht“, ist Hein überzeugt.


Die Feier findet statt am Samstag, 2. September, im Burghaus Bielstein, Burgstraße 9, in Wiehl-Bielstein. Um 14 Uhr: Begrüßung, Rückblick auf 100 Jahre Schach in Wiehl und Ausblick. 14.30 Uhr: Interview mit GM Gerald Hertneck, ab 14.45 Uhr Simultanturnier. Ab 18 Uhr: Programm für geladene Gäste. Zuschauer sind von 14 bis 18 Uhr willkommen.