Oberberg – Nachwuchssorgen, fehlende Akzeptanz und Anerkennung sowie oftmals keinen Verdienstausfall für Zeiten, in denen Menschen in Not geholfen wurde. Wenn die Vertreter von Freiwilliger Feuerwehr, THW, DRK, Maltesern, Johannitern und DLRG in die Zukunft blicken, dann werden auch ihre Sorgen darüber laut, wer die Arbeit in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr in einigen Jahren überhaupt machen soll.
Dabei habe die jüngste Flutkatastrophe in der Eifel deutlich gemacht, wie wichtig die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind. Der Katastrophenschutz in diesem Land baut auf sie, sagen die hiesigen Vertreter der Hilfsorganisationen.
Nachwuchsmangel ist groß
Der Nachwuchsmangel sei schon jetzt groß. Doch wenn in den kommenden Jahren die zahlreich noch tätigen Ehrenamtler der geburtenstarken Jahrgänge 1962, 63 und 64 aufhörten, werde sich die Situation noch einmal verschärfen, fürchten die Verantwortlichen. Allein in den 89 Ortsfeuerwehren im Oberbergischen gibt es aktuell noch 2750 Aktive. Lediglich 22 arbeiten als hauptberufliche Feuerwehrmänner auf der Gummersbacher Wache, was zeigt, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement ist.
Die aktuelle Hochwasser-Katastrophe hat Lars Hohmuth, stellvertretender Stadtbrandmeister in Gummersbach, zum Anlass genommen, bei einem gemeinsamen Pressegespräch auf die Sorgen und Nöte von Feuerwehr, THW & Co. hinzuweisen. Aber auch darauf, dass die Arbeit viel Spaß machen und auch was zurückgeben kann.„Retten und helfen ist geil“, sagt Hohmuth bewusst im jugendlichen Sprachjargon und erklärt damit aber auch seinen persönlichen Antrieb und den vieler anderer Ehrenamtler.
„Abschaffung des Wehrdienstes war ein Fehler“
Dass aber längst nicht alle jungen Menschen so denken, davon berichtete etwa der Ausbildungsbeauftragte des THW Gummersbach, Christian Groth. Seine Tochter, die ebenfalls beim THW angeheuert hat, werde bei ihren Freunden „komisch angesehen“, wenn sie berichtet, dass sie samstags in der Früh zum Dienst oder zur Ausbildung bei den ehrenamtlichen Helfern fahre. Dass heute immer mehr Helfer fehlen, sehen Groth und René Simon, Fachbereichsleiter Ausbildung und Einsatzdienste bei den Johannitern, auch in der Abschaffung der Wehrpflicht begründet.
„Als es die noch gab, konnten sich junge Männer alternativ zum Wehrdienst für sieben Jahre bei einer der Hilfsorganisationen verpflichten“, berichten die beiden. Dabei hätten Organisationen wie die Malteser viel zu bieten, wie Annika Irlenbusch berichtet, die seit dem 15. Lebensjahr dabei ist. „Die Leute wissen vielfach nicht, was wir machen. Für mich sind die Malteser wie eine zweite Familie“, sagt die junge Frau. Viel Enthusiasmus muss auch Daniela Galfeld von der Rettungshundestaffel der Johanniter mitbringen. Im Hauptberuf als Lehrerin tätig, ist sie zwei Mal pro Woche mit ihrer Hündin unterwegs, samstags auch mal gerne bis zu neun Stunden.
Wenig Verständnis für Hundesteuer
Dass die Ehrenamtler in der Rettungshundestaffel nach wie vor Hundesteuer bezahlen müssten, dafür hat die junge Frau kein Verständnis: „Im Ernstfall riskieren wir unser Leben für Menschen in einer Notsituation“, sagt sie. Kein Interesse haben die Helfer indes an Mitstreitern, die „Action haben wollen, und dann wieder gehen“, wie Volker Schmidt, Katastrophenschutzbeauftragter des DRK, es beschreibt.
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Tobias Starke von der DLRG Wipperfürth würde sich wünschen, dass die Kommunen im Kreis die Rettungsschwimmer gleich behandeln und für die wenigen Trainingszeiten in den Bädern keine Gebühren erheben würden. Das würde sich nämlich unmittelbar auf die Mitgliedsbeiträge auswirken, die die Ehrenamtler der DLRG bezahlen. Lars Hohmuth indes hofft, mit der Veranstaltung einen Impuls gegeben zu haben. Vielleicht auch in die Richtung, dass es junge Menschen „cool finden“, bei der Feuerwehr und den anderen Helfern dabei zu sein. „Daran müssen wir alle noch arbeiten“, sagt er.