Oberberg – Von „Impfdurchbrüchen“ spricht der Kreis zwar nicht – aber zunehmend mehr Oberberger, die positiv auf das Coronavirus getestet werden, haben einen vollständigen Impfschutz. Und: Knapp die Hälfte der Krankenhauspatienten mit einem Corona-Nachweis waren mindestens einmal geimpft. Das geht aus einer Erfassung für die Monate September und Oktober hervor, deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht wurden. Dass die Schutzimpfung unwirksam ist, zeige die Auswertung aber nicht, betont der Kreis.
Was hat der Kreis untersucht?
Das Gesundheitsamt hat den individuellen Impfstatus derjenigen Oberbergerinnen und Oberberger erfasst, die im September und Oktober mit einem PCR-Test positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Im September gab es 1168 dieser laborbestätigten Fälle, im Oktober waren es 973.
Aus den Zahlen beider Monate lässt sich ablesen, dass immer mehr Geimpfte unter den positiv Getesteten sind: Von allen Betroffenen hatten im September 21 Prozent einen vollständigen Impfschutz und im Folgemonat 32 Prozent. In den Monaten davor war der Anteil der Betroffenen mit vollständiger Impfung noch ungleich geringer: Im Juli waren es nur knapp über acht Prozent und im August lag deren Anteil bei 15 Prozent.
Umgekehrt wird der prozentuale Anteil der ungeimpften Betroffenen geringer: Gar keinen Impfschutz hatten im September 71 Prozent aller laborbestätigten Fälle und im Oktober nur noch 51 Prozent. Keine der Betroffenen hatte eine Drittimpfung erhalten. Die restlichen Personen waren einmal geimpft oder es lagen keine Informationen zum Impfstatus vor.
Wie erklärt sich der Kreis diese Entwicklung?
Die steigende Zahl von positiv Getesteten mit vollständiger Impfung sei „auch mit der steigenden statistischen Wahrscheinlichkeit“ zu erklären: Weil es mehr Geimpfte gibt, gibt es unter ihnen auch mehr Infizierte. Gesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann betont, dass die Impfung trotzdem wirksam sei: Die Impfung könne zwar keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung bieten, schütze aber vor einem schweren Krankheitsverlauf: „Vollständig geimpfte Personen, die positiv getestet werden, haben in der Regel keine oder nur milde Symptome.“ Zudem zeigten Untersuchungen, dass vollständig Geimpfte nur für einen kurzen Zeitraum Virusüberträger sind – wenn überhaupt.
Wie viele Geimpfte liegen im Krankenhaus?
Von den im September und Oktober 73 positiv Getesteten, die in einem Krankenhaus behandelt wurden, waren 51 Prozent gar nicht geimpft. 40 Prozent hatten einen vollständigen Impfschutz, zwei Prozent hatten schon die dritte Impfung erhalten. Bei sieben Prozent lag keine Angabe zum Impfschutz vor. Das Durchschnittsalter aller Patienten lag bei 63 Jahren. Wenngleich der Kreis täglich die Zahl der Patienten mit Corona-Nachweis veröffentlicht, ist die Virusinfektion oft nicht der Grund für den Klinikaufenthalt.
Größtenteils seien die Patienten wegen einer anderen Erkrankung in Behandlung, würden dann aber bei der Standard-Corona-Untersuchung positiv getestet. Wer aber tatsächlich mit schweren Covid-19-Symptomen auf der Intensivstation landet und dort beatmet wird, sei in der Regel nicht geimpft, sagt der Kreis. Das zeigten die Erfahrungen der zurückliegenden Wochen.
Wie kommen die Impfungen voran?
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung gab es in Oberberg bislang 350 974 Impfungen, davon 171 522 Zweitimpfungen und 8115 Drittimpfungen. Insgesamt sei die Zahl der erfolgten Impfungen in den vergangenen beiden Monaten rückläufig, so der Kreis. Aber: Nach der Schließung des Impfzentrums Ende September habe die Nachfrage nach dem mobilen Angebot in den Impfmobilen zugenommen. Seit dem ersten Einsatz des Impfmobils Mitte August führte das mobile Team bei 64 Stopps insgesamt 5232 Impfungen durch – annähernd die Hälfte davon seit Oktober nach Schließung des Impfzentrums.
Welches Vakzin ist wie wirksam?
Der Kreis macht keine Angaben dazu, ob Impfdurchbrüche bei bestimmten Vakzinen häufiger vorkommen. Jedoch seien in den Impfmobilen derzeit besonders Auffrischungsimpfungen mit einem mRNA-Vakzin nach der Impfung mit Johnson & Johnson gefragt. Die Drittimpfungen, die aktuell für ältere und immunschwache Menschen und medizinisches Personal empfohlen wird, liege vorrangig in den Händen niedergelassener Ärzte. Elvermann empfiehlt, diese Booster-Impfungen auch wahrzunehmen.