Oberberg – Hat der Oberbergische Kreis bald neben Dr. Carsten Brodesser (CDU) und Sabine Grützmacher (Grüne) einen dritten Bundestagsabgeordneten? Wie AfD-Kreissprecher Bernd Rummler auf Anfrage bestätigte, steht der Abgeordnete Eugen Schmidt vor einem Umzug ins Oberbergische.
Der 46-jährige Schmidt, der bisher auch politisch im Rhein-Erft-Kreis beheimatet war und im Herbst 2021 über die Liste erstmals in den Bundestag eingezogen war, hatte erst jüngst sein Kreistagsmandat dort niedergelegt. Zuvor hatte es dort schon Hinweise auf einen möglichen Wohnortwechsel nach Oberberg gegeben, was mit dem Mandat nicht zu vereinbaren gewesen wäre. Auf eine Anfrage dieser Zeitung hin hatte sein Anwalt die Behauptung, Schmidts Erstwohnsitz sei nicht im Rhein-Erft-Kreis, zurückgewiesen.
Mit Interview für Schlagzeilen gesorgt
Recherchen im Oberbergischen ergaben, dass Schmidt tatsächlich dort, wo sein Wohnort hier vermutet wurde, bislang nicht gemeldet wurde. Das deckt sich mit der Aussage Rummlers, der davon spricht, dass ein Umzug noch bevorstehe. Er habe Schmidt allerdings zuletzt schon an einem Wahlstand in Gummersbach getroffen, so der Kreissprecher und AfD-Direktkandidat im Wahlkreis Oberbergischer Kreis I.
Mit Schmidt käme ein zuletzt umstrittener Bundestagabgeordneter in die Region. Der 46-Jährige, der in Kasachstan geboren ist und 1999 als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen war, ist in Nordrhein-Westfalen Landesbeauftragter für das „Netzwerk der Russlanddeutschen in der AfD“. Für bundesweite Schlagzeilen hatte er im März mit einem Interview in einem russischen Radiosender gesorgt: Laut Medienberichten soll er dort unter anderem gesagt haben, dass es „in Deutschland keine Demokratie“ gebe, dass es kein Rechtsstaat sei und „eine einheitliche Meinung von einer regierenden Elite“ aufgedrängt werde. Später hatte er sich von diesen Äußerungen distanziert: Seine Äußerungen seien falsch wiedergegeben worden.
Verändert das die AfD in Oberberg?
Ein Neuzugang mit durchaus politischer Bedeutung also: Denn gerade in Oberberg, das hat die AfD unter Verweis auf ihre lokalen Ergebnisse immer wieder unterstrichen, kommen aus der aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stammende Bevölkerung besonders viele Stammwähler der Partei. Deshalb war auch Schmidt schon einmal in Gummersbach: Im Landtagswahlkampf 2017, als der damalige AfD-Landeschef Marcus Pretzell in der Halle 32 zu Gast war, hatten Schmidt und sein Netzwerk in der Halle einen Informationsstand aufgebaut.
Verändert das die AfD in Oberberg? Schließlich hatten sich die beiden Direktkandidaten der Partei für den Landtag – neben Rummler auch Susanne Valentin – von den allzu russlandfreundlichen Stimmen in ihrer Partei angesichts Ukraine-Kriegs deutlich abgegrenzt. Rummler rechnet damit dennoch nicht: Zunächst einmal würde man sich freuen, einen direkten Ansprechpartner im Bundestag hinzugewinnen, sagt der Kreissprecher.