Marco Friederichs und sein Sohn Marcel aus dem Ort Bitze entstammen einer Dynastie an Schädlingsbekämpfern. Der Beruf hat sich stark gewandelt.
Schädlingsbekämpfer aus MorsbachWenn der Online-Handel die Papierfischchen satt macht

Machen ungebetenen Gästen den Garaus: Marco (links) und Marcel Friederichs aus der Morsbacher Ortschaft Bitze arbeiten als Schädlingsbekämpfer. MF Schädlingsbekämpfung hießt ihr Unternehmen.
Copyright: ds Siegbert Dierke
Ratten, Mäuse, Silberfische, Wespen – nehmen vermeintliches Ungeziefer oder auch Insekten überhand, klingelt in der Morsbacher Ortschaft Bitze das Telefon der Schädlingsbekämpfer Marco und Marcel Friederichs. Vater Marco (55) ist seit dem Jahr 1992 in der Branche tätig, der zuvor als Garten- und Landschaftsbauer ausgebildete Sohn Marcel (28) kam nach einer Umschulung 2018 ins Unternehmen. Die Friederichs sind eine Dynastie von Schädlingsbekämpfern.
„Schon mein Vater hat das gemacht“, erinnert sich Marco Friederichs. Er und sein Sohn sind fasziniert von der Vielseitigkeit ihres ungewöhnlichen Jobs. „Es ist jeden Tag eine Herausforderung“, berichtet Marco. „Detektiv- und Handarbeit, aber auch Bürotechnik – hier ist alles dabei“, schwärmt auch Sohn Marcel.
Ihr Job beginnt meist mit einem besorgten Kundenanruf. Hat dieser beispielsweise Tierkot in seinem Keller gefunden, beginnt für die Friederichs die Detektivarbeit: Mit welchem Schädling hat man es zu tun, wie hat er es in den Keller geschafft? Gibt es Baumängel, offene Türen? Wenn der Einlass lokalisiert ist, werden Fallen aufgestellt. Über eine Köderkontrolle kann dann die Stärke des Befalls festgestellt werden. Das Vorgehen unterscheidet sich hierbei aber von Haus zu Haus und von Schädling zu Schädling.
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Morsbacher Fachleute zählen seit der Corona-Pandemie immer mehr Ratten
Zudem verändert sich der Beruf mit der Zeit. „Der Umgang mit Giftstoffen ist beispielsweise deutlich stärker reguliert als früher“, berichtet Marco Friederichs. Im Bereich der Fallen hat die Digitalisierung Einzug gehalten, so kann man mittlerweile am Computer den Zustand des ausgelegten Köders im Auge behalten. Auch die Schädlingslage in Oberberg hat sich gewandelt.
„Seit Corona stellen wir extreme Probleme mit Ratten fest“, erzählt Marco Friederichs und fügt augenzwinkernd an: „Durch das Home-Office haben die Leute festgestellt, was in ihren Gärten abgeht.“ Als Hauptursache für den Rattenbefall nennt er das Futter, das die allesfressenden Nager beispielsweise in Form von Vogelnahrung oder falsch entsorgtem Müll vorfinden.
Auch die Einsätze wegen Silber- und Papierfischen seien stark angestiegen, erzählt Marco Friederichs. Während Silberfische den meisten bekannt sein dürften, sind die Papierfische erst seit Mitte der Nullerjahre in Deutschland heimisch. Wie der Name schon sagt, fühlen sie sich vor allem in Papier und Kartonagen wohl. Durch die Zunahme an Paketlieferungen aus dem Online-Handel ist auch die Gefahr gestiegen, sich diesen Schädling einzufangen.
Morsbacher Schädlingsbekämpfer warnen vor Schwarzen Schafen in ihrer Branche
„Wenn man das nicht angeht, sind die plötzlich im ganzen Haus“, erklärt Schädlingsexperte Marco Friederichs. Um dem ungebetenen Gast den Garaus zu machen, tragen die Schädlingsbekämpfer dann entweder in kleinen Klecksen ein Gel auf die Fußleisten des Hauses auf, das die Papierfische schnell beseitigt, oder sie sorgen durch ein aufgesprühtes Langzeitmittel für Abhilfe, das die Tiere über einen längeren Zeitraum vergiftet.
Für den privaten Kampf gegen Schädlinge haben Marco Friederichs und sein Sohn indes einige Tipps parat. Um dem Befall mit Ratten- oder Mäusen vorzubeugen, bietet sich beispielsweise eine Überprüfung der Kellertüre auf einen Schlupfspalt an, Futtermittel oder Müsli bewahrt man am besten in geschlossen Boxen auf. Sobald es aber haariger wird, müssen die Profis ran. „Man bekommt viele der Bekämpfungsmittel als Privatperson einfach nicht“, erklärt Marcel Friederichs.
Ein weiterer, wichtiger Tipp: „Viele unserer Kunden wissen gar nicht, dass sie gegen viele Schädlinge versichert sind“, erzählt Marco Friederichs. Gerade in der Wespensaison ist das eine wichtige Information: „95 Prozent der Wespennester entfernen wir über eine Versicherung“, erklärt Friederichs.
Warnen wollen die beiden vor Scharlatanen, die sich im Internet als Schädlingsbekämpfer ausgeben. „Das hat deutlich zugenommen, auch in Oberberg“, sagt Marco Friederichs. „Die tauchen auf und lassen sich bar bezahlen“, erklärt er. Die entsprechende Dienstleistung sei dann aber entweder falsch oder gar nicht erledigt. „Die verdienen an der Angst der Leute“, ärgert sich Sohn Marcel. „Angst bei Schädlingsbefall ist aber verständlich, gerade bei Allergikern“, betont er. Hier setzen die Friederichs auf Sensibilisierung und schnelles Handeln. Dafür könnten sie in Zukunft Zuwachs gebrauchen. „Azubi, Quereinsteiger, Umschüler, das ist egal“, betont Marco Friederichs.
Den ausbleibenden Nachwuchs erklärt sich der Morsbacher mit dem Ekel vor den zu bekämpfenden Schädlingen. Den aber haben sich er und erst recht sein Vater Marco wohl schon lange abtrainiert.