Insgesamt 15 neue Busse gehören bald zum Fuhrpark des Gummersbacher Verkehrsunternehmens. Fünf der Fahrzeuge sind bereits im Linienverkehr.
Nahverkehr der ZukunftDie Ovag rollt jetzt auch mit Wasserstoff durch Oberberg

Vorerst versorgt eine mobile Tankstelle auf dem Betriebshof der Ovag in Wipperfürth-Hämmern die neuen Linienbusse mit Wasserstoff.
Copyright: Desiree Horn
Im Oberbergischen Kreis ist ein wegweisendes Projekt für den Öffentlichen Nahverkehr gestartet: Mit der Inbetriebnahme der ersten fünf von insgesamt 15 Wasserstoffbussen geht die Region einen wichtigen Schritt in Richtung emissionsfreie Mobilität. Die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) setzt dabei auf eine zukunftsfähige Technologie, die nicht nur die Emissionen von CO2 reduzieren, sondern auch den Weg für eine nachhaltige Mobilität in ländlichen Gebieten ebnen soll. Offizieller Startschuss war am Dienstag auf der Linie 336 von Wipperfürth nach Gummersbach.
Oberbergs Landrat Jochen Hagt betonte: „Mit der Inbetriebnahme dieser Busse machen wir einen ersten großen Schritt in Richtung emissionsfreie Mobilität im Oberbergischen Kreis.“ Die neuen Busse vom Typ „Urbino 12 Hydrogen“ des Herstellers Solaris nutzen eine Brennstoffzelle, die Strom aus Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Die Wasserstoffbusse haben eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern.
Ovag ist auf die Förderung aus der Bundeskasse angewiesen
Die Beschaffung dieser Fahrzeuge fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit einer Summe in Höhe von 4,3 Millionen Euro. Corinna Güllner, Geschäftsführerin der Ovag, unterstrich die Notwendigkeit dieser Unterstützung durch den Bund: „Ohne finanzielle Hilfe wäre die Anschaffung der Busse in dieser Größenordnung nicht möglich gewesen.“ Trotz der Förderung durch den Bund und das Land bleibe für die Ovag ein finanzieller Eigenanteil, da die Wasserstoffbusse mit rund 611.000 Euro pro Fahrzeug fast doppelt so teuer sind wie herkömmliche Dieselbusse. Zudem sei der Betrieb der Wasserstoffbusse bislang teurer als der von Dieselbussen, ergänzte Güllner.
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Auf ihrem Betriebshof in der Wipperfürther Ortschaft Hämmern stellte die Ovag am Dienstag die neuen Busse vor. Dort begann auch die erste offizielle Fahrt.
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Neben der Neuheit des Wasserstoffantriebs verfügen die Fahrzeuge über moderne Fahrassistenzsysteme, so verzichtet der Hersteller etwa auf herkömmliche Außenspiegel: Stattdessen sind Kameras installiert, deren Bilder auf Monitore im Innenraum übertragen werden. Der Fokus der Ausstattung liege dabei auf der Sicherheit der Fahrer und der Fahrgäste, erklärte Güllner.
In Wipperfürth-Hämmern steht zunächst eine mobile Tankstelle
Betankt werden die Busse zunächst an einer mobilen Tankstelle. Den Wasserstoff liefert die Firma Air Liquide in Trailern, die bis zum Bau einer stationären Tankstelle die Busse mit dem Treibstoff versorgt. Eine stationäre Tankstelle ist bereits in Planung und soll 2026 in Betrieb genommen werden. Sven Halldorn, Abteilungsleiter im Ministerium für Digitales und Verkehr, hob die Bedeutung des Projekts für die Reduktion von CO2-Emissionen im Verkehrssektor hervor.
Er betonte, dass der Umstieg auf emissionsfreie Technologien wie Wasserstoff und Batterieantriebe eine zentrale Rolle in den Klimaschutzstrategien der Bundesregierung spiele. „Ohne einen verlässlichen und umweltfreundlichen ÖPNV wird es schwer, die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen“, so Halldorn. Das Projekt in Oberberg stehe stellvertretend für viele ähnliche Initiativen, die in Deutschland umgesetzt werden, um den Öffentlichen Nahverkehr nachhaltiger zu gestalten.
Vor der Inbetriebnahme der Wasserstoffbusse mussten umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden, darunter Machbarkeitsstudien, Genehmigungsprozesse und europaweite Ausschreibungen. Auch die betrieblichen Abläufe der Ovag mussten an die neue Technologie angepasst werden. „Besonders die Schulung der Fahrer und eine Anpassung der Fahrpläne waren notwendig, um den neuen Fahrzeugen gerecht zu werden“, schilderte Geschäftsführerin Güllner. Die ersten fünf Wasserstoffbusse sind bereits in den Linienbetrieb aufgenommen worden, weitere Busse kommen in den nächsten Wochen hinzu.
Ziel ist es, den Norden des Oberbergischen Kreises sowie angrenzende Gebiete, etwa in Gummersbach, mit den emissionsfreien Fahrzeugen anzusteuern.
E-Mobilität im ÖPNV
Bis 2030 sollen 50 Prozent der Stadtbusse in Deutschland elektrisch unterwegs sein – per Batterie, Brennstoffzelle oder Oberleitung. Derzeit rollen mehr als 4100 E-Busse durch deutsche Städte. Zuletzt Monat machten sie rund 30 Prozent der Neuzulassungen aus. Mit mehr als 1000 neuen E-Bussen pro Jahr liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 3. Auch regional geht es voran: Die Ovag hat bereits rund 12,5 Prozent ihrer Busflotte elektrifiziert.