Mit Makler Christoph Langer und einem Interessenten aus Köln geht es auf Besichtigungstour durch die Kirche von Morsbach-Ellingen.
ImmobilienAus einer Kirche in Morsbach könnte ein Feriendomizil mit Friedhof werden
Er hat es sofort vor Augen: Der Altarraum wird zur Küche, die Empore zum Schlafzimmer, dazwischen erstreckt sich ein offener Raum. „Das hat echt Potenzial, hier lässt sich was Tolles machen“, schwärmt Bernd Hartwig (Name auf Wunsch geändert). Der Kölner steht mitten in der Kirche Christ König und lässt die Blicke schweifen.
Das katholische Gotteshaus in der Morsbacher Ortschaft Ellingen steht zum Verkauf. Und der Kölner Hartwig ist einer der Interessenten. „Ich bin gerade auf der Suche nach einem ganz besonderen Objekt, um daraus ein Ferien- und Wochenenddomizil für mich und meine Familie zu machen“, erklärt der 63-Jährige. „Das Gebäude soll unbedingt eine Bruchsteinfassade haben.“
Am Morgen noch ist Hartwig in der Eifel gewesen, hat sich dort ein früheres Schulhaus angesehen. „550.000 Euro, außen top, innen eine Katastrophe“, fasst Hartwig zusammen und ergänzt, dass er sich auskenne, dass er bereits einige historische Bauwerke auf Vordermann gebracht habe. „Ich habe ein eingespieltes Handwerkerteam an der Seite.“
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In Ellingen müsste er deutlich weniger hinblättern: Seit vergangenem Juni ist die Kirche für 175.000 Euro auf dem Markt. „Ein sehr fairer Preis, wenn man an die hochwertigen Materialien denkt, die darin verbaut sind“, findet Makler Christoph Langer. „Und dann ist da ja noch das 2335 Quadratmeter große Grundstück.“
Hat der Geschäftsführer des Morsbacher Maklerbüros Matschke die vor etwa drei Jahren stillgelegte Kirche zunächst über die eigenen Internetseiten in der Region angeboten, so ist sie heute in allen gängigen Immobilienbörsen zu finden. Und das Interesse sei rege.
In der Kirche in Morsbach-Ellingen ist fast alles möglich, da kein Denkmalschutz besteht
„Sehr konkret ist die Anfrage eines Unternehmers, der ein Kolumbarium, eine geweihte Aufbewahrungsstätte für Urnen, einrichten möchte“, schildert Langer. Es habe sich aber auch jemand gemeldet, der in den Mauern seine eigene Freikirche gründen wolle. „Ein anderer Interessent hat gesagt, er wolle aus der Kirche eine Garage machen. Er brauche einen Unterstand für einige größere Fahrzeuge“, berichtet der Makler und schüttelt den Kopf. Zwar sei fast alles möglich, da das 1928 fertiggestellte Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht.
„Aber das geht dann doch zu weit“, urteilt Langer, der in seinem Heimatort Wildbergerhütte selbst im Kirchenvorstand aktiv ist. Dass die noch nicht entweihte Christ-König-Kirche veräußert werden soll, haben der Kirchenvorstand und der Seelsorgebereich Morsbach – Friesenhagen – Wildbergerhütte im vergangenen Jahr beschlossen: Der Betrieb lohne sich nicht mehr, notwendige Sanierungen wären teuer. Die Orgel indes soll einen neuen Platz finden und bald von der Empore im insgesamt 220 Quadratmeter großen und 6,80 Meter hohen Innenraum verschwinden.
Wer die Kirche kauft, bekommt ein Stück Friedhof dazu. Im unteren, dem älteren Teil, hat es schon länger keine Beerdigung mehr gegeben. 2041 soll die letzte Beerdigung erfolgen, danach gilt eine Ruhefrist bis 2065. Die muss der künftige Eigentümer wahren. Für Bernd Hartwig wäre das kein Problem. Er werde die Gräber ohnehin nicht antasten, versichert der Kölner. „Aber haben möchte ich sie auch nicht, das finde ich zu gruselig für meinen Garten.“
Interessent möchte ein Stück Friedhof aus dem Grundstück herausnehmen lassen
Sollte er sich für den Kauf entscheiden, so wolle er das Stück Friedhof aus dem Grundstück lösen. „Lieber hätte ich bisschen mehr Grund vor dem Haupteingang, um mehr Privatsphäre zu schaffen.“ Kirche und Friedhof befinden sich auf einer Anhöhe, zwei Wege führen zu den Grabstätten – einer davon verläuft eben dicht am Gotteshaus.
Die um 1700 errichtete Marienkapelle unterhalb davon ist nicht im Angebot enthalten. „Die ist ein beliebter Wallfahrtsort“, erklärt Langer. Sein Maklervertrag läuft sechs Monate – er sei sehr zuversichtlich, dass die Christ-König-Kirche in dieser Zeit einen neuen Eigentümer findet.
Bernd Hartwig ist angetan von dem, was er gesehen hat. In den versteckten Dachboden ist er geklettert, hat sich den 1987 eingebauten Ölofen im Keller ebenso angesehen. Dort erinnern Regale voll staubiger Ausleihbücher an die Vergangenheit – ein hölzerner Regenbogen kündet zudem von der Kommunion 2008, bunte Wimpel zeugen von feierlichen Anlässen. „Den Kreuzweg in der Kirche würde ich auf jeden Fall behalten, ebenso die Fenster“, verrät der Interessent.